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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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standen, und verließ es gleich wieder, um Wein und Kekse zu holen.
    Bislang war Grünfelder immer in den besseren Séparées empfangen worden. Er ärgerte sich jedoch nicht darüber, sondern sah sich neugierig um. Auch hier hingen Bilder mit kaum bekleideten Frauen an den Wänden, allerdings handelte es sich dabei nicht um griechische Göttinnen wie in den meisten anderen Séparée, sondern um dralle Mädchen in ländlicher Umgebung, die ebenfalls einen verführerischen Reiz ausstrahlten.
    Als Dela zurückkehrte und sich, nachdem sie dem Bankier ein Glas Wein eingeschenkt hatte, mit etwas eckigen Bewegungen entkleidete, wirkte sie auf ihren Gast, als wäre sie einem dieser Bilder entstiegen.
    »Du gefällst mir«, sagte er mit mühsam unterdrückter Anspannung, stellte den Wein zurück und begann sich auszuziehen.
    Erfahrenere Mädchen hätten ihm dabei geholfen, doch Dela sah nur zu und musterte den kleingewachsenen Mann mit dem leichten Spitzbauch und den dünnen Beinen. Ein Adonis ist er wahrlich nicht, dachte sie, während ihr Blick zu der Stelle wanderte, auf die es in ihrem Gewerbe am meisten ankam. In ihrem vorherigen Bordell hatten Mädchen, denen es nicht gelungen war, die Männer in die richtige Stimmung zu versetzen, Schläge erhalten, denn nur zufriedene Kunden zahlten gerne, während unzufriedene schimpften und ihr Geld zurückverlangten. Bei Grünfelder würde dies nicht nötig sein, dachte sie, denn dessen Männlichkeit ragte für einen Mann seines Alters noch recht straff nach vorne.
    Er trat auf sie zu und sah zufrieden, wie sie sich auf den Rücken legte und die Beine einladend spreizte. Als er sich auf sie schob und in sie eindrang, liebte er sie in einer sanften und langsamen Weise – ganz anders, als sie es aus dem anderen Bordell kannte. Dort war sie stets froh gewesen, wenn es vorbei war, doch jetzt verspürte sie ein leichtes Ziehen in der Bauchgegend und stieß vor Überraschung einen leisen Schrei aus.
    Grünfelder hielt besorgt inne. »Habe ich dich verletzt?«
    Dela schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Herr, es ist nur, ich … Bitte machen Sie weiter!«
    Es dauerte noch eine Weile, dann sank Grünfelder nach einem letzten Zucken auf sie nieder und schlang die Arme um sie. »Es war wunderschön«, flüsterte er keuchend. »Fast wie damals, als meine Frau und ich noch jung und frisch verheiratet waren.«
    »Sie wird sehr zufrieden mit Ihnen gewesen sein«, antwortete Dela, die noch immer ein wenig dem lustvollen Gefühl nachhing, das sie eben erlebt hatte.
    »Das weiß ich nicht. Sie hat nie etwas gesagt, sondern ist nur still dagelegen.« Grünfelder klang ein wenig traurig. Dieses Gefühl verlor sich jedoch rasch, als er aufstand und etwas Wein trank.
    Auch Dela nahm einen Schluck, um den Mund zu befeuchten, aber nicht mehr, da sie nicht betrunken werden wollte. Grünfelder betrachtete sie und sagte sich, dass er noch für keines von Hedes Mädchen so viel empfunden hatte wie für Dela, nicht einmal für Lenka, der er lange Zeit nachgetrauert hatte. Nachdenklich streckte er die Hand aus und strich über ihren Busen und ihren Bauch.
    Da es kitzelte, kicherte sie und sah ihn gleichzeitig mit traurigen Augen an. »Wenn alle Männer, die in ein Bordell gehen, so wären wie Sie, könnte ich mich daran gewöhnen, hier zu arbeiten!«
    Grünfelder überkam der Wunsch, sie ganz allein für sich zu haben und zu seiner Geliebten zu machen. Doch nach seinem Pech mit Baron Klingenfeld konnte er sich solche zusätzlichen Ausgaben nicht leisten. Vielleicht ginge es später, wenn er die Verluste wenigstens zum Teil ersetzt hatte. Er trank sein Glas leer, ließ sich neu einschenken und sah Dela nachdenklich an. »Wenn du magst, werde ich mit Madame sprechen und dich alle zwei Wochen für den Dienstag reservieren.«
    »Ich glaube, das würde mir gefallen«, sagte Dela und dachte dabei nicht nur an das gute Trinkgeld, das sie von ihm erwarten konnte.

IV.
    M anfred Laabs stieg bester Laune aus dem Zug, wartete, bis ein Dienstmann seinen Koffer an sich genommen hatte, und wanderte hinter diesem in den Ort hinein. Bei dem Hotel drückte er dem Kofferträger ein paar Münzen in die Hand und wandte sich an den jungen Mann, der am Empfang saß. »Mein Name ist Monier. Ich habe telegrafisch ein Zimmer bestellt.«
    »Guten Tag, Herr Monier! Es ist alles vorbereitet.« Der Hotelangestellte winkte einen Pagen zu sich und befahl diesem, den Koffer des Herrn in die dritte Etage zu bringen. Er schob dem Gast einen

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