JULIA VALENTINSBAND Band 21
dass die Konferenzteilnehmer rechtzeitig zu ihrem Abflug nach Barcelona gebracht wurden.
Harry Martin gehörte zu den Letzten, die abreisten. Er und Caro waren gezwungen gewesen, mehrere zusehend unangenehmer werdende Telefonate mit Captain Medina zu führen, hatten aber schließlich ihre Ausfuhrgenehmigungen erhalten. Das kleine Arsenal an Hightech-Waffen, das Harry eingeführt hatte, befand sich nun auf dem Weg zum Flughafen.
Der pensionierte Cop schob sich seine Ray-Ban nach oben auf das Stoppelhaar und nahm Carolines Hand. „Wir haben dank Ihnen in dieser Woche sehr viel geschafft, Caroline.“
„Ich würde sagen, es war das Resultat einer guten Zusammenarbeit.“
„Wenn ich nach Hause komme, werde ich meine Empfehlungen weitergeben. Das sollte Ihnen ein paar Aufträge von anderen Sicherheitsunternehmen einbringen.“
„Vielen Dank, das weiß ich sehr zu schätzen.“
„Was machen Sie als Nächstes?“
„Meine Partnerinnen wurden von einem Verlag kontaktiert, der eine Lesereise für ihren Starautor in Europa plant. Zehn Tage, zwölf Städte und wer weiß wie viele Fernseh- und Radiointerviews. Ich werde den Auftrag wahrscheinlich übernehmen.“
Eigentlich gab es da keine Frage mehr. Sabrina kümmerte sich um ihre Zweigstelle in Rom, und Devon würde erst mal auf unbegrenzte Zeit mit dem Logan-Aerospace-Projekt beschäftigt sein. Die European Business Services müssten sich wohl bald überlegen, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen.
Diese Aussicht empfand Caro als ziemlich aufregend. Sie hatte EBS vor nicht mal einem Jahr mit ihren beiden Freundinnen gegründet. Jetzt hatten sich ihre Investitionen bereits amortisiert, und sie machten einen kleinen, aber stetig wachsenden Profit. Noch weitere solcher Aufträge wie die von Logan Aerospace und GSI, und sie könnten sich Gedanken über Investitionsstrategien und ihre Alterssicherung machen. Keine unwichtigen Überlegungen für drei Frauen, die ihren festen Jobs mit soliden Rentenansprüchen den Rücken gekehrt hatten.
„Ich hörte, dass Rory seine Abreise verschoben hat“, bemerkte Harry.
„Sie sind der Zweite, der mich darauf anspricht“, erwiderte sie trocken. „Verfolgt jeder im Personenschutzsektor immer jeden Schritt der anderen?“
„Nur die, die am Leben bleiben möchten.“
Nach diesem lässigen Kommentar schob er sich die Sonnenbrille wieder auf die Nase. „Vergessen Sie nur nicht, was ich Ihnen zu Beginn der Konferenz gesagt hatte. Er ist ein guter Typ.“
„Ach, das hat mir schon jemand vor Ihnen versichert.“
„Sehen Sie. Also dann bis demnächst, Caroline.“
Statt sie zu beruhigen, machten Caroline diese persönlichen Empfehlungen von Sondra und Harry nervös. Sie wusste nicht, womit Rory heute Abend zum Dinner herausplatzen würde, aber sie befürchtete, es würde mehr sein als eine Valentinskarte.
Was sie noch nervöser machte, war, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie auf das, was immer er besprechen wollte, reagieren würde. Bisher war sie noch nicht dazu gekommen, ihre verwirrten Gefühle zu ordnen, die eine Nacht in seinen Armen hervorgerufen hatte.
Während sie im Fahrstuhl zu ihrem Stockwerk hochfuhr, musste sie sich wohl oder übel eingestehen, dass ihr Experiment der vergangenen Nacht missglückt war. Statt nun die nötige Ruhe zu haben um sich Rory aus dem Kopf schlagen zu können, hatte das Erlebnis nur noch stärkere Empfindungen in ihr ausgelöst. Unter anderem diese heimtückische, unbezähmbare Hoffnung, dass sie sich am Ende des Abends nackt und schwitzend in den Armen liegen würden.
In ihrem Zimmer angelangt, schwankte sie zwischen dem Wunsch, sich zum Dinner aufzumotzen oder betont leger zu kleiden. Die Nachricht von Rory auf ihrem Anrufbeantworter im Hotelzimmer, in der er ihr riet, sich für einen Spaziergang auf dem Wall warm genug anzuziehen, entschied diese Frage.
Im Februar konnte man an der Costa Brava schon mit angenehm warmem Sonnenschein rechnen. Die Nächte wurden jedoch um einiges kühler. Vor allem wenn der Mondschein einen an den Strand lockte, man vom Sog der Wellen mitgerissen und schließlich mit Algen im Haar angespült wurde. Mit zusammengepressten Lippen schwor sich Caroline, diesmal kein Bad zu nehmen.
Sie behielt den schwarzen Knitterrock an, zog aber statt der orangefarbenen Tunika eine langärmelige cremefarbene Seidenbluse mit breitem schwarzem Gürtel über. Das Fransentuch, das sie auf dem Markt von Tossa de Mar gekauft hatte, bot gleichzeitig einen exotischen
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