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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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die Wege leiten soll. Wir sollten dann allerdings Kostüme tragen, besonders Sie, Herr Baron, und zwar das eines osmanischen Paschas oder gar Sultans. Wir wären dann Ihre Haremsdamen.«
    Hilmas flinke Antwort besänftigte Rendlingers Unwillen, und er lachte. »Bei Gott, das wäre wirklich ein Spaß. Aber ein scharfes Kartenspiel wäre mir lieber!«
    Wie von Zauberhand tauchte ein Stapel Spielkarten zwischen Hilmas Fingern auf. »Auch darauf bin ich vorbereitet, Herr Baron. Um was wollen Sie spielen? Um die Kleidungsstücke, die ich dabei ausziehen soll?«
    Jetzt musste Rendlinger lachen. »Warum soll ich um etwas spielen, was sowieso im Preis inbegriffen ist? Nein, ich spiele nur um harte Mark. Oder traust du dich nicht?«
    Einen Augenblick schwankte Hilma. Sie hatte sich zwar ein bisschen Geld gespart, doch wenn sie das jetzt im Kartenspiel an Rendlinger verlor, war sie hinterher schlimmer dran als zuvor. Dann aber straffte sie sich und nickte. »Und ob ich mich traue!«
    »Du wirst aber nackt sein, wenn wir spielen. Ich will nicht, dass unter Umständen Karten in deinem Ärmel verschwinden!« Rendlinger sagte es mehr im Scherz, doch Hilma nickte eifrig.
    »Gerne, Herr Baron!« Für sich sagte das Mädchen, dass Rendlinger wohl kaum auf seine Karten achten würde, wenn sie unbekleidet vor ihm saß und ihre Reize wirken ließ.
    Fröhlich lachend folgte der Industrielle dem Mädchen in das größte und am besten ausgestattete Séparée des
Le Plaisir
, in dem bereits gekühlter Champagner und auf Eis gepackte Austern bereitlagen, und sah mit leuchtenden Augen zu, wie Hilma sich in einem orientalischen Tanz wiegend auszog. Als sie im Schneidersitz auf dem Bett Platz nahm und die Karten mischte, verspürte er eine so starke sexuelle Anspannung, dass er sie beinahe auf der Stelle genommen hätte.
    Hilma war jedoch viel zu geschickt, um dies zuzulassen. Sie teilte die Karten aus, verlor zwanzig Mark mit lächelnder Miene und gewann daraufhin fünfzig, um diese umgehend wieder an Rendlinger zu verlieren. So ging es eine ganze Weile hin und her, bis Rendlinger ein unschlagbares Blatt bekam, gegen das Hilma auch mit ihren guten Karten nicht ankam. Jetzt wurde der Stapel Münzen, den sie vor sich aufgebaut hatte, ziemlich klein, und für Augenblicke erfasste sie Panik. Da schob Rendlinger alles Geld zu ihr hinüber und lachte über ihre verblüffte Miene.
    »Das hast du dir verdient! Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß wie eben. Wenn du im Bett genauso gut bist, werden wir beide uns noch häufig in diesem Séparée treffen.«
    »Im Bett bin ich noch viel besser«, erklärte Hilma mit einem schmelzenden Blick und machte sich daran, ihren Gast zu entkleiden. Sie ging dabei so geschickt vor, dass Rendlinger glaubte, vor Lust zu vergehen.
    Doch er kam noch immer nicht zum Zug, denn Hilma schenkte ihm Champagner ein und stieß mit ihm an. »Auf noch viele Male in diesem Séparée!«
    »Dafür musst du aber gut sein«, sagte er noch und wälzte sich auf sie. Er wog gut zweihundertfünfzig Pfund und presste sie tief in die Matratze. Ein anderes Mädchen hätte sich vielleicht beschwert, doch Hilma feuerte ihn an und krallte dabei ihre langen, scharfen Fingernägel in seinen Rücken.
    Rendlinger stöhnte auf, hielt aber nicht inne, sondern verlor sich in einem Taumel der Lust, aus dem er erst nach etlicher Zeit wieder erwachte. Als er keuchend auf dem Bett lag, hob Hilma den Kopf und flößte ihm Champagner ein, so als wäre sie eine Krankenschwester und er ein schwerkranker Mann. Den Rest des Glases goss sie über ihn aus, und was dann folgte, war für Rendlinger wie ein Eintauchen in ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht, in dem er Wonnen erlebte, von denen er bislang nicht einmal zu träumen gewagt hatte.

III.
    W ährend Rendlinger von Hilma entführt wurde, blieb Grünfelder im Empfangssalon zurück und sah sich Dela näher an. »Du musst neu sein, denn ich habe dich noch nie gesehen.«
    Das Mädchen nickte, blieb aber stumm. Der Mann vor ihr war sicher über sechzig Jahre und damit mehr als dreimal so alt wie sie. Doch er sah gepflegt aus und wirkte zu ihrer Verwunderung eher hilflos.
    »Wie heißt du?«, fragte Grünfelder weiter.
    »Adele, ich werde Dela genannt.«
    »Dann werde ich dich auch Dela nennen. Wie alt bist du?«
    »Ich bin im letzten Februar achtzehn geworden«, bekannte Dela.
    »Das ist wirklich noch sehr jung. Die meisten Mädchen hier im
Le Plaisir
sind älter.«
    Delas Jugend reizte den Bankier.

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