Julia Sommerliebe 0023
mehr als alles andere unter die Haut ging. Wie wundervoll ihre Augen in einem Moment noch vor Zorn und Trotz blitzten und schon im nächsten vor Tränen funkelten, wenn sie an ihre Tochter dachte.
Sie war wie ein Film oder Roman mit unterschiedlichsten Ebenen und verschlungenen Nebenhandlungen, die er beim ersten Mal nicht verstanden hatte. Erst jetzt lernte er ihre Einzigartigkeit zu schätzen.
Antonio hatte sich nie wohl dabei gefühlt, seine Gefühle für Claire zu analysieren. Warum dem so war, wusste er immer noch nicht.
Da er weder eine schwere Kindheit hinter sich hatte, noch von Frauen verletzt worden war, konnte er sich nicht erklären, warum es ihm so schwerfiel, sich ihr zu öffnen. Er wusste nur, dass er etwas für Claire empfand, das er nie bei einer anderen Frau verspürt hatte.
Er hob ihren Kopf an, streichelte ihren Mund mit seinem und versicherte: „Es ist nicht vorbei, cara. “ Dann öffnete er ihr Handtuch und ließ es zusammen mit seinem zu Boden fallen. „Noch lange nicht.“
10. KAPITEL
Drei Wochen später, als Claire gerade aus dem Waschraum im Salon kam, blickte Rebecca ihr forschend ins Gesicht und fragte: „Willst du mich weiterhin damit abspeisen, dass du etwas Falsches gegessen hast? Oder sagst du mir endlich die Wahrheit? Es ist jetzt das dritte Mal in den letzten drei Tagen, dass du dich übergeben hast.“
Claire seufzte tief und tupfte sich die feuchte Stirn ab. „Ich glaube, ich bin schwanger. Ich habe noch keinen Test gemacht, aber alle Anzeichen sprechen dafür.“
Aufgeregt rief Rebecca: „Wow, das ist ja fabelhaft! Hast du es Antonio schon gesagt?“
„Nein. Noch nicht.“
„Glaubst du denn nicht, dass er sich freuen wird?“
„Ich glaube, dass er sich sogar sehr freuen wird. Das bedeutet nämlich, dass eine Scheidung nicht infrage kommt – zumindest vorläufig nicht.“
„Aber ich dachte, eure Scheidung wäre längst endgültig vom Tisch. In den letzten Wochen warst du glücklicher als seit Jahren. Du hast nur so gestrahlt! So kannte ich dich davor noch gar nicht. Ich bin davon ausgegangen, dass es zwischen euch richtig gut klappt.“
„Es stimmt schon, dass unser Verhältnis sich gebessert hat.“ Claire dachte daran, wie aufmerksam und rücksichtsvoll Antonio in letzter Zeit war. „Er ist sehr nett zu mir – führt mich zum Dinner aus und besucht Veranstaltungen mit mir, kauft mir Kleider und so weiter. Er hat mir sogar angeboten, nächstes Wochenende mit mir nach Narrabri zu fahren und meine Mutter kennenzulernen.“
„Aber?“
In gequältem Ton rief Claire: „Verstehst du denn nicht, Bex? Es geht alles wieder von vorn los!“
„Ich fürchte, ich kann dir nicht folgen.“
„Das Einzige, was er will, ist ein Erbe für das Marcolini-Imperium. Nur deshalb hat er damals, als ich schwanger wurde, darauf bestanden, mich zu heiraten – um dem Baby seinen Namen zu geben. Es ging nicht darum, dass er mich geliebt hat oder den Rest seines Lebens mit mir verbringen wollte, sondern einzig und allein um ein Kind.“
„Aber die Dinge könnten sich inzwischen geändert haben.“
„Na klar!“, erwiderte Claire mit einem zynischen Zug um den Mund. „Die Dinge haben sich ganz eindeutig geändert. Jetzt gehört ihm der halbe Nachlass seines Vaters – zusätzlich zu seinem eigenen Besitz, der ein kleines Vermögen darstellt, das lass dir gesagt sein. Er weiß, dass er mir ein riesiges Stück vom Kuchen abgeben muss, wenn er sich von mir scheiden lässt. Gibt es einen besseren Weg, sein Geld zu behalten, als mich in sein Leben zurückzulocken und dabei einen Erben zu bekommen?“
Rebecca dachte einen Moment darüber nach. „Ich glaube, du hast ihm noch nicht gestanden, dass du ihn immer noch liebst. Stimmt’s?“
„Ach, Bex, es fällt mir so verdammt schwer, den Mund zu halten.“ Claire war den Tränen nahe. „Aber ich kann es ihm nicht sagen. Den Fehler habe ich damals begangen. Ich darf mich nicht noch mal wieder so verletzlich machen. Wenn wir zusammenbleiben, müssen wir in der Partnerschaft gleichberechtigt sein. Ich will nicht für das geliebt werden, was ich ihm geben kann, sondern einfach nur um meinetwillen.“
„Wie lange seid ihr jetzt wieder zusammen? Ich schätze, gut drei Wochen, oder? Und eines darfst du nicht vergessen: Kaum dass er einen Fuß auf australischen Boden gesetzt hatte, hast du ihm schon mit den Scheidungspapieren vor seiner Nase gewedelt. Danach wird er seine Gefühle für dich nicht gerade bereitwillig
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