Julia Weihnachtsband Band 26
lange?“, jammerte Kitty leise und kletterte schnell auf ihr Bett. „Ich bin ganz still“, versprach sie. „Edward, sei leise!“
„Ich habe nichts gesagt“, flüsterte er empört und kletterte in sein eigenes Bett, bevor er in seinen Strumpf griff. „Du machst hier den Lärm …“
„Hört auf, oder die Strümpfe verschwinden.“
Sofort herrschte Stille, die Kitty nur mit kleinen Begeisterungsschreien unterbrach. Edward murmelte: „Das ist toll!“, als er einen Terminplaner fand. Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, und sie spürte einen Kloß im Hals. Es war so eine kleine Sache, aber seit David sie verlassen hatte, führte er jeden Tag Tagebuch, und sie wusste, dass er auf diese Weise seine Gefühle sortierte.
Er war so ein gutes Kind – und Jake hatte recht: Er verdiente jede Chance. Sie würde dafür sorgen, dass er diese Stimmprobe machen konnte, aber sie hatte solche Angst davor, das Schicksal herauszufordern – ihm Hoffnung zu machen und diese dann wieder zunichtemachen zu müssen.
„Ein Schokoladenweihnachtsmann!“, freute sich Kitty. „Und eine Mandarine! Kann ich das jetzt schon essen? Ach, bitte, bitte, bitte?“
Leise lachend setzte sich Amelia ans Bettende und beobachtete ihre Kinder. Dann sah Edward sie hoffnungsvoll an und fragte: „Dürfen wir einen Schneemann bauen?“
Am liebsten hätte sie sofort zugestimmt, aber dann fiel ihr ein, dass es nicht ihr Garten war, darum lächelte sie kläglich.
„Wir müssen Jake fragen“, antwortete sie ihm.
Edward nickte und wandte sich wieder seiner Orange zu, die er sorgfältig schälte und dann Stück für Stück genoss. Er war so gründlich, so methodisch bei allem, was er tat. Ganz anders als sein Vater, der sich ohne nachzudenken einfach hineinstürzte. Und wieder heraus. Wie aus ihrer Ehe. Und seiner Vaterschaft.
Nein, daran würde sie jetzt nicht denken. Sie hörte, wie sich Thomas meldete, darum ging sie zurück in ihr Schlafzimmer und hob ihn aus seinem Bett. „Hallo, kleiner Mann!“, flüsterte sie leise. „Frohe Weihnachten. Schau mal, Thomas, es schneit!“
Als sie den Vorhang beiseiteschob und in den Garten sah, entdeckte sie Jake, der lachend im Schnee stand, während Rufus durch die weiße Pracht tobte und bellend nach den Schneeflocken schnappte.
Amüsiert sah Amelia ihnen zu. Als würden sich ihre Blicke magisch anziehen, drehte Jake sich um, sah zu ihr hinauf und winkte.
Sie winkte zurück und ging dann zu den Kindern. „Jake ist aufgestanden, also gehe ich hinunter, koche Tee und mache für Thomas ein Fläschchen. Warum schlaft ihr nicht noch etwas?“
„Aber wir müssen doch Jake frohe Weihnachten wünschen!“, rief Kitty und lief zur Treppe, bevor Amelia sie aufhalten konnte. Edward folgte ihr, und gemeinsam rasten sie durch das Haus, während sie mit Thomas langsam folgte. Hoffentlich war der Ansturm der Kinder nicht zu viel für Jake. Besonders jetzt, wo sie wusste …
Das Wissen um seine Trauer legte sich wie ein Schatten über sie. Für einen Moment dachte sie an den kleinen Jungen, den sie nie kennengelernt hatte und auch nie kennenlernen würde, und die Frau, die ihren Mann und ihren Sohn an diesem Morgen hier hätte begrüßen sollen.
„Es tut mir so leid“, flüsterte sie. „So unendlich leid.“
Erst dann folgte sie den anderen nach unten in die Küche.
Draußen war es eiskalt, aber es war wunderbar, im Schnee zu stehen, während Rufus wie ein Welpe herumtobte und die Schneeflocken jagte.
Als Jake wieder hineinging, stürmten die Kinder gerade in die Küche, ihre Augen funkelten vor Begeisterung. Kitty lief auf ihn zu und streckte ihm die Arme entgegen. Er beugte sich zu ihr und umarmte das Mädchen. Sie drückte ihm einen warmen, feuchten Kuss auf die Wange und wünschte ihm „Frohe Weihnachten“, bevor sie ihn losließ. Dann sah er auf und begegnete Edwards Blick, erinnerte sich an seine spontane Umarmung gestern und lächelte ihn an.
„Frohe Weihnachten, Kitty. Frohe Weihnachten, Edward“, sagte er.
Seine Antwort wurde von Kitty übertönt, die kichernd an seinem Ärmel zupfte. „Du bist ganz verschneit!“, sagte sie. „Wie ein Schneemann! Können wir einen bauen?“
Kitty hüpfte vor Begeisterung auf und ab, und Jake lächelte sie breit an. „Sicher, der Schnee ist gut dafür. Das hält schön zusammen. Wir bauen ihn nach dem Frühstück, gleich nachdem wir die Geschenke geöffnet haben. Wenn eure Mutter nichts dagegen hat …“
Er sah auf und begegnete Amelias
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