Julia Weihnachtsband Band 26
hast.“
„Ein Santa, der durch meine Schuld abhandengekommen war“, stellte er richtig.
„Ja, aber du wusstest ja nicht …“
„Weil ich mir nicht die Mühe gemacht habe, nachzufragen. Genauso wenig habe ich die Art und Weise hinterfragt, wie mein Vater die Firma führte. Alles war unterteilt in Schwarz und Weiß. Oder besser gesagt, in Rot und Schwarz. Ein Unternehmen war in Schwierigkeiten, ‚Forrester Industries‘ kaufte es auf, setzte die eigenen Leute rein, um es zu retten – wenn wir konnten. Oder verkauften es, wenn es nicht zu retten war.“
„Aber so einfach ist es nicht, oder?“
„Nein, das ist es nicht. Ich bin mir nicht mal sicher, ob die Geschäftsführung meines Vaters nicht doch irgendwie moralisch war. Ein paar Wochen nach dem Tod meines Vaters kam ein Mann in das Gebäude, und einiges, was er sagte …“
„Ich war an dem Tag im Haus“, unterbrach ihn Holly. Als Clay sie anblickte, erklärte sie schnell: „Ich wollte nicht heimlich lauschen. Ich war dabei, den Laden zu schließen. Und der Mann war nicht zu überhören.“
Clay lehnte sich über den Tisch, bis dieser fast verschwunden schien. „Ich wollte alles abstreiten. Ich wollte sagen, dass mein Vater niemals gelogen hätte, dass er keine falschen Versprechungen gemacht hätte. Und wenn er die Firma nicht hätte retten können, dann nur, weil sie eben nicht zu retten war. Das war es, was ich sagen wollte , was ich glauben wollte .“
„Aber du hast es nicht geglaubt.“
„In Wahrheit hätte mein Vater alles getan oder gesagt, um das zu bekommen, was er wollte. Wenn er die Firma hätte retten können – großartig. Aber er hätte jedes Versprechen in Sekundenschnelle gebrochen, wenn für ‚Forrester Industries‘ dabei harte Dollars rausgesprungen wären.“
„Und das alles wirst du ändern?“
Clay lachte. „Ich wünschte, jeder hätte so viel Vertrauen wie du.“
Holly spürte, wie sie rot wurde. Sie wollte hier nicht die anfeuernde Cheerleaderin spielen. Doch Clays Entschlossenheit war überzeugend genug, um an seinen Erfolg zu glauben. „Ich denke, du kannst alles erreichen, was du dir in den Kopf gesetzt hast. Aber es braucht seine Zeit. Es ist nicht leicht, die Vergangenheit loszulassen.“
„Das ist der schwerste Teil. Als Kind habe ich gedacht, meine Eltern wüssten alles. Nie haben sie irgendwelche Fehler gemacht. Jetzt als Erwachsener muss ich feststellen, dass mein Vater alles andere als perfekt war. Aber es tut weh zu sehen, wie er von seinem Sockel gestürzt wird. Verstehst du?“
Holly sah in Clays Augen. Erstaunlich blaue Augen, die Verständnis erwarteten. Sie geriet in Panik. Die eben noch bestehende enge Verbundenheit war plötzlich gekappt wie ein dünner Draht. Nur eine Kleinigkeit, aber seine Worte erinnerten sie daran, dass sie anders war. Sie hatte nicht die geringste Ahnung davon, dass Kinder ihre Eltern auf Sockel stellten, um zu ihnen aufsehen zu können.
Sie wusste überhaupt nichts von normalen Familien.
Überstürzt griff sie nach ihrer Handtasche, zog eine Zehndollarnote heraus und warf sie auf den Tisch. „Ich muss wieder an die Arbeit.“
Überrascht lehnte Clay sich zurück, als sie vom Stuhl aufsprang. „Was? Holly, warte doch! Lass uns zusammen gehen!“
„Ist schon in Ordnung!“ Sie warf sich den Mantel um die Schultern. „Ich bin dann weg.“
Sie hastete durch das volle Lokal, durch die Glastür in das Schneetreiben hinaus, bevor er auch nur die Chance hatte, um die Rechnung zu bitten. Ihren Mantel fest umklammernd rannte sie durch den eisigen Wind und blinzelte mit tränenden Augen.
Niemals hätte sie mit Clay essen gehen sollen. Die Unterschiede zwischen ihnen lagen außerhalb von Reichtum und sozialem Status. Clay war ein Mann mit starken familiären Bindungen, sie dagegen hatte weder Familie noch sonstige Verbindungen.
Das hättest du ihm sagen können , flüsterte ihr Gewissen vorwurfsvoll.
5. KAPITEL
„Wenn ich jedes Mal Blumen bekomme, wenn du mit Holly ausgehst, plane ich für euch jeden Tag ein gemeinsames Mittagessen!“, rief Marie fröhlich, als Clay das Büro betrat.
Das Gesteck prangte mitten auf ihrem Schreibtisch und füllte den Raum mit Farbe und einem kräftigen Blumenduft, der ihn an Holly erinnerte. „Es war nur ein schlichtes Mittagessen. Mach da bloß nichts Großartiges draus.“ Die Warnung war nicht nur für Marie, sondern vor allem für ihn selbst gedacht.
So schnell, wie Holly aus dem Deli gestürzt war, bezweifelte er, dass
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