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Julias kleine Sargmusik

Julias kleine Sargmusik

Titel: Julias kleine Sargmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Featherhead, den Mann zurückzuhalten. Ihre ausgestreckte Hand griff ins Leere, und ihr blieb nur das Heben der Schultern. Ein Zeichen von Resignation.
    Glenn Rotter ließ sich nicht beirren. Auch die makabren Worte der Frau hatte er vergessen. Wo gab es denn so etwas! Eine Tote, die Geige spielte.
    Vielleicht in einem Gruselfilm. Da wäre es ja noch ein guter Gag gewesen, aber nicht hier auf dem Friedhof, wo sich - und das musste sich Rotter eingestehen -, die Atmosphäre von der in einem Gruselfilm überhaupt nicht unterschied.
    Diese Nacht war angefüllt mit fremden Gedanken, mit einem unnatürlichen Licht und dem unheimlichen Geigenspiel. Die Melodien schwangen an seine Ohren. Sie wollten ihn locken oder abstoßen, je nach dem, wie das Mädchen seinen Bogen über die Saiten strich, um dem Instrument die entsprechenden Töne zu entlocken. Auf dem Grabstein hatte sie ihren Platz gefunden. Die bloßen Füße verschwanden im Gras. Halme und Frühlingsblumen kitzelten über ihre nackte Haut.
    Und sie spielte…
    Die Augen hielt sie geschlossen, die Bewegungen geschahen automatisch. Selbstvergessen saß sie da und schien ihren eigenen Klängen zu lauschen.
    Es war eine sehr große Grabplatte. An ihrem Ende befand sich ein senkrecht stehender Kreis, in dessen Innern sich ein einfaches Steinkreuz abmalte.
    Einen Weg zum Grab gab es nicht. Dieser alte Teil des Friedhofs wurde nicht mehr in Ordnung gehalten. Hier konnte sich die Natur ausdehnen, ohne durch menschliche Eingriffe gestört zu werden. Julia spielte weiter. Falls sie die beiden Ankömmlinge gesehen hatte, so zeigte sie dies nicht und produzierte weiterhin ihre klagenden, manchmal schrillen, dann wieder melodiösen Töne.
    Unter den Schritten des Polizisten wurden die Blumen geknickt. Er achtete nicht darauf. Für ihn war das Mädchen wichtiger. Dieses Geschöpf, das ihm wie ein Engel vorkam, weil es eine so blasse Haut besaß und auch ein so unnatürlich fein geschnittenes Gesicht. Je näher der Mann seinem Ziel kam, um so unruhiger wurde er. Es waren nicht nur die Melodien, die in ihm diese Unruhe auslösten, nein, der Grund rührte woanders her.
    Er ging von dem Mädchen aus.
    Glenn Rotter glaubte, in eine Welt geraten zu sein, die er nicht sehen, sondern nur fühlen konnte. Sie warnte ihn.
    Keine akustische Warnung, nur mehr das Kribbeln auf der Haut, das Gefühl, nicht mehr weitergehen zu sollen.
    Etwa zwei Schritte vor seinem Ziel blieb er stehen. Glenn hob die Hand, streckte sie aus und merkte das Kribbeln an seinen Fingerspitzen, als würde etwas über die Haut laufen. Ein Schauer vielleicht… Er schüttelte sich, verzog das Gesicht und drehte sich zu einer Begleiterin um.
    Mrs. Featherhead wartete noch immer. Ihre Gestalt erhob sich von der Erde wie eine Statue. Den Kopf hatte sie in Richtung des Mannes gedreht, und sie ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Los machen Sie schon! Sagen Sie ihr, dass es verboten ist, in der Nacht auf dem Friedhof Geige zu spielen.«
    »Verboten?« murmelte Rotter. »Nein, eigentlich ist es nicht verboten. Überhaupt nicht. Es wird doch niemand gestört.« Er hatte die Worte so leise gesprochen, dass nur er sie hörte, und es kostete ihn Überwindung, den nächsten Schritt zu tun.
    Diesmal war die Aura noch stärker. Je mehr er sich der geigenspielenden Person näherte, um so stärker fühlte er diese Warnung. Seltsamerweise dachte er dabei nicht mehr an eine Einbildung, nein, die Warnung existierte.
    Glenn überhörte sie. Er konnte keinen Rückzieher mehr machen und tat den letzten Schritt.
    Im selben Augenblick hörte das Mädchen mit dem Spiel auf. Julia Landers senkte Bogen und Geige, drehte den Kopf und schaute Glenn Rotter ins Gesicht.
    Der blieb stehen.
    Er traute sich nicht, Julia zu berühren. Wie eingefroren wirkte seine Bewegung. Er spürte den Blick des Mädchens wie eine körperliche Berührung. Über seinen Rücken rieselte eine Gänsehaut. Die Warnung hatte er genau verstanden, und Julia setzte noch eine akustische hinzu.
    »Rühr mich nicht an!« flüsterte sie scharf. »Berühre keine Tote, oder du bist selbst verloren, Mensch!«
    Berühre keine Tote! So hatte sie gesprochen, und der Polizist zuckte innerlich zusammen. Er holte ein paar Mal tief Luft. Zunächst hatte er Angst gehabt, jetzt aber überkam ihn so etwas wie Trotz, wobei er noch die Stimme der wartenden Mrs. Featherhead hörte.
    »Was ist denn da los? Können oder wollen sie nicht, junger Mann?«
    Rotter gab keine Antwort. Die Alte interessierte

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