Julia Sommerliebe 0023
sich als zu kostspielig für dich erweisen könnte, nachdem dein Vater gestorben ist und dir die Hälfte seines Vermögens hinterlassen hat?“
Seine Augen blitzten auf. „Deswegen hast du mir die Scheidungspapiere geschickt, stimmt’s? Du hast eine Chance gewittert, mich auszunehmen wie eine Weihnachtsgans – zum Ausgleich dafür, dass ich dich früher angeblich auf verschiedenste Weise vernachlässigt habe. Du hast durch die Zeitung vom plötzlichen Tod meines Vaters erfahren und gleich mal kalkuliert, was für dich dadurch herausspringen könnte. Aber zum Glück für mich hat dein Bruder dir einen Strich durch die Rechnung gemacht.“
Wütend starrte Claire ihn an und ballte die Hände zu Fäusten. „Ich habe zum ersten Mal vom Tod deines Vaters gehört, als du es mir bei unserem Treffen neulich erzählt hast“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Du arroganter, gefühlloser Schuft hast es von Anfang an darauf angelegt, mich wieder ins Bett zu kriegen. Weil du gehofft hast, dass ich mich dann nicht mehr von dir trennen will. Kein Wunder, dass du mir teure Ringe und ein Auto kaufst und über Babys redest! Du willst mich dadurch an dich binden.“
„Es wird keine Scheidung geben“, erklärte er mit einem unnachgiebigen Zug um den Mund. „Ich will, dass dir das absolut klar ist – erst recht, wenn du ein Baby erwarten solltest.“
„Wie kannst du das so nüchtern angehen? Es geht hier nicht um eine geschäftliche Verbindung. Ich lasse mich nicht kaufen. Du sprichst über mein Leben. Was, wenn ich es mit jemand anderem verbringen will? Hast du schon mal daran gedacht?“
Er blickte ihr durchdringend in die Augen. „Gibt es denn jemand anderen?“
Verärgert konterte sie: „Warum sagst du es mir nicht? Schließlich überwachst du mich doch ständig.“
„Das ist nicht wahr“, widersprach Antonio nachdrücklich. „Ich habe rein zufällig herausgefunden, dass du hinter der Spende steckst. Und ich bin verwirrt, dass du mir nichts davon gesagt hast. Du hast mich in dem Glauben gelassen, dass du zu deinem eigenen Vergnügen Geld von meiner Mutter verlangt hast. Stattdessen finde ich heraus, dass du damit vielleicht Hunderten von Frühgeburten das Leben gerettet hast.“
„Ich habe das Geld nicht von deiner Mutter verlangt. Sie hatte den Scheck schon ausgestellt, bevor sie mich an dem Abend aufgesucht hat. Ich kann nicht begreifen, warum sie nach wie vor darauf beharrt, dass ich es von ihr erpresst habe.“
Antonio seufzte. „Es hat keinen Sinn, die Sache wieder durchzukauen. Wenn du sagst, dass es so war, dann glaube ich dir.“
Vor Überraschung riss Claire die Augen auf. „Du glaubst mir?“
Er strich sich durch das feuchte Haar. „Wenn wir in unserer Ehe diesmal glücklicher sein wollen, müssen wir beide lernen, einander zu vertrauen.“
Claire setzte eine sarkastische Miene auf. „Du hast mir gerade vorgeworfen, es auf die Hälfte deines Vermögens abgesehen zu haben. Zeugt das nicht von einem Mangel an Vertrauen deinerseits?“
Eine Weile musterte er sie schweigend. Sichtlich angespannt dachte er nach. Schließlich wollte er wissen: „Warum hast du nach so langer Zeit ausgerechnet jetzt die Scheidung von mir verlangt?“
Sie zögerte mit der Antwort. „Weil ich zu dem Schluss gekommen war, dass unsere Ehe endgültig gescheitert war. Deswegen.“
Antonio fragte sich, ob er Claire glauben konnte. Er hatte sie durch Erpressung in sein Bett zurückgeholt, aber er musste ihr insofern recht geben, dass er ihr nicht ewig mit der Verhaftung ihres Bruders drohen konnte. Eigentlich hätte er ihr gar nicht erst damit kommen dürfen. Ihr Bruder hatte aus Loyalität ihr gegenüber gehandelt – es entsprach genau dem Verhalten, das er bei seinem eigenen Bruder Mario immer wieder erlebte.
Die neue Erkenntnis, dass sie das besagte Geld nicht benutzt hatte, um sich selbst zu bereichern, musste Antonio erst noch verarbeiten. Fünf Jahre währender wütender Zorn war abrupt weggewischt worden durch einen einzigen Satz von einem fremden Menschen, der mehr über seine Frau wusste als er selbst.
Es kam ihm auf einmal vor, als würde er Claire zum ersten Mal sehen. Er entdeckte Dinge an ihr, die ihm zuvor nicht aufgefallen waren.
Wie sie mit ihrer ganzen Seele küsste, nicht nur mit dem Mund. Wie sanft ihre Hände waren, und wie sie mit der leichtesten Berührung ein elektrisierendes Prickeln durch seinen Körper sandten. Wie lieblich ihr seltenes Lächeln war, und wie es ihm
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