JULIA VALENTINSBAND Band 21
Hand und führte sie an seine Lippen. Die ungeheure Ernsthaftigkeit in seinem Blick ließ Carolines Ärger verdampfen, und das Gefühl seiner Lippen an ihrer Haut sandte ihr eine Gänsehaut über den Rücken.
„Seit meinem sechzehnten Lebensjahr bin ich immer allein gewesen. Ich möchte gern zu dir nach Hause kommen, Liebling.“
Diese ruhig ausgesprochenen Worte versetzten sie mit einem Mal wieder in die Zeit von damals, zu diesem Sommer vor vielen Jahren. Sie sah ihn vor sich, mit achtzehn, wie er in diesem blütenweißen T-Shirt seine Muskeln spielen ließ. So großspurig und selbstbewusst und so allein.
„Du sprichst davon, was du möchtest, Rory. Was du brauchst. Jemanden, zu dem du nach Hause kommen kannst. Was ist mit Liebe? Ist das kein Faktor in deiner Gleichung?“
„So wie ich es betrachte, kommt am Ende das Gleiche raus.“
Sie musste ihm anrechnen, dass er ehrlich war. Im Grunde wüsste Caroline selbst auch nicht so recht, wie sie dieses zerbrechliche, trügerische Gefühl erklären sollte, von dem Dichter immer schrieben.
Außerdem musste sie ihm tatsächlich zu der romantischsten Szene für einen Heiratsantrag überhaupt gratulieren! Hier saßen sie an einem Tisch allein vor den Ruinen einer zweitausend Jahre alten Villa, den Mond über sich, während Gitarrenmusik durch die Nacht klang.
Caroline fragte sich, woher er die Zeit gehabt hatte, das alles zu arrangieren. Aber sie wusste, wie immer auch ihre Antwort zu seinem überraschenden Antrag ausfallen sollte, dieser Valentinstag würde sich für immer in ihrem Gedächtnis eingraben.
So wie die Nacht damals am Ufer des Flusses.
Und der kalte, regnerische Tag, an dem sie ihr tot geborenes Baby hatte beerdigen müssen.
Es versetzte ihr einen kleinen Schock, als ihr klar wurde, dass dieser Mann neben ihr mit zwei ihrer drei wichtigen Angelpunkte im Leben zu tun hatte.
Der dritte war das Jahr, das sie mit Devon und Sabrina an der Universität in Salzburg verbracht hatte. In diesem Jahr hatten ihre Freundinnen ihr das Lachen wieder beigebracht.
Doch erst gestern Nacht, in Rorys Armen, war ein Teil in ihr wieder zum Leben erweckt worden, den sie schon längst tot geglaubt hatte. Und jetzt … Allein die Berührung seiner Hand, die Lippen auf ihrer Haut sendeten heiße Schauer durch ihren Körper.
Hatte er recht? Liefen Sehnsucht und Begehren und Liebe letztendlich auf dasselbe hinaus? Wenn das stimmte, hatte sich Caroline zum ersten Mal seit Langem wieder in dieser beängstigenden Gefühlswelt verfangen.
„Ich mache dir einen Vorschlag“, begann Rory und unterbrach ihre Grübelei. „Warum wartest du mit der Antwort nicht bis nach dem Dinner? Oder noch besser bis morgen? Ich werde den Rest des Abends versuchen, dich zu einem Ja umzustimmen.“
Als wären die Musik, die Sterne und die brandende See nicht schon genug! Da musste er noch mit dieser heiseren Stimme Versprechungen machen, bei denen Caroline eine Gänsehaut über den Rücken lief.
„Die Zeit wird für mich arbeiten“, erwiderte sie, feige wie sie war. Sie fürchtete, dass sie zumindest bis zum nächsten Morgen brauchte, um sich mit diesem außergewöhnlichen Antrag auseinanderzusetzen.
„Gut. Und bis dahin …“ Er öffnete die Schachtel, nahm den Ring heraus und schob ihr den herzförmigen Smaragd über den Finger. „So gewöhnst du dich an das Gefühl.“
Er lehnte sich zurück und gab dem Kellner ein Zeichen. Während er mit ihm verhandelte, drehte Caroline die Hand, sodass der Ring den Glanz des Kerzenlichts auffing. Sie war absolut keine Expertin für Schmuck. Das Protzigste, was sie bis zu diesem Tag besaß, war ein silbernes Kettenarmband, für das sie in Mexiko hart gefeilscht hatte. Aber das hier …
Sie brauchte keine Cartierschachtel, um zu wissen, dass dies hier Lichtjahre von allem entfernt war, was sie sich hätte leisten können. Der Stein in der Mitte leuchtete in einem kräftigen dunklen Grün. Die kleineren Diamanten am Rand glitzerten so intensiv, dass sie annahm, sie waren genauso wertvoll, wenn nicht noch teurer gewesen als der Smaragd.
„Noch etwas Champagner, Madam?“
Mit einem Nicken auf die Frage des Kellners ergab sich Caroline dem weiteren Verlauf des Abends, den Rory mit so viel Mühe arrangiert hatte.
Der Zauber war mit dem Dinner nicht zu Ende.
Nach dem Kaffee und einem Dessert schlenderten sie unter dem Sternenhimmel auf der breiten Uferpromenade zurück zum Resort. Der Wind hatte aufgefrischt, und trotz Caros Protest legte Rory ihr
Weitere Kostenlose Bücher