Juliregen
Klampt und Ottwald von Trettin an.
»Auf unser aller Wohl und auf das Gelingen unseres Plans!«
Während ein breites Grinsen über Gerhard Klampts Gesicht zog, sprang Ottwald von Trettin wie elektrisiert auf. »Also haben Sie etwas herausgefunden!«
Laabs nickte grinsend. »Das habe ich – und nicht zu knapp! Ich habe sogar die Leimrute ausgelegt, auf der die Fliegen sich fangen sollen.«
»Das sollten wir unter uns besprechen«, erklärte Ottwald, der die Klampts nicht in seine Karten schauen lassen wollte. Doch die waren damit ganz und gar nicht einverstanden.
»Sie können uns nicht einfach ausschließen! Wir waren es doch, die Sie erst auf den Gedanken gebracht haben, Nathalia zu heiraten«, brachte Ermingarde vor.
Ottwald von Trettin schüttelte den Kopf. »Diese Angelegenheit ist nichts für Damen!«
Nun aber widersprach ihm seine Mutter. »Bildest du dir ein, ich würde mich ins Nebenzimmer setzen und Strümpfe stricken, während du hier den Schicksalsfaden webst, der dem Haus Trettin zu neuem Glanz verhelfen und Lore und Fridolin endgültig in den Staub stoßen wird?«
Ottwald unterdrückte einen verärgerten Ausruf, denn ihm ging es vor allem darum, Nathalia von Retzmann dazu zu zwingen, ihn zu heiraten, und seine Verwandten zum Stillschweigen zu verurteilen. Seine Mutter wollte jedoch Rache für Dinge, die sich hauptsächlich in ihrer Phantasie ereignet hatten.
»Du solltest die Angelegenheit mir überlassen«, sagte er abweisend.
Malwine schüttelte den Kopf. »Ich will Lore vor mir im Staub liegen sehen, entehrt, verfemt von der besseren Gesellschaft und mit einem Schicksal geschlagen, das schlimmer ist als der Tod.«
»Was du forderst, würde einen Schatten auf unsere eigene Ehre werfen!«
»Lore ist schuld am Tod meines Mannes!«, herrschte sie ihren Sohn an.
Nachdem dieser ihre Familie im Feuer hat umkommen lassen, wollte Ottwald bereits sagen. Er wusste jedoch, dass es sinnlos war, mit ihr zu diskutieren, denn er würde für die reale Sicht der Dinge nur Beschimpfungen ernten. Seine Mutter hasste Lore und Fridolin nicht wegen des Todes seines Vaters. Den schob sie nur vor. In Wahrheit ging es um den Tod ihres Geliebten Heinrich von Palkow, den sein Onkel Fridolin im Duell erschossen hatte. Was genau damals vorgefallen war, vermochte Ottwald nicht zu sagen. Doch mit der Nachricht von Major Palkows Tod war in seiner Mutter eine Veränderung vorgegangen, die sogar ihm unheimlich war. Seit jenem Tag war diese Frau keiner vernünftigen Argumentation mehr zugänglich, und manchmal schien es ihm, als habe sie die Schwelle zum Irrsinn bereits überschritten.
»Ich möchte auch sehen, dass Lore von Trettin gedemütigt wird«, stimmte Ermingarde Malwine zu. »Immerhin hat sie uns aus dem Palais und dem Herzen Nathalias vertrieben. Dafür muss sie bestraft werden.«
Eine rachsüchtige alte Frau war schon schlimm genug, dachte Ottwald von Trettin. Gegen zwei zu bestehen war beinahe unmöglich. »Die Hauptsache ist, Komtess Retzmann so einzuschüchtern, dass sie unverzüglich einer Heirat mit mir zustimmt! Alles andere wird sich daraus ergeben.«
»Der Meinung bin ich auch!« Manfred Laabs gefiel die Entwicklung nicht. Es war schon eine üble Sache, ein junges Mädchen zu entführen und zur Heirat zu zwingen. Doch damit würde er leben können. Immerhin würde die Komtess es als Frau eines Freiherrn immer noch besser haben als Mädchen wie Dela Wollenweber. Aber wenn die Mutter des Gutsbesitzers sich durchsetzte, konnte die Angelegenheit aus dem Ruder laufen und auch für ihn fatal enden. Aus dem Grund klammerte er sich an die Hoffnung, es würde Ottwald von Trettin gelingen, sich gegen die beiden alten Weiber durchzusetzen.
Nun erläuterte er in kurzen Worten, wie er Lore von Trettin überlistet und zu einer Reise nach Berlin verlockt hatte.
Ottwald von Trettin nickte zunächst, brachte aber einen Einwand vor, als Laabs berichtete, Lore eine falsche Adresse genannt zu haben. »Und was ist, wenn Sie sie morgen verpassen? Dann fährt sie in die Görlitzer Straße, fragt im Haus Nummer hundertvierunddreißig nach einem Herrn Dausend und erfährt, dass es den dort nicht gibt. Danach wird es für uns fast unmöglich sein, ihr ein zweites Mal eine Falle zu stellen. Außerdem haben Sie die Komtess nicht erwähnt. Wenn die nicht mitkommt, schadet Ihre Aktion uns eher, denn die kriegen wir nachher bestimmt nicht mehr in die Hände!«
»Keine Sorge, Herr von Trettin! Ich werde rechtzeitig beim Bahnhof
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