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Julias kleine Sargmusik

Julias kleine Sargmusik

Titel: Julias kleine Sargmusik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Nacht. Hin und wieder schielte der Mond hinter einer dicken Wand hervor, bevor er wieder verdeckt wurde. Der Wind blies aus Nordwest. In den letzten Tagen war es wieder kühl geworden. Oberhaupt kein Wetter für den Mai.
    Mrs. Featherhead war auch dementsprechend angezogen. Sie trug ein graues Cape über ihrem Kostüm und hatte einen Hut aufgesetzt, der schon an einen alten Topf erinnerte. Der Hut besaß sogar einen Schleier, den allerdings hatte sie hochgestellt.
    Energisch schritt sie neben dem Polizisten her, so dass Glenn Rotter Mühe hatte, überhaupt mitzuhalten. Das war der Gang, den man im Ort kannte. Immer wenn die Witwe wütend war, schritt sie auf diese Art und Weise aus. Auch jetzt brannte sie innerlich.
    Der Ort lag in einer fast schon ungewöhnlichen Ruhe. Es fuhr kein Auto mehr, und hinter den Fenstern der kleinen, gepflegten Häuser brannte kaum noch Licht.
    Keiner der beiden einsamen Spaziergänger ahnte, wie trügerisch die Ruhe war und dass hinter der Fassade eine Ausgeburt an Grauen, Angst und Schrecken lauerte.
    Bisher lief alles seinen normalen Gang. Noch…
    Glenn Rotter war neugierig. Deshalb fragte er seine um das Doppelte ältere Begleiterin: »Was haben Sie eigentlich um diese Zeit noch auf der Straße gemacht, Mrs. Featherhead?«
    »Geht Sie das was an?«
    »In diesem Fall ja.«
    »Wenn Sie es so sehen, will ich Ihnen auch eine Antwort geben.« Die Frau blieb stehen, hob ihren Stock und machte damit eine kreisende Handbewegung. »Mir gefallen da einige junge Leute nicht, die sich in der Nacht immer treffen und Unsinn machen.«
    »Wer ist es denn?«
    »Das wollte ich herausfinden. Ich habe einen Verdacht, aber ich schweige noch.«
    »Vielleicht spielt einer von denen Geige.«
    »Glaube ich nicht. Die hören ja nur Radio oder diese widerlichen Walkmen.«
    »Da stören sie wenigstens nicht.«
    »Von Ihnen konnte auch keine andere Antwort kommen.«
    »Wieso das denn?«
    »Wer im Dienst schläft…«
    Da war Glenn Rotter lieber still.
    Sie mussten die Straße überqueren. Der Friedhof war nicht mehr weit entfernt. Nur mehr die rechte von ihnen abzweigende Straße brauchten sie bis zu ihrem Ende zu gehen. Dort befand sich der Friedhof und auch die Baustelle, denn man hatte vor, eine kleine Kapelle zu errichten und auch eine neue Trauerhalle. Die alte war vor kurzem abgebrannt, und die neue sollte nicht mehr aus Holz gebaut werden.
    »Hm!« machte Mrs. Featherhead ziemlich laut. »Was haben Sie?«
    »Eigentlich hätten wir das Spiel schon hören müssen. Es war laut genug.«
    »Vielleicht ist der Geiger verschwunden.«
    »Das kann möglich sein.«
    Rotter lachte. »Ich werde trotzdem nachschauen, Mrs. Featherhead. Einverstanden?«
    »Das ist ja wohl das mindeste, was man von Ihnen verlangen kann, junger Mann.«
    Sie war immer noch giftig. Spaß oder Humor vertrug die Klatschbase nun mal nicht.
    Das Gebiet, durch das sie schritten, war menschenleer. In zwei Monaten sollte hier angefangen werden zu bauen. Kleine Reihenhäuser rechts und links der Straße. Jetzt lag das Gelände noch brach, war mit Unkraut bewachsen, das der Wind in eine Richtung kämmte.
    Glenn Rotter hatte die Ohren gespitzt. Mochte Mrs. Featherhead sein, wie sie wollte, als Spinnerin konnte man sie nicht bezeichnen. Wenn sie behauptete, sie hätte das Geigenspiel gehört, war es auch so. Wahrscheinlich hatten sich irgendwelche Leute einen Scherz erlaubt, davon ging der Polizist jedenfalls aus.
    Trotz der Dunkelheit konnte er bereits die Friedhofsmauer erkennen. Sie war nicht sehr hoch, auch nicht extra durch Stacheldraht abgesichert, überhaupt besaß der Friedhof kein Tor. Man konnte ihn Tag und Nacht betreten.
    Die Bewohner hatten Wert auf einen schönen Friedhof gelegt, denn sie wollten mehr eine Art Parklandschaft haben. Das war ihnen auch gelungen. Zwei ehrenamtliche Gärtner harkten, schnitten und jäteten, so dass man dieses Stück Gelände als einen Musterfriedhof bezeichnen konnte.
    Hier hatten die Toten wirklich ihre Ruhe. Vorausgesetzt, es kam kein Geigenspieler.
    »So«, sagte Mrs. Featherhead und blieb neben der Mauer stehen. »Hier wären wir.«
    »Soll ich nachschauen?«
    »Was dachten Sie denn?«
    Glenn Rotter hob beide Hände. »So natürlich ist das nicht. Wenn ich hier über die Mauer schaue, dann sehe ich nichts, was ein Eingreifen rechtfertigt.«
    »Und das ist Ihre Meinung?«
    »Ja.«
    Mrs. Featherhead hob ihren linken Daumen und zählte auf. »Ich stelle nicht nur fest, dass Sie im Dienst schlafen, junger

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