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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Bettkante sitzen, da er dem filigranen Stuhl nicht traute. Hilma angelte sich diesen, setzte sich rücklings darauf und füllte Wein in die Gläser.
    »Wollen Sie wirklich nur reden?«, fragte sie lächelnd und versuchte dabei, ihr Dekolleté noch etwas besser zur Geltung zu bringen.
    Fridolin nahm das Weinglas, das sie ihm reichte, und trank einen Schluck. Da er in Hilma die Hure erkannt hatte, die er und Hede beim Lauschen erwischt hatten, war er sich unsicher, was er sagen durfte und was nicht. Schließlich beschloss er, bei der Wahrheit zu bleiben.
    »Eigentlich wollte ich gar nichts, außer kurz mit Frau Pfefferkorn zu reden.« Er unterschlug dabei den Namen Laabs, doch Hilma nahm ihm das nicht übel.
    »Und jetzt hat die Prinzipalin Sie dazu verurteilt, noch ein Stündchen oder zwei hierzubleiben, damit es nicht so aussieht, als wären Sie nur ihretwegen gekommen. Das ist allerdings nicht umsonst«, setzte das Mädchen hinzu, um ein kleines Trinkgeld herauszuschlagen.
    »Ich glaube, das kann ich mir leisten.« Fridolin musterte die junge Frau. Trotz ihrer burschikosen Art war sie recht hübsch. In früheren Zeiten hätte Hede aus ihr eine Spitzenkönnerin in Liebensdiensten gemacht. Doch die Ehe mit Manfred Laabs war weder seiner alten Freundin noch dem
Le Plaisir
gut bekommen.
    »Wir sollten hier nicht stumm wie Fische nebeneinandersitzen«, setzte Hilma das Gespräch fort. »Ich muss sagen, ich bin ganz froh, mal nicht als Matratze dienen zu müssen. Viele der Herren, die hier verkehren, benehmen sich nämlich nicht wie Kavaliere.«
    »Sehen Sie zu, dass Sie Bankier Grünfelder als Gast gewinnen – oder Blauwald, wie er in den alten Clubbüchern genannt wird. Er ist ein älterer Herr und freut sich, wenn ein hübsches Mädchen ihm das gewährt, was seine in die Jahre gekommene Ehefrau ihm verweigert.« Fridolin wunderte sich selbst, wieso er Hilma diesen Ratschlag gab, doch letztlich war sie ihm trotz ihres Lauschens sympathisch.
    »Ich glaube, den kenne ich. Er soll gute Trinkgelder geben, habe ich sagen hören. Ich selbst hatte ihn noch nicht im Bett. Eigentlich mache ich es ungern mit älteren Herren. Als ich mit diesem Beruf angefangen habe, hatte ich mit einem zu tun. Er war schmierig und ekelhaft, und ich musste einiges anstellen, bis er seinen Mann stehen konnte. Hinterher war er dann noch geizig und wollte den ausgehandelten Preis nicht bezahlen. Trinkgeld hat er auch keines gegeben.«
    Hilma verzog ihr Gesicht, lachte aber sofort wieder und prostete Fridolin zu. »Danke für den Rat! Ich werde sehen, ob ich mir dieses Goldschätzchen angeln kann. Ein reicher Stammkunde wäre genau das, was mir zu meinem Glück fehlt. Dann könnte ich bei der Auswahl meiner anderen … äh, Gäste kritischer sein und hätte auch einen besseren Stand hier im Haus. Es ist nicht so, dass alle Mädchen hier gleich wären. Auch hier gibt es Gräfinnen der Liebe, die nur einigen speziellen Herrn zur Verfügung stehen, und Dienstboten, die für alle herhalten müssen.«
    Fridolin hatte in all den Jahren etliche Mädchen im
Le Plaisir
kommen und gehen sehen, doch selten war ihm eine wie Hilma untergekommen. Die Diakonissinnen, die gelegentlich die Bordelle aufsuchten, in der Hoffnung, die gefallenen Mädchen aus ihrem sündhaften Leben befreien zu können, würden sich an ihr wohl die Zähne ausbeißen.
    »Gefällt dir das Leben, das du führst?«, fragte er sie und erhielt ein Achselzucken als Antwort.
    »Gefallen? Ich weiß nicht. Aber wenn Sie glauben, ich würde lieber in einem vornehmen Haus Staub wischen und den halbwüchsigen Söhnen dort als Studienobjekt für ihre ersten Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht dienen, sage ich nein. Das hatte ich schon zweimal und fand es nicht gerade angenehm. Hier habe ich zwar mehr Männer im Bett, werde dafür aber besser bezahlt. Wer weiß, vielleicht verdiene ich einmal gut genug, um ein eigenes Bordell aufmachen zu können. Dazu braucht es natürlich gute Trinkgelder …«
    Das Letztere war ein erneuter Hinweis an Fridolin, vor seinem Abschied doch etwas tiefer in seine Geldbörse zu greifen.
    Weit davon entfernt, es ihr übelzunehmen, reichte dieser ihr ein Zwanzigmarkstück und machte sich dann zum Gehen bereit.
    »Bleiben Sie doch noch ein bisschen, sonst muss ich gleich wieder mit einem Offizier in die Stube, der eine Hure für ein Pferd hält, das er wie auf dem Paradeplatz reiten kann«, bat Hilma.
    »Ich dachte, Sie mögen Ihr Gewerbe?«, fragte Fridolin mit leichtem

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