JULIA VALENTINSBAND Band 21
zwang sich zu einem Lächeln. „Trotzdem würde mich interessieren, was Suzanne deiner Meinung nach zur richtigen Frau für Dad macht. Dass sie attraktiv ist? Intelligent? Oder dass sie sich damit zufrieden geben wird, zu Hause das Kind zu hüten, während er zum Golfspielen fährt?“
Ben rieb sich die Schläfen. „Das habe ich nicht gesagt.“
„Suzanne ist wirklich ganz reizend.“ Er sollte sie nicht falsch verstehen. „Aber nicht jede Frau will zu Hause bleiben und die Kinder versorgen. Ich habe ja nichts dagegen, wenn es so ist. So ein Kind ist schließlich anstrengend, aber zugleich offenbar sehr befriedigend, wie man hört.“ Sie dachte an ihre eigene Mutter, daran, wie sie selbst aufgewachsen war. „Aber andere Frauen wünschen sich eben noch ein Leben neben der Ehe und Mutterschaft. Das ist kein Verbrechen.“
„Ich habe mit keinem Wort gesagt, dass Frauen nicht arbeiten gehen sollen. Aber du musst zugeben, dass es nur logisch ist, dass sie eine Pause einlegen, wenn sie ein Kind bekommen. Deswegen gibt es ja schließlich Mutterschaftsurlaub und Erziehungsgeld.“
Celeste setzte sich aufrecht hin. „Und warum muss es immer die Frau sein, die zurücksteckt?“, wollte sie wissen.
Ben betrachtete sie amüsiert. „Sie soll nicht zurückstecken, sondern es nur eine Weile langsamer angehen lassen.“
„Weil die Familie vielleicht darunter leidet, wenn die Kartoffeln nicht rechtzeitig oder auch mal gar nicht auf dem Tisch stehen?“
Celeste erinnerte sich nur zu gut daran, wie erfreut Bens Vater darüber gewesen war, dass seine neue Schwiegertochter so ein Ass in der Küche war – und wie ihr eigener Vater immer an den Kochkünsten seiner Frau herumgemäkelt hatte. Sie selbst hatte über die misslungenen Kuchen ihrer Mutter nur gelacht. Außerdem hatte sie immer den Teig aus der Schüssel schlecken dürfen. Und wenn der Braten wieder einmal verkohlt war, gab es zum Ausgleich dafür mehr Nachtisch. Worüber hätte sie sich also beklagen sollen?
„Celeste, du weißt doch, dass ich kochen kann.“
„Ja, das ist ja auch lobenswert. Aber es geht am Thema vorbei.“
Er hob eine Augenbraue. „Kann es sein, dass du Streit suchst?“
Fast hätte sie gelacht. „Weil ich mit dir über Gleichberechtigung reden will?“
Seine Züge verhärteten sich. „Damit hat es absolut nichts zu tun. Das ist eben der Lauf der Welt.“
„Deiner oder meiner?“, fragte sie entrüstet. Sie sah, wie es in ihm arbeitete, aber sie konnte das so nicht stehen lassen. „Immerhin gibt es heutzutage schon Männer, die sich zu Hause um die Kinder kümmern, während die Frauen arbeiten gehen.“
Sie unterschrieb jede Forderung nach gleichen Rechten für Männer und Frauen, aber gleichzeitig wusste sie auch, dass sie ihr Kind selbst versorgen würde. Nur wollte sie damit nicht automatisch vom Leben ausgeschlossen werden und alles andere aufgeben. Das war doch nicht zu viel verlangt.
Sie drehte den Spieß um. „Würdest du es denn ‚langsamer angehen‘ lassen und dich damit von einem anderen Menschen abhängig machen?“
„Ich war die ersten sechzehn Jahre von anderen Menschen abhängig. Das reicht für den Rest meines Lebens.“
Celeste dachte an den traurigen kleinen Jungen, der er einmal gewesen sein musste, und das Herz wurde ihr schwer. Trotzdem. „Ich bin für deine Vergangenheit nicht verantwortlich. Im Augenblick interessiert mich nur die Zukunft.“
„Ich habe meine Ziele mehr oder weniger erreicht.“
„Zum Beispiel, Chef von PLM zu werden?“
Den Unterton in ihrer Stimme überhörte er nicht, und er drehte sich zu ihr. „Du kennst die Geschichte. Ich kann sie nicht ändern.“
„Und ich meine auch nicht.“
Ihre Mutter hatte alles für die Firma geopfert, und einem wildfremden Mann war der ganze Erfolg in den Schoß gefallen. Einfach so. Manchmal kam ihr diese Wendung immer noch ganz unwirklich vor, wie ein böser Traum, aus dem sie jeden Moment erwachen musste. Es was nicht Bens Schuld, dass es so gekommen war, aber trotzdem nagte es an ihr.
Sein Blick wurde weich. „Dein Floristen-Service passt viel besser zu dir. Er wird sich zu einem Riesenunternehmen entwickeln, du wirst sehen. Und wenn du Hilfe brauchst, kannst du immer auf mich zählen.“
Wie kam er dazu zu entscheiden, was zu ihr passte? „Ich will deine Hilfe nicht.“
Und nicht nur seine, sie wollte überhaupt nicht, dass ihr jemand half, und zuallerletzt ihr Vater. Sie wollte ihren eigenen Weg gehen, so wie Ben seinen gegangen
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