JULIA VALENTINSBAND Band 21
sie noch glaubte, schwanger zu sein. Warum sie jetzt so heftig reagierte, verstand sie selbst nicht. Schließlich hatte der Test ja ein negatives Ergebnis gehabt. Es musste an der Umgebung und an dieser hochemotionalen Stimmung im Raum liegen, dass die Erinnerung so vehement einsetzte.
Suzanne drückte den Bären an ihren Bauch. „Es ist ein wunderbares Geschenk. Ich habe mir immer Kinder gewünscht und bin so glücklich, dass es jetzt so weit ist – und dass meine Kleine eine so ganz besondere Schwester hat.“
Natürlich hatte sie das sehr lieb gemeint, aber Celeste hatte das Gefühl, als müsste sie ersticken.
Eine Frau mit blondem Knoten, die ihr vorher schon wegen ihrer leicht gezierten Gesten aufgefallen war, biss in ein marmeladegefülltes Gebäckstück. „Hast du die selbst gebacken, Suzanne? Sie sind einfach himmlisch.“
„Das ganze Geheimnis ist die richtige Temperatur“, erwiderte Suzanne und holte sich ihre Tasse von einem Teewagen. „Und man muss den Backofen vorheizen.“
Celestes Mutter hatte nie gebacken, dafür hatte sie ihre Liebe zu Aquarellen und Pferden an ihre Tochter weitergegeben. Celeste konnte sich noch sehr gut an einen Morgen erinnern, als ihr Vater ein Hemd gebügelt haben wollte – ohne Erfolg. Sie wusste nur nicht mehr, ob das vor oder nach diesem Kredit gewesen war. Oder war es nach dieser Nacht, als ihre Mutter bis drei Uhr morgens auf gewesen war, um eine Strategie auszuarbeiten, wie sie die Firma ihres Mannes vor dem Absturz bewahren konnte?
Suzanne würde nie Hemden bügeln müssen. Diese Kämpfe waren vorbei, gewonnen von ihrer Vorgängerin.
Celeste strich sich das Haar aus dem Gesicht. Sie musste an die frische Luft. Das war alles zu viel für sie.
Genau im richtigen Moment tauchte Ben neben ihr auf, attraktiv und verlässlich wie immer. Sie warf ihm einen flehenden Blick zu.
Ben sah auf die Uhr und drehte sich zu Rodney um, der ihm gefolgt war: „Wir müssen Sie leider schon wieder verlassen. Sonst fängt die Vorstellung ohne uns an.“ Er nannte irgendein Theaterstück, das sie sich angeblich anschauen wollten, und alle Frauen gaben bedauernde Laute von sich. Celeste und er verabschiedeten sich und ließen die kleine Gesellschaft zurück.
Nachdem sie etwa zwei Kilometer gefahren waren, lenkte Ben den Wagen an den Straßenrand und hielt an. Er legte die Hand in Celestes Nacken und zog sie zu sich. Sein Kuss hatte die Wirkung eines Blitzeinschlags und ließ sie hilflos vor Begehren zurück. Sie wusste, was kommen würde – wenn sie nur mutig oder dumm genug war, es zuzulassen.
Viel zu schnell beendete Ben den Kuss. „Das habe ich mir schon den ganzen Tag gewünscht“, gestand er mit seiner dunklen, heiseren Stimme.
Ihr war es ja nicht anders gegangen, aber das gab sie nicht zu. In Bens Nähe fühlte sie sich so lebendig wie sonst nie. Wenn er bei ihr war, schien ihr ganzer Körper vor Verlangen zu vibrieren. Was würde jetzt gleich zu Hause passieren? Als wüsste sie das nicht! Viel reden würden sie wohl nicht miteinander. Dabei stand für sie immer noch die eine Frage im Raum, verfolgte sie Tag und Nacht: Ben war ein eingefleischter Junggeselle. Würde er sich je mehr von ihr wünschen als von Zeit zu Zeit ihre Gesellschaft und Sex?
Jetzt löste er sich von ihr, ließ den Motor an und lenkte den Wagen nach einem prüfenden Blick in den Rückspiegel wieder auf die Straße zurück. Außer ihnen war kaum ein Auto unterwegs.
„Und? Hast du dich gut unterhalten?“, erkundigte er sich nach einer Weile.
„Es war nicht so schlimm, wie ich erwartet hatte“, gab Celeste zu.
„Suzanne kam mir heute wirklich sehr schwanger vor.“
„Es dauert auch nicht mehr lang.“
„Fandest du nicht, dass sie einen sehr glücklichen Eindruck macht? Genau wie dein Vater.“
„Das ist am Anfang immer so.“ Celeste verzog das Gesicht. „Entschuldige. Das war nicht besonders nett von mir.“
„Es dauert eben seine Zeit, bis du dich daran gewöhnt hast, dass dein Vater eine neue Frau hat. Du brauchst deswegen kein schlechtes Gewissen zu haben.“
„Suzanne ist immer so herzlich, ich sollte wirklich nicht so abfällige Bemerkungen machen. Das hat sie nicht verdient.“
„Sie ist genau die richtige Frau für deinen Vater.“
Celeste sah Ben aus schmalen Augen an. „Könntest du das etwas näher ausführen?“
„Damit habe ich nichts gegen deine Mutter sagen wollen.“
Diese Empfindlichkeit sollte sie wirklich allmählich ablegen. „Ja, ich weiß.“ Sie
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