Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
Und keinen weiteren Schmuck. Du bist jung und hübsch, damit machst du genug Staat. Sobald deine Schönheit anfängt zu verblassen, kannst du den schwindenden Glanz mit Juwelen aufpeppen.“ Sie unterzog ihre Tochter einer kritischen Musterung. „Und lass dir das Haar hochstecken bis auf ein paar Strähnen, die dir über den Rücken fallen. Übrigens, du trägst zu wenig Make-up, Herzchen. Benutz wenigstens mal ein bisschen Eyeliner. Immerhin gehst du auf einen Empfang.“
Kayleen legte die Ohrringe an und hielt ihr Haar hoch. „Du hast recht“, stellte sie überrascht fest.
„Natürlich habe ich recht. Schließlich bin ich in meinem Leben schon ein bisschen herumgekommen. Ich weiß genau, was Männer mögen. So, mal sehen, wie mir dieser schwarze Fummel steht.“ Sie zog das Kleid über.
Kayleen half ihr mit dem Reißverschluss.
„Perfekt.“ Darlene posierte zufrieden vor dem Spiegel. „Übrigens, vorhin habe ich den spanischen Botschafter im Garten getroffen. Sehr charmant, aber schon etwas ergraut. Da kann er sich mit mir schmücken.“
Diese Weltanschauung irritierte Kayleen ein wenig. „Warst du eigentlich mal verheiratet?“
„Einmal, mit achtzehn. Er war ein Niemand und ich bis über beide Ohren in ihn verliebt. Da zählt Geld nicht. Es endete wie üblich: Wir ließen uns scheiden, und ich stand ohne einen Penny da. Eine äußerst lehrreiche Lektion, die du dir zu Herzen nehmen solltest.“
„Was meinst du damit?“
„As’ad. Da verhältst du dich so naiv, dass es schon peinlich ist.“ Darlene schlüpfte aus der schwarzen Robe und hängte sie auf den Ständer zurück. „Das klingt vielleicht hart, aber glaub mir, ich habe nur dein Bestes im Sinn. Männer wie As’ad haben es nicht nötig, sich mit profanen Dingen wie Liebe zu belasten. So wie du die Sache angehst, ist der Liebeskummer schon vorprogrammiert. Nimm, was du kriegen kannst, und zieh weiter.“
Kayleen erbleichte. „Ich verstehe. Du investierst keine Gefühle in andere Menschen.“
„Das Leben ist leichter so, glaub mir.“
„Nein, in diesem Punkt irrst du dich.“ Kayleens Herz raste, so aufgewühlt war sie. „Das Leben ist leerer. Wir sind doch mehr als nur die Summe unserer Erfahrungen. Wir definieren uns durch unsere Beziehungen zu anderen Menschen. Denen, die wir lieben und die diese Gefühle erwidern. Und das zählt viel mehr als alles Geld der Welt.“
„Sagte das Mädchen, das nie Hunger leiden musste und immer ein Zuhause hatte.“
Kayleen versteifte sich. „Ein Zuhause? Falls du das Waisenhaus meinst, das definiere ich ein bisschen anders.“
„Ach Gott, die arme Kleine. Schon sind wir wieder beim Thema“, erwiderte Darlene gelangweilt. „Klammere dich doch nicht immer an deine angeblich so traurige Kindheit. Sieh endlich nach vorn. Das Leben ist hart, also mach das Beste draus.“
„So wie du, ja? Indem du andere Menschen benutzt, um deine Ziele zu erreichen.“ Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.
„Falls nötig“, gab Darlene völlig ungerührt zurück. „In deinen Augen mag es grausam wirken, einfach abgeschoben zu werden, aber manchmal ist das noch das kleinere Übel. Deine Großmutter war auch nicht gerade ein Ausbund an Mutterliebe. Deshalb bin ich weggegangen, so schnell ich konnte.“
„Ich bin deine Tochter; du hättest mich mitnehmen müssen.“
„Du hättest mich nur heruntergezogen.“
„Ah, ja. Also hast mich kalt lächelnd dem Schicksal überlassen.“
Darlene zuckte die Achseln. „Du hattest doch Glück. Sie hat dich im Waisenhaus abgegeben. Warum beschwerst du dich?“
Unbarmherzig sickerte die grausame Realität in Kayleens Bewusstsein. „Du scherst dich einen Dreck um mich“, sagte sie tonlos.
„Ich bin stolz auf das, was du erreicht hast.“
„Weil ich mir einen reichen Mann geangelt habe?“
„Nun, das ist doch der Traum jeder Frau, oder etwa nicht?“, konterte Darlene kalt.
„Meiner nicht. Ich wollte immer nur zu jemandem gehören.“
„Na, wenn das keine Ironie des Schicksals ist! Dir fiel in den Schoß, was ich mir ersehne, und ich habe abgelehnt, was du dir wünschst. Da beweist irgendjemand im Universum wirklich Sinn für Humor.“
In diesem Moment war Kayleens innerer Kampf ausgefochten. Sie nahm die Schmuckschatulle auf und schüttelte sie. „Deswegen bist du hier. Du hast dein Interesse an einer freundschaftlichen Beziehung mit mir nur geheuchelt. Lass mich raten – falls du es schaffst, den spanischen Botschafter an Land zu ziehen,
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