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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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samt dem echten Schmuck bei ihm gefunden wird!« Grünfelder blickte Fridolin mit einem befreienden Seufzer an. »Ohne Sie und Ihre Bereitschaft, Gut Klingenfeld zu übernehmen, wäre mein Verlust noch weitaus höher. Lassen Sie mich Ihnen von Herzen danken!«
    Die Rührung des alten Herrn war echt, das spürte Fridolin, und das nicht nur wegen des Geldes, das er ihm gerettet hatte. Der Bankier mochte ihn vielleicht sogar einen Hauch lieber als den eigenen Schwiegersohn, den er mehr als ein Mal als Schlitzohr bezeichnet hatte, auf das es ein Auge zu haben gelte. Doch alles in allem war Dohnke in Ordnung. Auch wenn jeder von ihnen seinen eigenen Vorteil zu nutzen wusste, waren sie doch bereit, einander zu unterstützen, wenn es nötig war, und vertrauten sich.

IX.
    F ridolin hatte Grünfelder verschwiegen, warum er seine Einladung zum Abendessen ausschlug, denn dieser hätte ihn nur aufgefordert, trotzdem zu kommen, um dann mit ihm gemeinsam zu jenem Ort zu fahren, den er aufsuchen wollte. Sein Interesse, Grünfelder ins
Le Plaisir
zu begleiten, hielt sich jedoch in Grenzen. Er wollte nur kurz hinfahren, um Hede zu fragen, ob sie schon etwas über die vermisste Adele Wollenweber in Erfahrung gebracht hatte.
    Als er die Stufen zum Eingang des Bordells hinaufstieg, dachte er daran, wie oft er in jungen Jahren Herren vom Land, die in Berlin etwas hatten erleben wollen, hierhergeführt hatte. Zum Dank hatten sie ihn zum Essen eingeladen und ihm manchmal sogar Geld zugesteckt.
    Er fragte sich, warum er sich ausgerechnet jetzt daran erinnerte. Seit damals hatte sich seine Situation grundlegend geändert. Heute würde er sich jedes Mädchen im
Le Plaisir
leisten können, doch der Gedanke an die Frauen in diesem Haus ließ ihn kalt. Er hatte Lore, und sie genügte ihm vollkommen. Männer, die sich zu sehr von ihren Trieben leiten ließen, machten auch in anderer Hinsicht Fehler.
    »Also bin ich doch ein Pharisäer«, verspottete er sich, während er den Klingelzug betätigte.
    Anton öffnete und salutierte lächelnd. »Es ist schön, Sie wieder öfter hier zu sehen, Herr Graf, auch wenn Sie unseren Mädchen nichts zu verdienen geben. Aber Sie sind der sympathischste Gast, der je das
Le Plaisir
betreten hat.«
    »Danke, Anton, Sie machen mich ja verlegen!« Fridolin nickte dem Türsteher freundlich zu und fragte dann, ob Hede zu sprechen wäre.
    »Für Sie doch immer, Herr Graf. Aber passen Sie auf. Er ist da!« Antons Tonfall zufolge schien er nicht viel von Manfred Laabs zu halten.
    Da auch Fridolin nicht gerade scharf darauf war, Hedes Ehemann zu begegnen, erwog er schon, ob er umkehren und die Bordellbesitzerin per Brief nach Dela Wollenweber fragen sollte. Dann aber straffte er die Schultern, nickte Anton freundlich zu und betrat den Empfangssalon.
    In früheren Zeiten war es hier meist ruhig zugegangen, doch nun saßen vier Männer an einem Tisch und spielten lärmend Karten. Einen davon identifizierte Fridolin der Beschreibung nach, die er von Hede erhalten hatte, als ihren Ehemann. Ein kurzer Blick bewies ihm, dass Hedes Ehemann falschspielte. Das machte ihm den Mann nicht sympathischer. Ob Hede davon wusste?, fragte er sich. Immerhin hatte sie ihn vor Jahren einmal arg gescholten, weil er beim Kartenspiel hier in ihrem Salon den schwerreichen Fabrikbesitzer Rendlinger um einige hundert Mark erleichtert hatte. Das Geld hatte er dem Industriellen bei anderen Spielen mit Zins und Zinseszinsen wieder zukommen lassen, aber die Erinnerung daran beschämte ihn immer noch.
    Zwei Mitspieler kannten Fridolin und grüßten freundlich, während Laabs nur kurz den Kopf hob, etwas murmelte, das als »Guten Tag« verstanden werden konnte, und weiterspielte. Mochte der Mann ihn vielleicht nicht, weil Hede und er sich seit vielen Jahren kannten und mehrfach intim miteinander verkehrt hatten?, fragte sich Fridolin und behielt Laabs im Auge. Dieser wirkte auf einmal verbissen und stellte sich beim Mischen der Karten so ungeschickt an, dass der Trumpf, den er sich selbst hatte zuschanzen wollen, aus dem Stapel schnellte und auf dem Tisch liegen blieb.
    Sein Verhalten fiel auch Hede auf, die ihren Mann fest im Blick hielt. In den letzten Tagen hatte sie ihn mehrfach auf das verschwundene Bauernmädchen angesprochen, aber nur ausweichende Antworten erhalten. Zuerst hatte Manfred behauptet, das Mädchen gar nicht zu kennen, und nur nach bohrenden Fragen bekannt, sie an ein anderes Bordell vermittelt zu haben.
    Wie schon öfter in letzter

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