Julia Sommerliebe Band 23
sie sich ganz sicher. Aufgrund ihrer gemeinsamen Vorgeschichte wusste sie außerdem, dass er keine Trennlinie entlang der Matratzenmitte duldete.
Er pflegte sich im Schlaf auszubreiten. Sie durfte nicht hoffen, dass sich Berührungen vermeiden ließen. Der Versuch, seine Gegenwart zu ignorieren, käme einer Tortur gleich. Wenn es so ablief wie früher, würde er nach ihr greifen und sie an sich ziehen, bis sie ihn bereitwillig in sich aufnahm.
Genauso war es früher sehr oft geschehen. Unglaublich erotische Bilder kamen ihr in den Sinn. Sie malte sich aus, wie Antonio sie in der Löffelchenstellung von hinten nahm. In ihrer Fantasie durchlebte sie jedes Detail: seinen Atem im Nacken, als er in sie eindrang, die wachsende Intensität ihres Liebesspiels, durch eine unbändige Kraft angetrieben, die Explosion der Gefühle, die sie aufschreien und ihn aufstöhnen ließ; die Ekstase, die sie überflutete und in paradiesische Gefilde spülte, die anschließende wohlige Erschöpfung …
8. KAPITEL
Claire band sich den Bademantel fest zu und holte tief Luft, bevor sie die Tür zum Wohnbereich der Suite öffnete.
Antonio saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf der Couch und hielt ein Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit der Hand. „Kann ich dir etwas zu trinken holen, cara? Du siehst aus, als ob du einen Schluck zur Entspannung gebrauchen könntest.“
Spröde entgegnete sie: „Vielen Dank. Ich habe absolut keinen Bedarf an etwas, das mein Urteilsvermögen schwächt. Was ich brauche, ist eine Nacht voller Schlaf. Vorzugsweise allein.“
Er verzog das Gesicht zu einem gefährlich verführerischen Lächeln. „Hier gibt es nur ein Bett, amore mio. Wir können uns darum streiten, wenn du möchtest. Aber ich weiß jetzt schon, wer gewinnen wird.“
Das wusste sie auch. Deswegen wollte sie sich gar nicht erst auf eine Diskussion einlassen. Sie musterte das Sofa. Es sah relativ bequem und lang genug für sie aus. Sie wollte und sollte sich damit begnügen, selbst wenn sie dafür zweimal in der Woche einen Physiotherapeuten aufsuchen musste, um ihren Rücken wieder zu begradigen.
Antonio stand geschmeidig auf und stellte sein Glas mit einem Klirren auf den Marmortisch. „Denk nicht mal daran“, warnte er sie. „Wenn das Reinigungspersonal Tag für Tag merkt, dass wir nicht im selben Bett schlafen, nimmt niemand unsere Versöhnung ernst.“
Claire ballte die Hände zu Fäusten und starrte ihn finster an. „Ich will aber nicht bei dir schlafen.“
Er grinste. „Der Schlaf an sich ist nicht das Problem, oder? Wir könnten wochenlang dasselbe Bett benutzen, wenn wir anders gestrickt wären. Aber unsere Körper erkennen sich. Das ist der Knackpunkt, bei dem wir ansetzen müssen, wenn wir zusammen in einem Bett schlafen: ob wir nach dieser Erkenntnis handeln oder versuchen, sie zu umgehen. Ich vermute, dass es uns auch weiterhin unmöglich ist, die Tatsachen zu ignorieren.“
Von wegen – ich kann das, redete Claire sich ein. Allerdings war sie nicht vollkommen überzeugt angesichts dessen, was vor nicht einmal einer Stunde passiert war.
Antonio schlug die Bettdecke zurück. „Ich lasse dich jetzt allein, damit du es dir bequem machen kannst. Und ich gehe jetzt duschen.“
Sie raffte den Bademantel über der Brust zusammen. „Erwartest du, dass ich für dich wach bleibe – um dich zu unterhalten, wenn du zurückkommst?“, erkundigte sie sich sarkastisch.
Er strich das Bettlaken glatt, bevor er sich zu ihr umdrehte. „Ich erwarte nichts dergleichen, cara. Du bist müde und eindeutig überreizt. Vielleicht hast du recht. Ich hätte deine umwerfende Reaktion auf meine Zärtlichkeiten nicht ausnutzen dürfen. Ich dachte, wir wollten beide dasselbe. Aber im Nachhinein wird mir klar, dass ich die Situation missverstanden haben könnte. Wenn dem so ist, tut es mir leid.“
Er ließ es so klingen, als hätte er Claire ohne ihre Einwilligung genommen und die Situation bewusst ausgenutzt, was ganz und gar nicht den Tatsachen entsprach. Das wusste Claire nur zu gut. Sie hatte ihm praktisch die Sachen vom Körper gerissen in ihrer Eile, von ihm geliebt zu werden.
Und sie hatte ebenso die Beherrschung verloren wie er. Ihr Verlangen nach ihm war wie eine unaufhaltsame Macht – eine Macht, die auch jetzt noch gegen die unterdrückende Vernunft ankämpfte und nur auf einen günstigen Moment wartete, um wieder die Oberhand zu gewinnen und für Chaos zu sorgen.
„Es war nicht deine Schuld“, räumte
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