Jung, sexy und beliebt
zwinkerte ihr zu, als ob er sagen wollte: Die Luft hier ist zwar frisch, aber blind macht sie nicht, Herzchen.
4 Waverly-Eulen wissen, dass saubere Lungen ordentlich johlen können
Brandon Buchanan saß auf einem seiner Samsonites und starrte Heath Ferro an. Egal wann er auf dem Campus eintraf, immer begegnete er Heath als Erstem. Obwohl sie im gleichen Zimmer wohnten, fand Brandon Heath meistens ziemlich unausstehlich.
»Ich hab’ne Stange Kippen mitgebracht«, prahlte Heath. Er zog den Reißverschluss seines mittelgroßen schwarzen Tumi-Trolleys auf und zeigte Brandon eine Ecke der filterlosen Camel. Sie saßen in der Lounge von Haus Richards und warteten darauf, Zimmer zugeteilt zu bekommen. Die Lounge war eigentlich ein ganz normaler Gemeinschaftsraum – der Treffpunkt, wo die Jungen Sportsendungen guckten, Salami-Pizzas aßen und während der Besuchszeiten mit hübschen Mädchen flirteten. Trotzdem wirkte die Lounge britisch und hoheitsvoll. Die cremefarbene Decke war fünf Meter hoch und von dunklen Balken durchzogen und überall standen gemütlich-abgewetzte Ledersessel herum. In einer Ecke thronte eine uralte Fernsehtruhe, in der nur drei Kabelprogramme und mit etwas Glück noch ein Sportsender liefen. Den Boden bedeckte ein riesiger gemusterter Orientteppich, der übersät war von den Brandlöchern hunderter nachlässig fallen gelassener Zigaretten, was ihm ein noch antikeres Aussehen verlieh.
»Die reichen dir vielleicht eine Woche«, spottete Brandon und fuhr sich durch sein kurzes und gewelltes goldbraunes Haar, sodass es absichtlich zerzaust wirkte. Heath quarzte sogar draußen vor Richards wie ein Verrückter, obwohl Rauchen auf dem Campus verboten war, aber die Lehrerschaft schaute beharrlich weg. Es hätte an seinem phänomenal guten Aussehen liegen können – Heath war groß, schlank und athletisch und hatte goldgesprenkelte grüne Augen, hohe Wangenknochen und wuschelige aschblonde Haare. Tatsächlich aber lag es an Heaths Familie, dass er nie Ärger bekam. Sein Vater hatte viereinhalb Millionen für das Schwimmbecken in Olympiagröße gespendet und eine weitere Million für den dreistöckigen Anbau der renovierten Botanikbücherei, daher konnte Heath so gut wie alles machen, was er verdammt noch mal wollte, ohne jemals auch nur verwarnt zu werden.
»Hast du dieses Jahr wieder deine komische Mädchencreme mitgebracht?«, foppte er Brandon.
»Das ist Feuchtigkeitscreme«, klärte Brandon ihn auf.
»Feuchtigkeitscreme!« , machte ihn Heath mit quiekiger Mädchenstimme nach.
Was war eigentlich dabei, dass Brandon seine Haut pflegte? Und schöne Klamotten und Schuhe mochte und dass seine welligen Haare gut geschnitten waren? Okay, er hatte einen Komplex wegen seiner Größe – er war nur einszweiundsiebzig -, und er rasierte sich die Brust, weil er die winzigen Härchen, die entlang seines Brustbeins wuchsen, hasste. Seine weniger gepflegten Freunde verarschten ihn ohne Ende. Na und?
»Wen stecken die wohl in unser Zimmer, was meinst du?«, fragte Heath.
»Keine Ahnung. Ryan vielleicht. Wenn er nicht wieder ein Einzel kriegt.« Ryan Reynolds’ Vater hatte die weichen Kontaktlinsen erfunden und setzte seinen Reichtum ganz unverhohlen zum Vorteil seines Sohnes ein. Viele Eltern übten auf diese Weise Druck auf Waverly aus, allerdings wurde das normalerweise nicht an die große Glocke gehängt.
Heath kicherte. »Vielleicht tun sie dich mit Walsh zusammen.«
»Quatsch. Nicht mal die Verwaltung ist so bescheuert, das fertigzubringen«, erwiderte Brandon. Allein schon bei dem Namen Easy Walsh stellten sich ihm die Nackenhaare auf.
»Und, wie geht’s Natascha?« Heath sprach den Namen mit falschem russischen Akzent aus.
Brandon seufzte. Im vergangenen April hatte er was mit Natascha Wood von der Millbrook-Akademie angefangen, nachdem Easy Walsh ihm seine damalige Freundin Callie Vernon ausgespannt hatte. »Wir haben vor zwei Wochen Schluss gemacht.«
»Scheiße, echt? Hast du sie betrogen?«
»Nee.«
»Was war dann?«
Brandon zuckte die Schultern. Sie hatten Schluss gemacht, weil er Callie immer noch nachtrauerte. Er und Natascha hatten am Strand von Cape Cod rumgeknutscht und Brandon hatte Natascha aus Versehen Callie genannt. Uups. Natascha war auf den wackeligen Hochsitz des Bademeisters geklettert und hatte sich geweigert, wieder runterzukommen, bis Brandon weg war. Und zwar endgültig.
»Wem gehört denn das Zeug da?« Heath zeigte durch den Raum und schwang die Beine auf das
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