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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Sie mir erzählen, was Sie mittlerweile herausgefunden haben.«
    Maruhn verzog das Gesicht. Im Grunde war er genauso weit wie am Anfang. Er wusste nichts, außer, dass Dela Wollenweber in dem halben Dutzend Bordellen, die er in den letzten zwei Tagen aufgesucht hatte, nicht aufzufinden war.
    Mit einem Seufzen wandte er sich um und trat durch die Tür, die Anton ihm zuvorkommend öffnete, stieg in die Droschke, die Fridolin hatte warten lassen, und erstattete Bericht.
    »Es wird Sie enttäuschen, Graf Trettin, aber die Spur, die Sie mir letztens genannt haben, ist bis jetzt nicht sehr erfolgversprechend. Ich konnte Adele Wollenweber nirgends auftreiben. Da eine weitere Suche in der Stadt der nach einer Nadel im Heuhaufen gleicht, werde ich meine Ermittlungen auf einem anderen Weg fortsetzen.«
    »Und was wollen Sie tun?«
    »Ich habe mich entschlossen, in die Heimat des Barons Anno von Klingenfeld zu fahren und dort möglichen Hinweisen nachspüren.« Maruhn hatte dies bereits ins Auge gefasst, als Fridolin ihm von dem verschwundenen Mädchen erzählt hatte, und ärgerte sich nun, weil er sich durch die Suche nach Adele Wollenweber davon hatte abhalten lassen.
    »Gut! Zufällig breche ich morgen in dieselbe Richtung auf«, erklärte Fridolin nach einer kurzen Denkpause. »Wenn Sie wollen, können wir die Reise gemeinsam antreten.«
    Maruhn lachte leise auf. »Verzeihen Sie, aber Sie vergessen den Unterschied zwischen einem Grafen Trettin und einem kleinen Detektiv. Wäre ich so vermessen, erster Klasse reisen zu wollen, würde Herr Grünfelder mir zu Recht mein Spesenkonto sperren.«
    Fridolin musste lachen. Tatsächlich war ihm der Detektiv sehr viel sympathischer als bei ihrer ersten Begegnung. »Ich schlage vor, wir fahren dennoch zusammen mit der Bahn. Wir treffen uns gegen zehn am Lehrter Bahnhof. Für die Fahrkarten sorge ich«, erklärte er und brachte Maruhn nach Hause, bevor er dem Droschkenkutscher den Befehl gab, zu seiner Villa am Tiergarten zu fahren.

XI.
    H edes Türsteher sah Fridolin und dem Detektiv nach, bis diese in eine Droschke einstiegen und wegfuhren, schloss die Tür und kratzte sich am Kopf. Das Ganze erschien ihm seltsam. Mit dem Vorsatz, seine Herrin zu informieren, verließ er seinen Posten und betrat den fast menschenleeren Empfangssalon. Nur Manfred Laabs saß noch am Tisch und legte seine Patiencen. Anton ging weiter bis zu Hedes Büro und klopfte an.
    »Herein!«, klang es barsch zurück.
    Anton trat ein und entdeckte Hede neben dem Wandschrank, wie sie prüfend die Cognac-Karaffe in der Hand hielt. Bei seinem Anblick stellte sie diese zurück und setzte sich an ihren Tisch.
    »Was gibt es, Anton?«, fragte sie weitaus freundlicher und zeigte damit, dass es nicht der Türsteher war, der sich ihren Zorn zugezogen hatte.
    »Graf Trettin ist eben gegangen«, meldete Anton.
    »Das habe ich erwartet.« Jetzt fühlte Hede sich doch gestört und wollte Anton schon wegschicken, da setzte dieser seinen Bericht fort.
    »Gerade, als Graf Trettin das Haus verließ, kam ein anderer Mann, der Sie sprechen wollte, Madame. Ich hielt ihn für einen kleinen Beamten und wollte ihn abwimmeln. Da begrüßte Trettin ihn wie einen Bekannten. Offenbar suchen beide eine Frau mit Namen Dela Wollen…« Der zweite Teil des Namens war Anton entfallen, und so half Hede ihm aus.
    »Wollenweber!«
    »Ja, so war der Name. Graf Trettin erwähnte auch noch etwas von einem Betrug. Er sagte auch, er habe mit Ihnen darüber gesprochen«, fuhr Anton treuherzig fort.
    Hedes Antlitz nahm einen harten Ausdruck an. »Das hat er. Ich habe ihm auch gesagt, dass ich nichts über dieses Mädchen wüsste.«
    »Aber ich weiß etwas!«, rief Anton aus. »Ihr Ehemann hat dieses Mädchen selbst nach Berlin gebracht und in einem Bordell in Schöneberg untergebracht. Dort besucht Herr Laabs sie öfters.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Hede scharf.
    Anton deutete in Richtung Straße. »Wenn Herr Laabs das Haus verlässt, muss ich ihm stets eine Droschke besorgen. Und da höre ich gelegentlich, wenn er dem Kutscher sein Ziel nennt, und er hat sich in letzter Zeit regelmäßig in die Straße fahren lassen, in der dieses Bordell liegt. Den Türsteher dort kenne ich, denn wir waren Regimentskameraden im Dänischen Krieg. Daher habe ich ihn nach Herrn Laabs gefragt und bekam zu hören, dieser würde sich in dem Haus mit einem Mädchen namens Dela treffen.«
    Der Bericht des Türstehers war zwar etwas wirr, dennoch vermochte Hede ihm zu

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