Julia Sommerliebe 0023
achtete er darauf, sie nicht zu berühren.
Abigail fragte sich, ob sie etwas Falsches gesagt oder getan hatte. Warum war Michael plötzlich so distanziert? Er ignorierte sie fast! Von einer Sekunde auf die andere hatte er sein Benehmen komplett geändert. Wie war das möglich?
Sie hatte gedacht, dass der Abend gut verlaufen war und dass es sogar einen Moment gegeben hatte, in dem die Luft zwischen ihnen geknistert hatte.
Aber jetzt war sie nicht mehr so sicher.
Er half ihr mit knappen Bewegungen beim Einsteigen. Dann setzte er sich ans Steuer und fuhr zügig zum Hotel zurück, ohne sie zu berühren oder auch nur anzusprechen.
Nervös spielte sie mit der kleinen Handtasche auf ihrem Schoß und zerbrach sich den Kopf darüber, was sie sagen konnte, um ihn wieder aufzuheitern. Was war passiert? Warum scherzte und lachte er nicht mehr mit ihr?
Solange sie darüber nachdachte, umso weniger passende Worte fielen ihr ein. Sollte sie sein Auto loben? Oder das Essen, an das sie sich kaum erinnern konnte? Sollte sie noch etwas von Rachel erzählen? Vielleicht hatte er es sich ja doch anders überlegt und wollte jetzt lieber ihre Freundin kennenlernen? Ganz verdenken konnte sie es ihm nicht, sie selbst war heute ja nicht sehr gesprächig.
Als sie am Hotel ankamen, stieg Michael wortlos aus. Sie wartete nicht darauf, dass er ihr die Wagentür öffnete, sondern folgte ihm.
„Ich bringe dich zu deinem Zimmer“, sagte er kühl.
Abigail wollte erwidern, das sei nicht nötig, aber es war, als würde ihr Mund nicht gehorchen. Sie brachte kein Wort heraus.
Sie war bitter enttäuscht. Tränen brannten in ihren Augen, als sie durch die Hotelhalle zu den Fahrstühlen gingen und darauf warteten, in die achtzehnte Etage zu fahren. Sie blinzelte heftig und schluckte dauernd, um nicht zu weinen.
Schweigend betraten sie die Kabine. Oben angekommen eilte Abigail über den Korridor und wühlte in der Tasche nach der Schlüsselkarte.
Michael hielt sie nicht zurück. Offenbar war es ihm recht, sich so bald wie möglich von ihr zu verabschieden.
Sie schob die Karte in den Schlitz, das grüne Licht blinkte, sie drehte den Knauf und schob die Tür einen Spalt weit auf. Dann setzte sie einen Fuß hinein und drehte sich zu ihm um.
„Danke für das Essen“, sagte sie leise und leckte sich die trockenen Lippen. Sie holte tief Luft und starrte auf die strassbesetzten Schnallen an ihren High Heels. Mit Mühe brachte sie noch zwei Sätze hervor: „Es tut mir leid, wenn der Abend nicht so verlaufen ist, wie du gehofft hast. Er war trotzdem schön.“
Nur der Abschluss nicht.
„Wovon redest du?“, entgegnete er scharf und hob ihr Kinn an, bis sie ihn ansah.
Sie schluckte und befeuchtete sich erneut die Lippen. Warum reagierte er so eisig? Es war doch mehr als deutlich, dass er die gemeinsame Zeit nicht so genossen hatte wie nachmittags am Strand.
„Na ja, zuerst hatte ich das Gefühl, dass wir … uns amüsieren, aber dann bist du plötzlich still geworden, und wir haben nicht mehr miteinander gesprochen. Ich weiß nicht, warum das so war, und falls ich etwas falsch gemacht habe …“
Er unterbrach sie mit einer Verwünschung, bei der ihre Augen groß wurden, denn derartige Ausdrücke hörte sie nicht sehr oft.
„Du hast absolut nichts falsch gemacht“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Es lag allein an mir. Ich habe den Mund gehalten, weil ich verrückt nach dir bin. Ich konnte nicht mehr klar denken! Dich dauernd anzusehen und dich nicht so berühren zu können, wie ich es eigentlich wollte … Ich musste mich hart zusammenreißen, um dich nicht zu packen und an Ort und Stelle mit dir zu schlafen.“
Er legte die Hand um ihren Nacken und zog Abigail an sich.
„Aber hier sind wir allein, und ich brauche keine Rücksicht mehr zu nehmen“, flüsterte er, bevor er sie stürmisch küsste.
3. KAPITEL
Ohne den Kuss zu unterbrechen, stieß Michael die Tür auf. Sanft und stürmisch zugleich drängte er Abigail in ihr Hotelzimmer. Dabei strich er mit beiden Händen über ihren Rücken, die Taille, die Arme und jede Stelle ihres Körpers, die er erreichen konnte.
Hinter ihnen fiel die Tür leise ins Schloss, in derselben Sekunde, in der sie gegen die Bettkante stießen. Abbys Beine knickten ein, und sie wäre auf die Matratze gefallen, wenn Michael sie nicht festgehalten hätte.
„Verdammt“, flüsterte er atemlos.
Mit zitternden Fingern umschloss er ihren Po und die Taille, bevor er eine Hand nach oben gleiten
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