JULIA VALENTINSBAND Band 21
war, und das würde auch so bleiben.
In Bens Wange zuckte ein kleiner Muskel, auch wenn er sich augenscheinlich um Beherrschung bemühte. „Willst du damit sagen, dass meine Hilfe dir nicht gut genug ist?“
„Nein, darum geht es nicht.“
Er hatte den Blick nach vorne auf die Straße gerichtet. „Bist du dir da ganz sicher? Du bist mit einem Silberlöffel im Mund geboren worden, und ich bin der bettelarme Waisenjunge ohne Familienstammbaum, der sich aus der Gosse nach oben gearbeitet hat. Das ist dir vielleicht nicht fein genug.“
„Wie kommst du dazu, so etwas zu sagen?“
„Weil dein Vater für deine Mutter auch nie gut genug war.“
Celeste sah ihn fassungslos an. „Und was soll das jetzt heißen?“
„Sonst hätte sie nicht versucht, ihn zu etwas zu machen, was er nicht war. Er war glücklich mit seinen Rasenmähern! Vielleicht hätte sie ihn einfach so lassen sollen, wie er sein wollte, und …“
Celeste wartete. „Und was?“
Er legte einen anderen Gang ein. „Und nichts.“
Aber sie wusste, was er sagen wollte. „Und ihre Ehe wäre vielleicht glücklicher gewesen? Keiner hat Dad gezwungen, von seinem Schwiegervater Geld anzunehmen.“
Ben stieß einen verächtlichen Laut aus. „Ach nein? Man merkt ihm den Druck ja heute noch an, und das ist zwanzig Jahre her. Du hast mir doch selbst erzählt, dass deine Mutter gewöhnlich als Siegerin aus den Auseinandersetzungen hervorging und dein Vater darüber alles andere als glücklich war.“
„Frauen sollen sich also dumm stellen und so tun, als hätten sie von Tuten und Blasen keine Ahnung, damit der hohe Herr keine Komplexe bekommt?“
Aber irgendwo in ihrem Inneren hörte sie sich noch flehen: Mach, dass Daddy und Mummy sich wieder lieb haben.
Was hätte das bedeutet? Dass ihre Mutter um des Ehefriedens willen ihre Seele hätte verkaufen und ihren Ehrgeiz unterdrücken müssen?
Ben rieb sich das Kinn. „Du bist in einer ganz anderen Situation als deine Mutter. Solange wir zusammen sind, wirst du immer alles haben. Ich möchte nicht, dass du dir um Geld Sorgen machst.“
Solange sie zusammen waren? Und wie lang würde das sein?
„Das klingt alles schön und gut, aber es ist noch keine Antwort. Würdest du mich ernst nehmen, wenn ich dein Angebot annähme?“
Sie wollte endlich Antworten, und sie würde nicht mehr davor davonlaufen oder den Kopf in den Sand stecken. Warum hatte sie sich ausgerechnet in den Mann verlieben müssen, der vor drei Monaten in ihr Leben geplatzt war und ihr alles genommen hatte, was sie als Vermächtnis ihrer Mutter angesehen hatte? Ben war nicht schuld daran, und er war auch nicht sehr glücklich darüber, wie es gelaufen war. Das wusste sie. Aber er würde nie verstehen, wie es ihr damit ging.
Celeste hätte die Vergangenheit nur zu gern endlich hinter sich gelassen, aber vielleicht wäre das nicht klug gewesen. Sie wollte die Fehler ihrer Mutter nicht wiederholen, und Bens Einstellung ließ die Alarmglocken in ihr schrillen. Ganz offensichtlich war er der Ansicht, dass der Platz einer Frau – oder zumindest der einer Mutter – zu Hause war, während ein Mann hinaus ins feindliche Leben zog. Sie dagegen war eine vehemente Verfechterin gleicher Chancen und Rechte für Männer und Frauen, und zwar in allen Bereichen. Und wenn sie Bens Vergangenheit betrachtete, seine Vorstellung von einer Bilderbuchfamilie, dann zweifelte sie ernsthaft daran, dass er sich je ändern würde.
„Weißt du, was an dieser Diskussion schiefläuft?“, fragte sie endlich. „Dass ausgerechnet du dich als Fachmann für Beziehungen gerierst. Dabei ist das ein Thema, dass du normalerweise meidest wie die Pest.“
„Deswegen kann ich doch eine Meinung dazu haben.“
„Und worauf beruht diese Meinung? Auf irgendwelchen romantischen Vorstellungen, wie eine Familie zu funktionieren hat.“ Der Mann als Oberhaupt der Familie, die Frau, die ihr Glück in Küche und Schlafzimmer findet. „Du bestimmst, wie ein Paar zusammenleben soll, dabei fehlt dir der Mut, es einmal selbst auszuprobieren.“
Er warf ihr einen leicht genervten Blick zu. „Celeste, wir haben uns erst vor drei Monaten kennengelernt.“
„Willst du damit sagen, dass du in Zukunft auch eine längere Bindung ins Auge fassen würdest? Dass unsere Beziehung dann vielleicht über das Bett hinausgeht?“
Seine Züge wurden hart, und er umfasste das Lenkrad so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten.
Das Herz tat ihr weh, und sie verschränkte die Arme vor dem
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