Julia Weihnachtsband Band 26
habe?“, schrie sie. „Wir haben kein Geld!“
„Aber das brauchen Sie auch nicht. Er könnte ein Stipendium bekommen, so wie ich. Meine Eltern haben dafür nicht bezahlt. Wenn jemand Talent hat, wird er gefördert. Außerdem muss es keine Chorschule sein. Nur weil ich auf eine gegangen bin, muss das nicht für jeden das Richtige sein. Es ist sehr hart, und man arbeitet jeden Sonntag, zu Weihnachten, Ostern … man muss wirklich engagiert sein, weil es eine enorme Verpflichtung ist. Und das ist nicht jedermanns Sache …“
„Nein, das ist es nicht, aber selbst wenn es das für ihn wäre, entscheiden Sie das nicht! Er ist mein Sohn, Jake – meiner ! Er geht Sie nichts an! Sie hatten kein Recht, ihm solche Flausen in den Kopf zu setzen …“
„So war es nicht! Er hat gefragt … Ich dachte nur …“
„Nein! Wenn Sie einen Sohn wollen, der in Ihre Fußstapfen tritt, besorgen Sie sich einen eigenen, Jake, aber lassen Sie meinen da raus! Und Ihre protzigen Geschenke brauchen wir auch nicht!“
Ohne ihm die Chance zu geben, etwas zu erwidern, stand sie hastig auf und lief in die Küche. Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie war wütend auf sich selbst, denn egal, was er getan hatte, sie waren gegen seinen Willen in seinem Haus, und er hatte sich solche Mühe gegeben, ihnen einen schönen Heiligabend zu schenken. Nun hatte sie alles ruiniert.
6. KAPITEL
Wenn Sie einen Sohn wollen …
Seine Beine gaben nach, und Jake sank schwer auf den kleinen Teppich vor dem Weihnachtsbaum. Ihre Worte hallten in seinen Ohren nach.
Ihm war nicht eingefallen, dass er Schaden anrichten könnte, indem er mit Edward sprach, ihm die Aufnahme zeigte. Er teilte lediglich ein Interesse … nicht weil er einen Sohn wollte, der in seine Fußstapfen trat. Den hatte er schon gehabt und alles verloren. Sie dachte, er wisse nicht, was nichts bedeutete? Wenn sie wüsste …
Es bedeutete, jeden Morgen allein aufzuwachen, niemanden zu haben, mit dem man seinen Tag verbringen konnte, niemanden, der einem half, seine Träume zu verwirklichen, niemanden, der einen liebte und den man lieben konnte.
Auf einem kalten, einsamen Friedhof zu stehen und auf einen Grabstein zu starren, auf dem die Namen der einzigen Menschen auf der Welt standen, die einem etwas bedeutet hatten, und sich zu fragen, wie das passieren konnte; wie sie so plötzlich für immer verschwinden konnten.
Wenn Sie einen Sohn wollen …
Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Oh Ben, ich vermisse dich. Jeden Tag. Wie wärst du jetzt wohl? Hättest du auch gern gesungen wie ich, oder wärst du so unmusikalisch wie deine Mutter? Groß oder klein? Laut oder leise? Egal, ich hätte dich trotzdem geliebt. Ich werde dich immer lieben. Er sah aus dem Fenster auf den leise fallenden Schnee. Frierst du heute Nacht, mein Kleiner, dort auf dem Friedhof?
Oh Gott!
Jake schluchzte auf und versuchte, es zu unterdrücken. Sie hatte ihn nicht verletzen wollen. Amelia wusste nichts von Ben, hatte nicht geahnt, was sie sagte. Und vielleicht hatte sie recht. Vielleicht war er zu weit gegangen.
Er musste mit ihr sprechen, sich bei ihr entschuldigen … aber nicht jetzt gleich. Erst musste er sich beruhigen, der Schmerz musste nachlassen.
Dann bemerkte er Rufus, der vor ihm stand, mit hängendem Schwanz und besorgten Augen. Als er seine Hand ausstreckte, wedelte er kurz mit dem Schwanz.
„Oh Rufus. Was ist nur mit uns passiert?“, murmelte er spröde. Der Hund kam zu ihm, kuschelte sich an Jakes Oberschenkel, legte seinen Kopf auf seinen Schoß und leckte ihm über die Hand.
„Ja, ich weiß. Ich muss mit Amelia sprechen, ihr sagen, dass es mir leidtut. Aber ich kann nicht …“
Er biss sich auf die Unterlippe, und Rufus leckte erneut seine Hand. Jake wuschelte ihm durch das Fell und wartete noch einen Moment, bis er seine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte, denn er schuldete Amelia mehr als eine Entschuldigung. Er schuldete ihr eine Erklärung, und das war so verdammt schwer.
Aber irgendwann konnte er nicht länger warten, darum stand er steif auf, holte den Whisky, humpelte über den Flur zum Frühstückszimmer und öffnete die Tür.
Sie saß mit angezogenen Beinen vor dem Feuer, die Arme um die Knie geschlungen. Ihre Augen waren verweint und vor Schmerz weit aufgerissen. Vorsichtig ging er auf sie zu, schenkte ihnen von dem Whisky ein und reichte ihr ein Glas.
„Es tut mir leid“, sagte er. „Ich hätte nachdenken sollen und dich – Sie, meine ich …“
„Gern
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