Julia Winterträume Band 8 (German Edition)
erreichte, hielt As’ad inne und sah sie glutvoll an. „Du bist mein.“
Drei schlichte Worte, und Kayleen vergaß alles um sich herum. Aufstöhnend ließ sie sich fallen, genoss die lustvollen Schauer, die ihren Körper mit ungeahnter Heftigkeit durchrieselten. Sie spürte, wie auch As’ad sich in ihr verströmte und sich anschließend schwer auf sie fallen ließ. Ineinander verschlungen lagen sie noch lange Zeit so da, bis sie in einen erschöpften Schlummer drifteten.
Kayleen kuschelte sich in den behaglichen Sessel in Linas Salon und zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen. In letzter Zeit, genauer gesagt seit dem überraschenden Auftauchen ihrer Mutter, hatte sie einen bedenklichen Hang zur Hysterie entwickelt. Die Frau machte sie einfach total nervös, was wiederum Schuldgefühle in Kayleen auslöste, weil sie ihr nicht die angemessenen Gefühle entgegenbringen konnte.
„Tut mir leid, sie benimmt sich einfach abscheulich“, stöhnte sie entnervt. „Reicht es denn nicht, dass sie mich als Baby einer ungewissen Zukunft überlassen hat? Muss sie jetzt auch noch hier auftauchen und mein Leben durcheinanderbringen?“
Lina tätschelte ihr tröstend die Hand. „Es tut mir so leid, meine Liebe. Mein Bruder wollte dir nur eine Freude machen, wirklich.“
„Aber das weiß ich ja. Es ist alles meine Schuld. Hätte ich die Vergangenheit nicht beschönigt, wäre das nicht passiert. Ich hasse es, über meine Familie zu sprechen. Zweimal verlassen zu werden … pah! Was sagt das über mich aus?“
„Dass du über dich selbst hinausgewachsen bist. Dass du über einen tadellosen Charakter und innere Stärke verfügst. Dass wir uns glücklich schätzen können, dich in unserer Familie aufnehmen zu dürfen.“
Ein verschmitztes Lächeln umspielte Kayleens Lippen. „Oh, du bist gut, wirklich sehr gut.“
Lina zwinkerte ihr zu. „Danke, das ist ein Talent meiner Ahnen väterlicherseits.“ Sie wurde ernst. „Jetzt zurück zu deiner Mutter …“
„Ich mag gar nicht an sie denken, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Irgendwie scheint sie überall zu sein und mich regelrecht zu belauern. Ständig liegt sie mir mit ihren Warnungen und mütterlichen Ratschlägen in den Ohren. Das Schlimmste ist, dass sie den Mädchen Angst einjagt. Erst gestern brach Pepper in Tränen aus, weil sie ihr sagte, sie müsse fleißig lernen, um es im Leben zu etwas zu bringen, weil sie nicht hübsch sei. Wie kann man nur? Pepper ist so süß. Dass Darlene mich gemein behandelt hat, kann ich ihr verzeihen, nicht aber, wenn sie die Mädchen verletzt.“
„Soll ich ihr empfehlen, das Land zu verlassen?“, schlug Lina vor. „Ich kann ziemlich herrisch auftreten, wenn ich will. Wir verfrachten sie einfach ins nächste Flugzeug in die Staaten.“
Eine verlockende Idee … „Nichts lieber als das. Aber Darlene ist doch meine Mutter. Müsste ich nicht wenigstens versuchen, mich mit ihr zu arrangieren? Das bin ich ihr doch schuldig, oder?“
„Diese Frage kannst du nur selbst beantworten. Obwohl … was glaubst du ihr denn schuldig zu sein? Dass sie dich geboren hat? Du hast sie nicht darum gebeten, es war ihre eigene Entscheidung. Als Mutter sollte man wenigstens ein Mindestmaß an Verantwortung zeigen. Wenn sie sich schon nicht um dich kümmern konnte oder wollte, hätte sie dich wenigstens zur Adoption freigeben können.“
„Ich frage mich schon lange, warum sie das nicht getan hat.“ Wie wäre ihr Leben wohl in der Obhut eines Paares verlaufen, das sich sehnlichst ein Kind wünschte? Kaum auszudenken …
„Wer weiß“, überlegte Lina zynisch. „Vielleicht hat der Papierkram sie überfordert.“
„Vielleicht. Aber das hilft mir jetzt auch nicht weiter. Eigentlich wünsche ich mir nur, dass sie mich in Ruhe lässt und verschwindet. Gleichzeitig fühle ich mich schuldig, weil ich so empfinde. Ich denke, ich mache es so: Wir versuchen es noch eine Woche miteinander, und wenn das auch nichts bringt, komme ich gern auf dein Angebot zurück.“
„Ich finde, du gibst ihr mehr Chancen, als sie verdient, aber du bist nun mal ein gutmütiger Mensch.“
„Oder ein von Schuldgefühlen geplagter.“ Kayleen machte ein besorgtes Gesicht. „Hoffentlich denkt As’ad nicht, dass ich so bin wie sie.“
„Natürlich nicht! Unsere Verwandten können wir uns nun mal nicht aussuchen. Keine Sorge, Kayleen, er macht dich ganz sicher nicht für deine Mutter verantwortlich.“
„Na gut, wenn du meinst …“ Kayleen stand auf.
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