Juliregen
sein und die Dame nicht verpassen. Außerdem bin ich überzeugt, dass die Komtess mitkommt, ebenso wie eine andere Dame, deren Namen ich nicht kenne.«
»Das muss diese englische Schneiderin sein, für die Lore sich nicht schämt zu arbeiten«, gab Malwine zum Besten.
»Wie eine Schneiderin sah mir die Frau aber nicht aus«, sagte Laabs und erklärte, dass er noch ein paar Dinge regeln müsse. »Außerdem will ich mit unserem Freund Pielke sprechen. Ich brauche sein Lagerhaus, dazu den Klaas mit seiner Kutsche und noch ein paar Kleinigkeiten. Wenn wir die Weiber haben, bringen wir sie ins
Le Plaisir
und lassen sie fotografieren. Sie, Herr von Trettin, können sich anschließend mit Ihrer lieben Braut auf den Weg nach Ostpreußen machen.«
Er zwinkerte Ottwald von Trettin verschwörerisch zu und schob das schlechte Gewissen, das sich in ihm breitmachen wollte, energisch beiseite. Wenn er nicht andauernd auf Hedes Großzügigkeit angewiesen sein wollte, brauchte er dringend eigenes Geld – und das würde er sich von dem Gutsbesitzer holen.
Ottwald von Trettin begleitete Laabs noch bis vor die Haustür, ließ sich von ihm eine Flasche mit einer farblosen Flüssigkeit geben und sich deren Inhalt erklären. Dann ging er mit einem bösen Lächeln die Straße hinab, um ein paar Flaschen Wein zu besorgen, mit dem die Klampts, seine Mutter und er ihren Plan begießen konnten. Schließlich musste er seine Gastgeber vorerst noch bei Laune halten und gleichzeitig gewisse Vorkehrungen treffen.
I.
D irk Maruhn hatte August von Grünfelder den Schmuck übergeben und den Bankier damit in den Zwiespalt gebracht, ob er die Preziosen selbst behalten und heimlich zu Geld machen oder die übrigen von Anno von Klingenfeld betrogenen Kollegen von dem Fund informieren sollte.
Im Gegensatz zu seinem Auftraggeber fühlte der Detektiv sich wie befreit, als dieser Gang hinter ihm lag. Da ihm der Fund des Schmucks einiges an Geld eintragen würde, überlegte er, ob er sich ein paar freie Tage mit Frida gönnen sollte. Die Reise nach Bremen musste er erst einen Tag vor der Ankunft des Schiffes antreten.
Ihm gingen jedoch die Informationen nicht aus dem Kopf, die er von dem betrügerischen Juwelier erhalten hatte. Ein Besuch im Polizeipräsidium ergab, dass Rudi Pielke als Hehler und Bandenchef zur Fahndung ausgeschrieben war. Die Belohnung für dessen Ergreifung war zwar nicht besonders hoch, würde es Frida aber ermöglichen, mehrere Monate lang alle Einkäufe davon zu bestreiten.
Die Sparsamkeit, die er sich hatte angewöhnen müssen, und der Reiz, dort erfolgreich zu sein, wo die Staatsmacht versagt hatte, brachten Maruhn dazu, sich auf die Suche nach Pielke zu machen. Als er den Weg zum Roten Ochsen einschlug, wusste er bereits, dass dieses Lokal in einem schlecht beleumundeten Teil der Stadt lag. Die Häuser standen eng zusammen und sahen schäbig aus. Auf der Straße tollten dutzendweise schmutzige Kinder herum, während ein krank und übernächtigt aussehender Mann, der seiner Kleidung und dem Geruch nach von der Schicht in der Fabrik kam, in einem Hauseingang verschwand.
Der Rote Ochse befand sich im Erdgeschoss eines Gebäudes, welches sich, abgesehen von dem verblichenen Wirtshausschild, in nichts von den Nachbarhäusern unterschied. Maruhn trat ein und fand sich in einem Raum wieder, der nicht genug Licht durch die schlecht geputzten und im Schatten anderer Häuser liegenden Fenster erhielt. Da auch die Gaslampen abgedreht waren, herrschte ein Halbdunkel, das ihn zunächst nur Schemen erkennen ließ.
Einer dieser Schemen erwies sich beim Näherkommen als ein Mann mit einer Schürze, der eine runde Mütze auf dem Kopf trug. »Wollen Se ’n Bier?«
»Dagegen hätte ich nichts«, antwortete Maruhn.
Essen mochte er an diesem Ort nicht, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass bei solchen diffusen Lichtverhältnissen in der Küche sauber gearbeitet wurde.
Der Wirt zapfte ein Bier und stellte es ihm hin.
Zu Maruhns Verwunderung schmeckte es gut. Offenbar waren Pielke und seine Männer Bierkenner. Noch wusste er nicht, wie er an den Hehler herankommen sollte. Laut Aussage des Juweliers hielt dieser sich meist in einem versteckten Hinterzimmer auf, das den Gendarmen bereits bei mehreren Durchsuchungen entgangen war.
Dieser Gedanke brachte Maruhn dazu, sein Bier auszutrinken, zu zahlen und die Kneipe zu verlassen. Er ging die Häuserfront entlang, bis er den Zugang zu den Hinterhöfen fand. Dieser bestand aus einer
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