JULIA VALENTINSBAND Band 21
Fehlalarm.“
Ben starrte sie einfach nur an. „Das heißt, du bekommst kein Kind?“
„Sieht nicht so aus.“ Celeste schlang die Arme um sich, als müsste sie sich vor etwas schützen.
Er schien regelrecht in sich zusammenzusinken, als er die Hände vors Gesicht schlug. „Gott sei Dank!“
Natürlich verstand sie ihn. Aber nach dieser Achterbahnfahrt der Gefühle, die sie erlebt hatte, wirkte seine Erleichterung trotzdem wie ein Schlag ins Gesicht. „Schön, dass dich das so glücklich macht.“
Er sah sie an, als käme sie von einem anderen Stern. „Bist du denn nicht froh darüber?“
Celeste schob das Kinn vor. „Dir fehlt offenbar jegliches Mitgefühl.“
Seine Verwirrung schien echt. „Wieso Mitgefühl? Mit wem und wofür?“
Erwartete sie denn wirklich, dass er sie verstand? Jeder Außenstehende hätte vermutlich ähnlich reagiert wie er. Und sie wollte ja auch selber noch kein Kind.
„Wenn du dich erinnerst, war ich selbst das Produkt einer ungewollten Schwangerschaft. Ich kann darin nichts Erstrebenswertes sehen.“
Natürlich erinnerte sie sich, und sie bedauerte ihn ja auch. Aber das war sein Leben, sie hatte ihres.
Sie wandte sich ganz zu ihm. Es war ihr wichtig, dass er sie verstand, wenn vielleicht auch nur ansatzweise.
„Als ich über die Zeit war, war das natürlich zuerst ein Schock. Aber dann habe ich mich irgendwie an den Gedanken gewöhnt, und dann …“ Sie spürte wieder die Wärme, die sie durchflutet hatte. „Dann fand ich es auf einmal sehr aufregend. Aber gleichzeitig war mir klar, was für eine riesige Verantwortung ein Kind mit sich bringt. Jedenfalls habe ich mir einen Schwangerschaftstest gekauft.“
„Und der fiel negativ aus?“ Celeste nickte, und Ben gab einen Laut der Erleichterung von sich. „Gut. Damit war es dann ja wohl ausgestanden.“
„Nein, das war es eben nicht“, gab Celeste gereizt zurück. „Denn da hatte ich mir mein Baby schon ausgemalt – welche Haarfarbe die Kleine haben würde, wie ich sie nennen wollte, wie das Kinderzimmer aussehen sollte … Ich hatte mir sogar schon überlegt, in welche Schule ich sie einmal schicken würde. Auch wenn es dieses Kind nicht gab, habe ich dieses Kind schon geliebt.“ Ihr Kind.
Inzwischen verstand sie so gut, was da mit ihr passiert war.
Wenn eine Frau ein Kind bekam, dann wurde dieses kleine Wesen das Wichtigste auf der Welt für sie. Das war wohl der Mutterinstinkt, von dem sie bisher nur eine eher abstrakte Vorstellung gehabt hatte. Dieser Instinkt fehlte Männern. Sie waren auf die Jagd programmiert, Frauen hüteten Heim und Familie. Dafür gaben sie alles andere auf.
Ihre Mutter hatte das für sie getan und versucht, die Familie zusammenzuhalten. Und dazu hatte auch gehört, dass sie die marode Firma ihres Mannes rettete und zu diesem Zweck Geld geborgt hatte, das sie nie hatte zurückzahlen können. Und als ihr Mann wieder das Steuer übernahm, war sie klaglos ins zweite Glied zurückgetreten. Dank hatte sie nie erhalten. Nicht einmal die Firmenpolitik hatte sie mitbestimmen dürfen.
Ben war anders. Selbst wenn es ihm missfallen hätte, dass sie sein Kind bekam, hätte er doch für sie beide gesorgt. Das wusste Celeste. Sie hätte kein Geld von ihm gebraucht, nur seine Bereitschaft, da zu sein, wenn sie ihn brauchte.
In diesen letzten Tagen war ihr klar geworden, wie hilflos ihre Mutter sich gefühlt haben musste – an einen Mann gebunden, der sie als seine Frau und Mutter seiner Tochter respektierte, der zwar Geld von ihr annahm, aber sich dadurch zugleich in seiner Männlichkeit bedroht fühlte. Das alles hatte sie nur um ihres Kindes willen erduldet.
Es war schon eine Ironie des Schicksals, dass Ben jetzt die Kontrolle über PLM hatte.
Seine Stimme klang tief. „Celeste, damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich mag zwar noch nicht so weit sein, dass ich Vater werden will, aber ich hätte natürlich immer für mein Kind gesorgt.“
Sie nickte. „Ich weiß.“
Er blinzelte ein paarmal und nahm dann ihre Hand. „Es tut mir so leid.“
Ihr Herz zog sich zusammen. Das hatte sie so sehr gebraucht.
„Du wusstest ja nichts davon.“
„Trotzdem war ich mitverantwortlich.“
Vielleicht hätte ich das alles für mich behalten sollen, dachte Celeste, als sie ihm ins Gesicht sah. Andererseits war sie froh, dass sie es nicht getan hatte. Männer wollten nicht mit den Ängsten einer Frau konfrontiert werden, wenn ihre Tage sich verzögerten.
Sie wollten in Ruhe gelassen werden, auch
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