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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Spott.
    »Ich mag es, Geld zu verdienen, und wenn es ein angenehmer Liebhaber ist, macht es sogar Spaß. Allerdings sind das die wenigsten. Am schlimmsten sind die, die sich dafür halten«, antwortete Hilma und musterte ihn keck. »Sind Sie ein guter Liebhaber?«
    Das wurde Fridolin dann doch zu viel. Er öffnete die Tür und blickte hinaus. Die anderen Séparées waren geschlossen, wie es hier Vorschrift war, um die Privatsphäre der Gäste zu schützen. In der Hinsicht war auf Hede Verlass.
    Doch wie lange wird sie sich noch gegen die Entwicklung stemmen können, die bereits begonnen hat?, fragte sich Fridolin. Irgendwann würde das
Le Plaisir
zu einem gewöhnlichen Bordell absinken, und der Grund dafür war dieser Manfred Laabs, den seine alte Freundin aus einem ihm unverständlichen Grund geheiratet hatte.
    Es war jedoch nicht seine Aufgabe, über Hede und das
Le Plaisir
zu wachen. Außerdem hatte sie über ihn genug Geld im Bankhaus Grünfelder angelegt, um von den Zinsen leben zu können, wenn sie dieses Etablissement aufgeben musste.
    Fridolin schüttelte über sich selbst den Kopf, weil die Zustände in diesem Bordell ihn im Augenblick mehr zu interessieren schienen als seine eigenen Pläne. Mit einem knappen Gruß verabschiedete er sich von Hilma, die erst einmal die Weinflasche und die Gläser wegbrachte, bevor sie ihm in den Empfangssalon folgte.
    Die Kartenspieler waren mittlerweile entweder gegangen oder hatten sich ein Mädchen ausgesucht. Nur Manfred Laabs saß noch am Tisch und legte eine Patience. Er war so darin vertieft, dass er nicht einmal den Kopf hob, als Fridolin an ihm vorbeiging. Dieser wollte das Haus gerade verlassen, als die Eingangstür geöffnet wurde und ein Mann hereinkam, den er hier im
Le Plaisir
nicht erwartet hätte.

X.
    N ach langer Überlegung hatte Dirk Maruhn entschieden, doch das
Le Plaisir
aufzusuchen. Als er aus der Droschke stieg und auf das Gebäude zutrat, das nach außen hin nicht erkennen ließ, was sich hinter seinen Mauern verbarg, spottete er über die Bedenken, die ihn bisher gequält hatten. Was machte es schon aus, wenn er jemand begegnete, der ihn früher einmal gekannt hatte. Mit diesem Gedanken erklomm er mühsam die Treppe zum Eingang und zerrte am Klingelzug.
    Die Tür wurde geöffnet, und er sah sich einem Mann in prächtiger Uniform gegenüber. Wenn diese echt war, musste sie aus einem weit entfernten Land stammen, denn die in Europa gebräuchlichen Uniformen kannte er. Wahrscheinlich aber hatte der Mann, der darin steckte, sie von einem phantasiebegabten Schneider nähen lassen, um nach etwas auszusehen.
    »Guten Tag«, grüßte Maruhn, da Anton ihn nur schweigend musterte. »Ich hätte gerne den Besitzer oder die Besitzerin dieses Hauses gesprochen.«
    Anton sah den Gast mit gerunzelter Stirn an. Nichts an dem Mann deutete darauf hin, dass dieser zu der Gesellschaftsschicht zählte, die das
Le Plaisir
im Allgemeinen besuchte. Sein Anzug war zwar sauber, wirkte aber altmodisch und ließ ihn wie einen städtischen Beamten aussehen. Auch seine Bemerkung, die Besitzerin sprechen zu wollen, deutete darauf hin. Kam der Kerl etwa von der Steuerbehörde, um Hede Pfefferkorn zu schikanieren?
    »Ich bedauere, mein Herr, aber Gäste, die zu uns kommen, pflegen ihre Visitenkarte zu übergeben«, antwortete Anton daher abweisend.
    »Visitenkarte? Ja, natürlich!« Maruhn kramte in seiner Tasche nach dem kleinen Etui, in dem er seine Karten verstaut hatte. Da tauchte auf einmal Fridolin vor ihm auf.
    »Ah, Herr Maruhn, guten Abend! Sind Sie wegen dieser bewussten Sache hier?«
    Jetzt erst erkannte der Detektiv ihn und kniff die Augen zusammen. »Herr Graf, ich …, ja, deswegen bin ich gekommen.«
    »Ihr Weg war leider umsonst. Man weiß hier nichts über das Mädchen.«
    »Welches Mädchen?«, fragte Anton, der dem Wortwechsel zwischen Fridolin und Maruhn verwirrt folgte.
    »Es geht um Dela Wollenweber, ein Bauernmädchen, das in Berlin verschollen ist, und um Betrug«, erklärte Fridolin leise. »Ich habe mit Frau Pfefferkorn darüber gesprochen. Wenn sie etwas erfährt, wird sie mir Bescheid geben!« Bei den letzten Worten sah er Maruhn direkt an.
    Dieser begriff, dass der junge Bankier nicht wollte, dass er selbst hier Nachforschungen anstellte. Noch während er überlegte, ob er dennoch mit der Besitzerin dieses Bordells und ein paar ihrer Mädchen sprechen sollte, fasste ihn Fridolin bereits am Arm. »Kommen Sie! Ich bringe Sie nach Hause. Unterwegs können

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