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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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befanden sich Hedes Privaträume, in denen sie mit ihrem Mann und ihrem kleinen Sohn lebte.
    Die Kinderfrau des Kleinen, eine ehemalige Hure, saß im Vorraum des Kinderzimmers und las. Als sie hörte, dass ihre Herrin heraufkam, steckte sie den Kopf zur Tür heraus. »Madame, mit unserem Fritzchen ist alles in Ordnung. Er gedeiht prächtig.«
    »Ich werde später nach ihm sehen. Du solltest jetzt in den Keller hinabgehen und ein paar Flaschen Wein hochbringen. Zähle aber nach, wie viel wir von jeder Sorte noch haben, damit ich weiß, was ich bestellen muss!«
    Die Frau begriff, dass Hede allein mit ihrem Mann reden wollte, und verschwand mit einem wissenden Lächeln. Wie es aussah, hatte der famose Herr Laabs den Bogen nun doch überspannt.
    Kaum war die Kinderfrau die Treppe hinabgestiegen, winkte Hede ihrem Mann, ins Wohnzimmer zu kommen, und stellte sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihn. »Mein Lieber, es ist wirklich an der Zeit, ein paar ernste Worte miteinander zu wechseln.«
    »Also, Hede, ich begreife überhaupt nicht, was du von mir willst!«, begehrte Laabs auf.
    »Das wirst du gleich erfahren!« Hede war nicht bereit, ihrem Mann auch nur ein Wort ihrer Strafpredigt zu erlassen. Sie musterte ihn kalt und musste sich zwingen, ihre Verachtung nicht zu offen zu zeigen. »Als Erstes wirst du dieses Bauernmädchen, das du nach Berlin geschafft hast, ins
Le Plaisir
bringen. Meinetwegen kannst du hier die Huren ausprobieren, wie du es nennst, aber nicht in einem fremden Bordell! Hast du mich verstanden?«
    Laabs zuckte zusammen, denn er hatte Dela Wollenweber nicht zuletzt mit dem Versprechen ins Dirnengeschäft gelockt, er würde, wenn er genug Geld verdient hätte, sie heiraten und mit ihr zusammen ein eigenes Bordell aufmachen. Gar nicht auszumalen, was geschähe, wenn sie erfuhr, dass er bereits verheiratet war.
    Darum bemühte er sich um ein verbindliches Lächeln. »Ich weiß nicht, ob das so gut wäre. Sie ist keine ausgebildete Kraft, sondern ein echter Landtrampel, den man Herren von Stand nicht zumuten kann.«
    »Ich kenne einige Männer, denen gerade dieses ländlich Derbe gefällt. Wir werden Dela entsprechend kleiden, und sie wird sich über einen Mangel an Freiern nicht zu beklagen haben.«
    »Aber Hede, ich …« Laabs brach ab, als er die spöttische Miene seiner Frau bemerkte. Offenbar war Hede eifersüchtig und wollte Dela demütigen. Nun hätte er aufstampfen und sich wehren müssen, doch wie so oft fühlte er sich Hede nicht gewachsen. »Wenn du meinst, dass Dela eine Bereicherung für unser Bordell ist, dann hole ich sie eben. Aber du musst mir versprechen, sie gut zu behandeln!«
    Das ist das Äußerste, was ich noch für das Mädchen tun kann, dachte er und hoffte, wieder nach unten gehen zu können.
    Doch Hede war noch nicht fertig. »Da gibt es noch etwas. Du hast Dela aus einem Dorf weggelockt, in dessen Nähe ein gewisser Baron Klingenfeld lebt. Ich habe gehört, du wärst dort zu Gast gewesen.«
    Laabs überlegte, wie Hede davon erfahren haben mochte, und wollte es schon ableugnen. Im letzten Moment fiel ihm ein, dass Hede Dela fragen konnte. Und das kleine Miststück würde mit Sicherheit die Wahrheit bekennen, wenn es begriff, dass er sie belogen hatte.
    »Nun ja, ich bin entfernt mit Baron Anno bekannt. Er war Student in Berlin und ein eifriger Jünger der Venus. Da sein Vater ihn finanziell kurzgehalten hat, konnte er sich so ein famoses Etablissement wie das
Le Plaisir
nicht leisten, sondern hat Vorstadtbordelle aufgesucht. Da ist er halt öfter auch in das meine gekommen.«
    »Endlich gestehst du, dass du mich vor unserer Hochzeit nach Strich und Faden belogen hast«, antwortete Hede zornig.
    Laabs zog den Kopf ein und ärgerte sich über sich selbst, dass er sich so simpel hatte aushorchen lassen. »Nun ja, ich hatte die Hoffnung, wir könnten gemeinsam …«
    »Was?«, fuhr Hede ihm über den Mund. »Das nur von den Spitzen der Gesellschaft besuchte
Le Plaisir
in ein Vorstadtbordell verwandeln, in dem jedes Mädchen zwanzig und mehr Freier pro Schicht zu ertragen hat? Oh nein, diesen Weg gehe ich nicht mit!«
    »Aber Hede!« Der gekränkte Ausdruck, mit dem er seine Frau fast immer zum Einlenken gebracht hatte, verfehlte diesmal seine Wirkung.
    »Auch passen deine Freunde aus alter Zeit nicht in dieses Haus! Sie werden es daher nicht mehr betreten. Du kannst dich in einer Gastwirtschaft mit ihnen treffen. Außerdem wirst du nicht mehr mit den Gästen im Salon

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