JULIA VALENTINSBAND Band 21
aus Misstrauen und Unentschlossenheit noch immer auf das Schmuckkästchen. Schließlich ergriff ihr Begleiter die Initiative.
„Lass mich mal.“
Als Rory den Deckel abhob, hielt Caroline die Luft an. Auf einem Bett von schwarzem Samt lag ein vollkommener herzförmiger Smaragd, auf einer Seite von Diamanten bekränzt, die in der gedämpften Abendbeleuchtung funkelten. Sie beobachtete sprachlos, wie er den Ring aus der Schachtel nahm.
„Als ich den sah, wusste ich sofort, dass ich ihn für dich mitnehmen muss.“
Lächelnd nahm er ihre linke Hand. Bevor sie sich von dem Schock erholt hatte und es verhindern konnte, hatte er ihr den Ring auf den Finger geschoben.
„Er sitzt ein bisschen zu locker. Wir müssen ihn kleiner machen lassen.“
„Den kann ich nicht annehmen!“
„Klar kannst du das.“
„Der ist viel zu kostbar!“
„Nicht für meine Verlobte.“
Erschrocken wandte sie den Blick von dem glitzernden Stein ab und sah ihn an. „Deine was?“
„Das war meine ungeschickte Art, dir einen Heiratsantrag zu machen, Caroline.“
8. KAPITEL
„Ich glaube, du machst Scherze!“
Das war nicht unbedingt die intelligenteste Antwort auf einen Heiratsantrag, aber etwas Besseres fiel Caroline in diesem Augenblick einfach nicht ein.
Rory lächelte über ihre überraschte Reaktion und strich ihr mit dem Daumen über den Handrücken. „Ehrlich, ich meine es hundertprozentig ernst.“
„Das ist unmöglich! Wir … Wir haben uns über zehn Jahre nicht gesehen, du hast nur über drei Ecken durch die Frau eines zukünftigen Kunden von mir gehört, wir haben ein paar Tage zusammen verbracht und … ach so!“
Sie zog ruckartig ihre Hand zurück. Plötzlich begann sie zu verstehen, und eine ordentliche Wut begann sich in ihr aufzustauen.
„Natürlich, ich vergaß. Du begleichst ja deine Schulden immer.“
Sie war vor ein paar Minuten der Wahrheit näher gewesen, als sie gedacht hatte! Er zahlte tatsächlich für geleistete Dienste. Nur dass er diese Dienste vor mehr als zehn Jahren in Anspruch genommen hatte. Mit zusammengebissenen Zähnen riss sie sich den Ring vom Finger und stopfte ihn zurück in die Schachtel. Mit einem Schnappgeräusch klappte sie wieder zu.
„Ich dachte, ich hätte mich an dem Tag, als du in Tossa eingetroffen bist, klar und deutlich genug ausgedrückt. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir können die Vergangenheit nicht mehr ändern. Und ganz sicher erwarte ich von dir nicht, dass du … dass du …“ Sie wedelte mit der Hand in der Luft, suchte nach den richtigen Worten. „Dass du nach so langer Zeit Wiedergutmachung übst.“
„Wie kommst du darauf, dass ich das alles wegen unserer Vergangenheit tue?“
„Ach, richtig.“ Sie spitzte die Lippen. „Nach unserer einen gemeinsamen Nacht bist du natürlich hoffnungslos in mich verliebt und kannst nicht mehr ohne mich leben.“
Er sah sie plötzlich ernst an. „Du musst zugeben, dass es eine ziemlich aufregende Nacht war.“
„Wenn das ein Witz sein soll“, entgegnete sie schnippisch, „dann kann ich leider nicht lachen.“
Ernüchtert schüttelte er den Kopf. „Es war kein Witz. Wie ich schon sagte, meine ich es vollkommen ernst. Ich möchte dich gern heiraten, Caroline.“
„Warum?“
„Warum nicht?“, erwiderte er. „Es brodelt immer noch zwischen uns, sogar nach mehr als zehn Jahren. Wir beide haben in all dieser Zeit niemand anders gefunden. Und …“
Er hielt kurz inne, blickte ihr in dem flackernden Kerzenlicht tief in die Augen. Die Kellner warteten immer noch außer Sichtweite. Der Gitarrenspieler zupfte unentwegt weiter die Saiten seines Instruments, dessen zarte Melodien einen aufreizenden Gegensatz zu den rastlosen, kraftvollen Wellen bildeten, die gegen das Ufer schlugen.
Doch die beiden hätten in diesem Moment genauso gut völlig allein hier unter dem Nachthimmel sitzen können, nur das winzige Schmuckkästchen zwischen ihnen.
„Ich sehne mich nach dir, Caroline. Nach gestern Nacht muss dir klar sein, wie sehr. Und ich wünsche mir eine Familie. Eine Frau. Etwas anderes als eine leere Wohnung, in die ich zurückkomme. Kinder, wenn wir wieder das Glück haben sollten.“
Sie zuckte zusammen, und Rory unterdrückte einen Fluch.
„Entschuldige, das war etwas ungeschickt ausgedrückt. Aber als ich hörte, dass du das Baby verloren hast, unser Baby, musste ich intensiv darüber nachdenken, was ich aus meinem Leben gemacht habe – und wie ich es ändern sollte.“
Er griff erneut nach ihrer
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