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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Zeit fragte sich Hede, wie sie ausgerechnet an diesen Mann hatte geraten können, und gab sich im selben Atemzug selbst die Antwort. Eine Bordellwirtin hatte nun einmal keine große Auswahl. Entweder entstammten potenzielle Ehemänner selbst der Halbwelt, oder sie interessierten sich nur für ihr Geld. Daher hatte Manfred mit seinen guten Manieren und seiner angeblichen Herkunft als Gastwirtsohn aus der Provinz leichtes Spiel gehabt. Gute Manieren bewies er immer noch, doch der Rest war eine einzige große Lüge gewesen. Anstatt ein Provinzler zu sein, der genug besaß, um sich in Berlin als Gastwirt niederlassen zu können, war er der verkrachte Besitzer eines kleinen Vorstadtbordells gewesen und hatte ihr nur den Hof gemacht, um sich sanieren zu können.
    Mit einem bitteren Lächeln trat sie auf Fridolin zu. »Oh, mein lieber von Tanne, Sie besuchen auch wieder einmal das
Le Plaisir?
« Sie spielte dabei auf den Tarnnamen an, den er in der Zeit benützt hatte, als sie das Bordell als privaten Club hatte führen müssen.
    »Hallo, Hede! Schön und majestätisch wie immer.« Fridolin deutete eine Verbeugung an und führte ihre Hand zum Mund, als wäre sie eine Dame von Stand.
    Hede lachte leise und schüttelte den Kopf. »Sie sind noch immer derselbe Tollkopf wie früher, mein lieber von Tanne. Was wünschen Sie heute? Ah, ich weiß, kommen Sie mit. Hilma schminkt sich gerade und wird gleich erscheinen. Bis dorthin trinken Sie mit mir einen Cognac!« Das Aufblitzen in den Augen ihres Mannes bestätigte Hede, dass dieser Hilma hinterher genau ausfragen würde, was in deren Séparée alles geschehen war. Doch da würde Manfred eine Enttäuschung erleben, denn das Mädchen hatte mittlerweile die Seiten gewechselt und würde ihm nur das sagen, was ihre Prinzipalin für richtig hielt.
    Während sie in Gedanken bereits die Sätze formte, die Hilma weitertragen sollte, führte sie Fridolin in den gut ausgestatteten Raum, in dem das Mädchen seine Besucher empfing, holte zwei Gläser und die Karaffe mit Cognac aus ihrem Büro und füllte diese.
    »Wir müssen leise sprechen, denn die Wände hier sind sehr dünn«, sagte sie.
    So ganz stimmte dies nicht, denn sie hatte bei der Einrichtung des Hauses darauf geachtet, dass ihre Gäste auf Diskretion rechnen konnten. Doch sie ging lieber auf Nummer sicher, möglicherweise hielt eine andere Hure ihr Ohr an die Wand, um für Manfred zu spionieren.
    »Und, hast du etwas über Adele Wollenweber herausgebracht?«, fragte Fridolin gespannt.
    Jetzt hätte Hede ihm sagen müssen, dass ihr eigener Mann dieses Mädchen in die Stadt gelockt hatte und wohl auch in den Betrugsfall verwickelt war. Der Gedanke jedoch, welche Auswirkungen dieser Kriminalfall auf sie und ihren Sohn haben würde, ließ sie zögern.
    »Leider nein.« Angesichts von Fridolins enttäuschter Miene gab sie dann aber doch ein Zipfelchen dessen preis, was sie erfahren hatte. »Eines meiner Mädchen glaubt, in einem Gasthaus gehört zu haben, wie ein Mädchen aus einem anderen Haus Dela genannt wurde. Nur weiß sie nicht, in welchem Bordell diese Dela arbeitet. Ich habe dem Mädchen aufgetragen, sich beim nächsten Mal nach ihr zu erkundigen.«
    »Tu das bitte!«, erklärte Fridolin, dankbar für jeden Strohhalm.
    »Ich gebe dir Bescheid.« Hede fühlte sich schlecht, doch bevor sie mehr preisgab, wollte sie mit ihrem Mann Tacheles reden. Mit einem gequälten Lächeln trank sie ihren Cognac aus und ging zur Tür. »Ich hole jetzt Hilma. Du musst nichts mit ihr machen. Es soll nur aussehen, als ob.«
    »Muss das sein?«, fragte Fridolin unwirsch.
    »Ja, wegen …« Hede verschluckte den Namen und machte eine Kopfbewegung in Richtung des Empfangssalons, in dem ihr Mann Karten spielte. »Mach es gut, Fridolin, und grüße Lore von mir.«
    Sie verließ das Zimmer in dem Gefühl, ihren besten Freund belogen zu haben. Auch dafür, das schwor sie sich, war Manfred ihr noch Rechenschaft schuldig.
    Hilma wartete bereits auf sie und war etwas verwundert, als sie hörte, sie solle diesem Gast nur Gesellschaft leisten, ohne das zu tun, was ihr Beruf war.
    »Der Herr soll ein treuer Ehemann sein?«, fragte sie spöttisch. »Gibt es so etwas überhaupt? Die verheirateten Herren, die hier erscheinen, sind sonst doch alle auf Untreue aus.«
    Sie erntete eine spielerische Ohrfeige von Hede und bekam den Befehl, eine Flasche Wein für Fridolin und sich zu besorgen.
    Kurz darauf betrat Hilma ihr Séparée und sah Fridolin auf der

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