Julia Sommerliebe Band 23
abstoßend. Sie kam ihm aufdringlich, billig und unkultiviert vor: alles Eigenschaften, die er an Frauen hasste.
Die wenigen Frauen, mit denen er bisher geschlafen hatte, hatten eine gewisse Klasse gehabt – oder waren wenigstens diskret gewesen. Sie hatten genau verstanden, worum es ihm ging, weil sie genau das Gleiche wollten: eine rein zweckmäßige Affäre nämlich, ohne den ganzen Beziehungsquatsch.
Sie wollten mit ihm eine kurze Erfüllung erleben, um sich dann schmerzlos wieder verabschieden zu können.
Auf sein Geld hatte es keine von ihnen abgesehen gehabt. Und erst recht nicht auf sein Herz, was noch viel schlimmer gewesen wäre.
Was Zoe wohl von ihm wollte? Er hatte keine Ahnung, wusste jedoch, wozu Frauen wie sie in der Lage waren … oder was die Boulevardpresse daraus machte, auch wenn kaum etwas vorgefallen war. Schließlich hatte er selbst miterlebt, wie sie seinen Vater zugrunde gerichtet hatte. Seine eigenen Schlagzeilen konnte er sich schon lebhaft vorstellen: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm: Leandro Filametti vergnügt sich mit seiner Haushälterin.
Er verdrängte den durchaus erregenden Gedanken wieder – so gut es ging.
In der Villa ging Leandro die Sachen durch, die er aus seiner Mailänder Wohnung mitgebracht hatte, und suchte ein Bettwäscheset und ein paar Handtücher heraus.
Es war ihm peinlich, dass er sich über Zoes Unterkunft keine weiteren Gedanken gemacht hatte. Überhaupt hatte er jeden Gedanken an seine neue Haushälterin und die Villa vermieden. Und das, obwohl er immerhin schon einen ganzen Monat lang hier wohnte.
Auf dem Weg nach unten knurrte sein Magen. Kein Wunder, schließlich war es allmählich Zeit, zu Abend zu essen.
Dummerweise hatte er nur noch eine halbe Portion von dem Nudelgericht im Kühlschrank, das er sich gestern aus einem Restaurant geholt hatte. Die konnte er Zoe Clark schlecht anbieten. Doch sie hatte ihn ja schon darauf hingewiesen, dass in seiner Anzeige auch etwas von „Verpflegung“ gestanden hatte.
Also blieb ihm wohl nichts anderes übrig, als mit ihr in ein Restaurant zu gehen. Dabei bestand natürlich immer die Gefahr, dass ihn jemand erkannte. Allerdings war der Ort Lornetto ziemlich klein, und die Einwohner hatten wenig Interesse an Klatsch und Tratsch.
Als Leandro feststellte, dass er sich sogar ein bisschen auf den gemeinsamen Abend freute, ärgerte er sich über sich selbst. Wurde er jetzt schon so schwach wie sein Vater damals?
Als Nächstes machte er sich auf die Suche nach Zoe. Sie wartete zitternd in der Küche und hatte beide Arme fest um den Körper geschlungen. „Die Küche ist riesig, ich weiß gar nicht, womit ich hier anfangen soll“, bemerkte sie.
Leandro zuckte mit den Schultern. „Sie brauchen sie einfach nur sauber zu machen, weiter nichts“, erklärte er und überreichte ihr Bettwäsche und Handtücher … nicht ohne ihren fast nackten, braun gebrannten Körper anerkennend zu mustern. Ihre sportliche Figur war an genau den richtigen Stellen sanft gerundet.
„Wenn Sie sich angezogen haben, fahren wir in den Ort und essen etwas“, verkündete er. „Morgen werden Sie losfahren und Lebensmittel einkaufen. Können Sie kochen?“
Zoe zog die Augenbrauen hoch. „Davon steht zwar nichts in meinem Vertrag, aber ein paar vernünftige Gerichte bekomme ich schon hin. Sind wir allein hier?“
Eigentlich eine grundlegende und wichtige Frage – trotzdem fühlte sich Leandro unwohl, als er genauer darüber nachdachte. Auf einmal kam ihm die Situation viel zu intim vor. „Ja“, erwiderte er übertrieben kühl. „Bis gleich dann.“ Er fuhr herum und verließ die Küche, bevor Zoe noch irgendetwas dazu sagen konnte.
2. KAPITEL
Eigentlich dürfte ich mich nicht auf den Restaurantbesuch mit Leandro Filametti freuen, dachte Zoe. Nicht, wenn sich dieser Mensch mir gegenüber so ablehnend verhält.
Trotzdem überkam sie eine gewisse Vorfreude, als sie noch einen prüfenden Blick in den fleckigen Spiegel in ihrem Schlafzimmer warf.
Beeindrucken musste sie ihren Arbeitgeber ja nicht – wahrscheinlich würde das sowieso nur nach hinten losgehen. Also hatte sie sich für eine Jeans und ein schlichtes gelbes Seidentop mit Spaghettiträgern entschieden. Ihr Haar war noch feucht, sie ließ es einfach offen über die Schultern fallen.
Es war besser, sie beeilte sich jetzt, da ihr Leandro wahrscheinlich jede einzelne Sekunde vorhalten würde, die sie ihn warten ließ. So schätzte sie ihn jedenfalls ein.
Leise
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