Julia Sommerliebe 0023
erwiderte sie entschuldigend. „Aber ich möchte es gern lernen. Ich denke daran, Unterricht zu nehmen.“
Er begegnete ihrem Blick im Spiegel und hielt ihn gefangen. „Ich gebe Ihnen eine kostenlose Stunde, wenn Sie einwilligen, heute Abend mit mir zum Dinner auszugehen.“
Ihre Finger verharrten reglos in seinen seidigen schwarzen Haaren. „Also … Ich glaube nicht, dass Riccardo einverstanden damit ist, dass seine Angestellten privat mit den Kunden verkehren.“
„Er wird einwilligen, wenn es um mich geht“, widersprach Antonio mit seinem unerschütterlichen Selbstvertrauen, das bei jedem anderen Mann arrogant gewirkt hätte.
„Würden Sie bitte mit mir zum Waschbecken kommen?“ Sie bemühte sich, cool und selbstsicher zu wirken, doch es gelang ihr nicht ganz.
Er stand auf, und seine Größe ließ Claire neben ihm winzig erscheinen. „Riccardo muss sehr viel von Ihren Fähigkeiten halten, wenn er einen seiner besten Kunden an Sie weiterreicht. Da bin ich wohl bei Ihnen in guten Händen, si? “
Sie reagierte auf sein Flirten, wie es jede andere junge Frau getan hätte, und lächelte ihn an. „Nur, wenn Sie sich benehmen, Signor Marcolini. Es gehört zu meinen unumstößlichen Prinzipien, all meine Kunden zufriedenzustellen, sogar die anspruchsvollsten. Niemand geht hier unzufrieden raus.“
„Davon bin ich überzeugt“, murmelte er und beugte den Kopf nach hinten über das Waschbecken.
Es fühlte sich unbeschreiblich an, die Finger in seinen dichten seidigen Haaren zu vergraben, und sie massierte seine Kopfhaut wesentlich länger als bei jedem anderen Kunden vor oder nach ihm …
Entschlossen zwang Claire sich, aus der Vergangenheit in das Hier und Jetzt zurückzukehren. Sie wollte nicht daran denken, dass sie mit Antonio zum Essen ausgegangen war – nicht nur an jenem Abend, sondern auch am folgenden.
Schon gar nicht wollte sie daran erinnert werden, wie er sie bei ihrem dritten Date so betörend geküsst hatte, dass sie wenige Augenblicke später nackt in seinen Armen gelandet war. Wie stürmisch er in sie eingedrungen war. Wie ihr unterdrückter Schrei ihn veranlasst hatte, abrupt innezuhalten vor Schreck, weil er ihr unbeabsichtigt wehgetan hatte.
Nein! Claire verdrängte die Erinnerungen in den hintersten Winkel ihres Gedächtnisses. Damals hatte er ihr zum ersten, aber nicht zum letzten Mal wehgetan. Doch das wollte sie erst recht vergessen.
Laut verkündete sie: „Es fällt mir wirklich schwer zu glauben, dass du in den letzten fünf Jahren nicht ständig eine Geliebte hattest.“
„Glaub doch, was du willst. Wie schon in der Vergangenheit habe ich auch jetzt keinen Einfluss in deine unergründliche Denkweise.“
Sie biss die Zähne zusammen und sagte schroff: „Weißt du, du musst schon ein bisschen mehr Charme aufbringen, um mich wieder in dein Bett zu kriegen.“
Er lächelte überheblich. „Meinst du wirklich?“
Sie wich einen Schritt zurück und ballte die Hände zu Fäusten. „Was halten eigentlich deine Eltern und dein Bruder von deinem hinterlistigen kleinen Plan, mich in den Schoß der Familie Marcolini zurückzulocken?“
Ein Schatten glitt über seine dunklen Augen – so flüchtig, dass Claire es beinahe übersehen hätte. „Mein Vater ist leider vor zwei Monaten gestorben. Er hatte einen schweren Herzanfall. Sein Leben lang hat er zu viel geraucht, zu viel gearbeitet und zu wenig auf den Rat seines Arztes und seiner Familie gehört, es langsamer angehen zu lassen.“ Antonio verstummte für einen Moment und hielt ihren Blick auf beunruhigende Weise gefangen. „Ich dachte, du hättest in der Zeitung darüber gelesen?“
„Ich muss es wohl übersehen haben.“ Respektvoll senkte sie Stimme und Kopf. „Es tut mir sehr leid. Deine Mutter muss ihn furchtbar vermissen. Euch allen muss er sehr fehlen.“
„Meine Mutter hält sich unter den gegebenen Umständen sehr tapfer. Mein Bruder Mario hat die Geschäfte meines Vaters übernommen.“
Überrascht sah sie ihn wieder an. „Was? Soll das heißen, dass dein Vater dir in seinem Testament nichts hinterlassen hat?“
Ein undefinierbarer Ausdruck trat in seine Augen. „Mario und ich sind natürlich Partner, aber aufgrund meiner beruflichen Verpflichtungen muss ich ihm zwangsläufig den überwiegenden Teil der Unternehmensführung überlassen.“
„Ich nehme an, du hast deinen Bruder von deiner Absicht unterrichtet, mich während deines Aufenthalts hier aufzusuchen“, bemerkte Claire trocken. „Sicher
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