Julia Sommerliebe 0023
Berührung vermeiden!
Ein Kellner trat zu ihnen.
„Was möchtest du trinken?“, fragte Antonio.
„Etwas Alkoholfreies. Mineralwasser“, murmelte sie und presste ihre Handtasche an sich wie einen Rettungsanker. „Ich muss noch fahren.“
Er bestellte ihr ein Wasser und sich selbst einen Brandy, bevor er sich zurücklehnte und sie eingehend musterte. „Du hast abgenommen.“
Ihre blaugrünen Augen blitzten vor Verärgerung auf. „Ist das eine Kritik oder eine Feststellung?“
„Ich wollte dich nicht kritisieren, Claire.“
In einer abwehrenden Geste verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Hör mal, können wir es nicht einfach schnell hinter uns bringen? Sag, was du zu sagen hast, und lass mich in mein Leben zurückkehren.“
Antonio lehnte sich zurück und legte einen Arm lässig über die Rücklehne. Gemächlich ließ er den Blick über ihre Gestalt gleiten. „Was für ein Leben könnte das sein? Das frage ich mich“, murmelte er.
Sie starrte ihn mit halb zusammengekniffenen Augen an; zwei rote Flecken erschienen auf ihren Wangen. Er war noch immer so schrecklich arrogant. Maßte sich Urteile über ihr Leben an, von dem er im Moment nicht die geringste Ahnung hatte. Und das Traurige war: Er hatte vollkommen recht.
„Ich habe ein Leben, Antonio. Ich ziehe es nur vor, es ohne dich zu führen.“
Er lächelte vor sich hin. Claire war immer sehr scharfzüngig, wenn sie sich im Vorteil wähnte. Doch er kannte Mittel und Wege, um ihr einen Dämpfer zu verpassen, und das hatte er jetzt auch vor. „Wir haben einiges zu besprechen. Schließlich sind wir schon seit langer Zeit getrennt und müssen entscheiden, wie es von jetzt an weitergehen soll.“
„Das kann ich dir genau sagen. Es ist alles ganz einfach: Wir gehen so schnell wie möglich vor Gericht und beenden ganz formell unsere Ehe. Und dann führt jeder sein gewohntes Leben weiter.“
Antonio schwieg einen Moment, musterte ihre blitzenden Augen und ihre weichen Lippen, die zu einer schmalen Linie zusammengepresst waren.
Ihr Teint war milchig hell. Die winzigen Sommersprossen auf der Stupsnase verliehen ihr das Aussehen eines unbekümmerten Mädchens von nebenan und wirkten faszinierend auf ihn.
Ihm war nicht entgangen, wie jeder Mann im Raum sich nach Claire umgedreht hatte, als sie in die Bar gekommen war. Doch entweder war sie sich der männlichen Blicke nicht bewusst, die sie auf sich zog, oder aber sie ignorierte die Aufmerksamkeit ganz bewusst, um auf clevere Weise ihre feminine Macht zu steigern.
„Und was ist, wenn ich dir sage, dass ich keine Scheidung will?“, erkundigte er sich nach einer wohlüberlegten Pause.
Claire stellte ihr Mineralwasser mit einem lauten Knall auf den Couchtisch und starrte ihn mit großen Augen an. „Was hast du gesagt?“
Er lächelte überheblich. „Du hast mich schon richtig verstanden.“
Sie holte tief Luft und warf ihm einen steinernen Blick zu. „Das ist dein Pech, Antonio, weil ich die Scheidung unbedingt will.“
Er sah ihr unverwandt ins Gesicht. „Warum hast du dann nicht schon vorher die erforderlichen Schritte eingeleitet?“
Sie wandte den Blick ab. „Aus meiner Sicht war es gar nicht nötig“, gab sie gereizt zurück. „Für mich warst du aus meinem Leben verschwunden. Aus den Augen, aus dem Sinn.“
„Aber jetzt, wo ich wieder da bin, willst du unsere Ehe ganz plötzlich endgültig beenden?“ Er schnippte mit den Fingern. „Einfach so?“
Mit eisiger Verachtung konterte sie: „Unsere Ehe ist bereits seit fünf Jahren am Ende, und das weißt du verdammt gut.“
„Und warum war dem so?“ Er machte sich nicht mehr die Mühe, seinen schwelenden Zorn zu verbergen. „Weil du jemandem für alles und jedes die Schuld geben wolltest und ich als dein Mann der willkommene Sündenbock war?“
Hitzig starrte sie ihn an.
Antonio bemerkte, wie eine Ader an ihrem Hals pulsierte und Claire ihre Handtasche umklammerte. Jeder einzelne Knöchel trat weiß hervor und drohte die zarte Haut zu durchbrechen.
„Du hast mich betrogen“, warf sie ihm mit harter Stimme vor. „Und was das Schlimmste daran ist: Du hast mich betrogen, als ich an meinem absoluten Tiefpunkt war. Das werde ich dir nie verzeihen.“
Antonio biss die Zähne so fest zusammen, dass es schmerzte, bevor er entgegnete: „Du glaubst also immer noch an das Märchen, dass ich dir in den letzten Monaten unserer Ehe untreu war, oder?“
Ihre Augen blitzten. „Ich weiß, was ich gesehen habe“, fauchte sie giftig,
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