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Juliregen

Juliregen

Titel: Juliregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Wenn du sie dir ansehen willst, Laurie?«
    »Natürlich, gerne. Aber sagt, wo ist Herr Göde geblieben? Ich hatte fest damit gerechnet, dass er mit euch kommt.« Lore blickte noch einmal suchend in die Richtung, aus der ihre Freundinnen gekommen waren.
    »Es wäre mir unangenehm, morgen auf seine Begleitung verzichten zu müssen«, setzte sie hinzu und sah zu Nati auf, die stolz wie eine Amazone auf ihrer Stute saß. »Gestern war ein Gebrauchtmöbelhändler hier, der mir ähnliche Barockmöbel verkaufen will wie die, die wir beide auf dem Speicher gefunden haben. Ich habe mit ihm vereinbart, morgen nach Berlin zu fahren und mir die Sachen anzusehen. Du kommst doch gewiss mit und Mary auch! Dorothea will sich nämlich im Mrs. Penns Modeatelier neu einkleiden lassen.«
    »Du willst nach Berlin? Dabei dachte ich, dir gefällt es auf dem Land«, rief Nathalia überrascht.
    »Wir werden nur zwei, drei Tage in der Hauptstadt bleiben und dann wieder hierherfahren. Mir geht es nur um die Möbel und um Dorotheas Kleider. Sie will doch etwas darstellen, wenn sie nach Bremen zurückkehrt.« Lore strich sich die Haare aus der Stirn. »Aber was ist nun mit Herrn Göde? Wenn er nicht rechtzeitig erscheint, müssen wir morgen ohne männlichen Schutz reisen.«
    »Ich glaube kaum, dass uns jemand im Zug nach Berlin belästigen wird, und wenn, würde der Kondukteur ihn rasch in seine Schranken verweisen. Aber um dich zu beruhigen: Herr Göde sagte mir, dass er heute Abend nachkommen würde. Es ist, als hätte er es geahnt, dass wir morgen nach Berlin fahren wollen, denn er möchte das Bild für Mary vollenden. Ich wollte sehen, wie weit er ist, aber das hat er nicht zugelassen.«
    Nathalia klang ein wenig gekränkt, fand Lore. Nein, eher angespannt, so als wisse sie nicht, ob sie sich zurückgestoßen fühlen oder seine Weigerung als Marotte des Künstlers hinnehmen sollte. Und das war nicht alles. Der verbissene Zug um Nathalias Lippen verriet, dass das Mädchen derzeit mit sich nicht im Reinen war.
    »Bedrückt dich etwas?«, fragte Lore besorgt.
    Nathalia schüttelte den Kopf so heftig, dass sie beinahe den Hut ihres Reitkostüms verlor. »Wie kommst du darauf?«
    Doch ihre Worte kamen etwas zu schnell, und ihre Stimme klang schrill.
    Lore wollte ihre Freundin nicht drängen. Wenn tatsächlich etwas vorgefallen war, musste sie warten, bis Nathalia von sich aus bereit war, darüber zu sprechen. Aus diesem Grund trat sie an den Wagen, in dem Mary saß, half dieser herab und sah sich dann Wolfi und Jonny gegenüber, die zugleich und mit großer Lautstärke berichteten, was sie in den letzten Tagen alles erlebt hatten.
    Fräulein Agathe versuchte, die beiden zu bremsen, konnte sich aber nicht durchsetzen. Mit einem verzweifelten Blick sah sie Lore an. »Gnädige Frau, es tut mir leid, aber die beiden Jungen mussten die ganze Fahrt über still sitzen und sind nun etwas heftiger als sonst.«
    »Schon gut«, beruhigte Lore sie und fasste die Knaben scharf ins Auge. »Wenn ihr beide durcheinanderredet, verstehe ich überhaupt nichts. Ihr müsst euch schon einigen, wer von euch als Erster reden darf.«
    Beide waren der Ansicht, sie kämen zuerst, und so dauerte es noch geraume Zeit, bis Jonny unter dem missbilligenden Blick seiner Mutter verstummte. Wolfi krähte heraus, dass Verwalter Zeeb versprochen hatte, ihnen das Pony zu schicken, auf dem er bereits prächtig zu reiten gelernt hatte.
    »Sogar Doro und Pru sind schon darauf geritten!«, verkündete er weiter, setzte aber hinzu, dass seine Schwester arg gekreischt hätte.
    »Doro wird nie ein Ulan«, kommentierte er verächtlich, während seine Mutter und Dorothea sich kaum das Lachen verbeißen konnten.
    »Ich glaube nicht, dass Doro einmal die Absicht hat, ein Ulan zu werden«, erklärte Dorothea und strich allen vier Kindern über den Schopf. Danach wandte sie sich mit bedauernder Miene an Lore. »Schade, dass ich meine Kleinen zu Hause gelassen habe. Die Kinder könnten hier prächtig Ferien machen.«
    »Lass sie holen!«, schlug Lore vor. »Unsere vier hier würden sich freuen, Spielkameraden zu haben, während wir das Herrenhaus einrichten.«
    »Das ist eine gute Idee! Wenn wir morgen am Bahnhof sind, werde ich nach Bremen telegrafieren, dass Thomas unsere Kinder mit dem Mädchen hierherschicken soll. Ich werde sie aber erst nach unserer Berlinfahrt wiedersehen!« Dorothea seufzte. Obwohl die Kinder ihr gelegentlich lästig wurden, so vermisste sie sie doch.
    »Wir bleiben ja

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