JULIA VALENTINSBAND Band 21
wenn der Alarm wieder abgeblasen wurde. Andererseits waren sie daran beteiligt, und deshalb mussten sie sich manchmal mehr anhören, als sie wollten.
Jetzt küsste Ben ihr die Hand. „Geht es dir wieder besser?“
Celeste nickte. „Du hältst mich wahrscheinlich für verrückt, aber allein die Vorstellung, nächste Woche zu dieser Babyparty von Suzanne zu gehen, finde ich ziemlich unerträglich.“
„Ich dachte, du freust dich darauf.“
„Suzanne ist nett, und ich mag sie. Aber ich fürchte, es wird schrecklich werden.“ Weil sie selbst gerade mit einer möglichen Schwangerschaft konfrontiert gewesen war – und weil sie unbestimmt das Gefühl hatte, dass Suzanne sie und ihre Mutter damit endgültig ersetzt hatte.
„Würde es dir helfen, wenn ich dich begleite?“
Celeste war einen Moment lang davon überzeugt, dass sie sich verhört hatte. Dann hellte ihr Gesicht sich auf. „Das würdest du wirklich tun?“
Ben lächelte ein wenig schief. „Solange ich nicht der Übung halber irgendwelche Puppen wickeln muss.“
Celeste lachte. „Das verspreche ich dir.“
Sein Gesicht wurde wieder ernst. „Soll ich dich nach Hause fahren?“
Sie ließ sich Zeit mit der Antwort. Dann lehnte sie sich in seinen Arm zurück. „Noch nicht gleich.“
10. KAPITEL
Am darauffolgenden Samstag fuhren sie in Bens Wagen zu Suzannes kleiner Party. Immer wieder sah Celeste Ben von der Seite an. An seinem klassischen Profil mit der geraden Nase und dem kräftigen Kinn konnte sie sich gar nicht sattsehen. Seine schwarzen Haare waren von der spätsommerlichen Brise zerzaust, sein Hemdkragen stand offen. Ihr Blick wanderte auf seine braun gebrannten Hände, mit denen er das Lenkrad umfasst hielt.
Es waren die Hände eines Zauberers, Hände, die schiere Wunder bewirken konnten.
An dem Abend nach der Hochzeit hatten sie nicht mehr miteinander geschlafen. Ben hatte sich wirklich mustergültig verhalten. Eine Weile hatten sie sich noch unterhalten, dann hatte er sie nach Hause gefahren. Seitdem musste sie ununterbrochen an ihn denken. Nach seiner ersten abwehrenden Reaktion hatte er doch am Ende einiges Verständnis für das Dilemma aufgebracht, in dem sie nach ihrem Verdacht auf eine Schwangerschaft gesteckt hatte.
Und obwohl er sie jeden Tag angerufen hatte, hatte er sie nicht bedrängt. Ob seine neue Zurückhaltung daran lag, dass sie ihm einen solch gehörigen Schrecken eingejagt hatte, konnte sie nicht sagen. Vielleicht arbeitete es in ihm, dass er fast Vater geworden wäre, und seine Einstellung wandelte sich allmählich zum Positiven. Immerhin begleitete er sie zu dieser Babyparty und half ihr, die nächsten Stunden zu überstehen. Ganz leise Hoffnung keimte in Celeste auf.
Ob sie in Ben doch den Mann fürs Leben gefunden hatte?
Jetzt drückte er ihre Hand. „Ich werde die Gelegenheit nutzen, mich ein bisschen mit Rodney zu unterhalten. Er freut sich immer, wenn ich ihn über seine alte Firma auf dem Laufenden halte. Gestern habe ich übrigens selbst Hand angelegt und eine Reihe Löcher für irgendwelche Pfosten gegraben.“ Er lächelte. „Die körperliche Arbeit macht mir richtig Spaß, nach wie vor.“
Celeste biss die Zähne zusammen. Da war er wieder, dieser Stich, wenn er das Familienunternehmen erwähnte – oder das ehemalige Familienunternehmen.
Sie wandte den Blick ab und sah nach draußen. „Das wird ihn sicher sehr interessieren.“
Ben drückte ihre Hand fester, als hätte er gespürt, was in ihr vorging.
Dieser Besuch heute, nach dem Verkauf des Unternehmens und so kurz vor der Geburt von Suzannes Baby, rückte die Vergangenheit in noch weitere Ferne. Manchmal hatte Celeste das Gefühl, als hätte ihre Mutter für alle anderen nie existiert. Sie machte Suzanne keine Vorwürfe, wollte auch ihrem Vater keine machen, aber manchmal … Wenn sie ehrlich war, dann tat es manchmal eben einfach weh.
„Du bist nervös“, stellte Ben fest. Er streckte den Arm aus und massierte diese anfällige Stelle an ihrer Schulter. „Und völlig verspannt.“ Seine Finger wanderten über ihren Nacken. „Wie fühlt sich das an?“
„Nach mehr.“ Celeste schloss die Augen. „Danach könnte ich süchtig werden.“
Sie fuhr hoch. Hatte sie das wirklich laut gesagt?
„Vorsicht“, warnte Ben. „Sonst nehme ich dich beim Wort, und wir landen im Straßengraben.“
Celeste wurde es am ganzen Körper heiß. Sie wusste, dass sie mit dem Feuer spielte. Aber wenn sie Glück hatte, verbrannte sie am Ende doch nicht
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