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Jungen und Maedchen - wie sie lernen

Jungen und Maedchen - wie sie lernen

Titel: Jungen und Maedchen - wie sie lernen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera F. Birkenbihl
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physiologischen Entwicklung möglich; das Zeitfenster, in dem gewisse Entwicklungen stattfinden, ist viel kleiner. So stellte man weltweit fest, daß Jungen ab dem Alter von ca. 3 (statistisch) gleichaltrigen Mädchen physisch überlegen werden, sie rennen schneller und sind kräftiger, und das bleibt bis ins hohe Alter so.
    FEINMOTORIK (Jungen NACH, Mädchen VOR der Pubertät)
    Während die gesamte Bewegung der Grobmotorik zugerechnet wird, geht es im Bereich der Feinmotorik um bestimmte Aspekte der Bewegung, z. B. BALANCE, GRAZIE, FLÜSSIGKEIT von Bewegungen, wie auch um die Fähigkeit, eine Reihe von Bewegungsabläufen hintereinander auszuführen, was ich als CHOREOGRAPHIE bezeichne. Deshalb turnen kleine Mädchen am Balken – Jungen interessiert das nicht! Deshalb hüpfen Mädchen in Himmel-und-Hölle-Figuren auf dem Gehsteig oder stundenlang mit dem Gummiseil – nicht die Jungen. Übrigens interessieren sich Mädchen erst nach der Pubertät für Ballspiele, deshalb gibt es keine „Little League“ (s. Beispiel) für kleine Mädchen. So nennt man in den USA Kinderteams , die Baseball spielen (von Eltern gecoacht). Das sind große gesellschaftliche Ereignisse für die kleinen Jungen und deren Familien. Bei uns kennen wir Vergleichbares kaum. Erst mit der Pubertät interessieren sich Mädchen für Ballsportarten oder fürs Schießen, also für Sportarten, bei denen sie ihre sich jetzt erst entwickelte Hand-Auge-Koordination trainieren können. Dafür trainieren schon kleine Mädchen ihre FINGERFERTIGKEIT, wenn sie winzige Püppchen an- und ausziehen oder kleine Tiere in einem Miniatur-Bauernhof hin- und herschieben, bis ihnen das Bild gefällt. Jungen spielen zu der Zeit mit großen Spielsachen, z. B. dem berühmten Lastwagen, den sie hin- und herschieben, dem Flugzeug, das sie rennend durch die Gegend tragen (wobei sie unerträgliche Flugzeug-Geräusche ausstoßen). Zur Feinmotorik gehört auch die Kehlkopfmuskulatur, also Sprechen und Singen, was kleine Jungen weit weniger pflegen als Mädchen.
    Im Zweiten Weltkrieg, als zu viele Männer im Pazifik oder in Europa waren, bestand die Gefahr, daß das traditionelle BASEBALL -Spiel in den USA nicht fortgeführt werden konnte, weil die männlichen Spieler der Top-Teams (die Zuschauer in die Stadien lockten) fehlten. Also begann man, Mädchengruppen aufzustellen. Diese GIRL-TEAMS (junge Damen ab 15 Jahren) wurden so erfolgreich, daß sie die ganzen Kriegsjahre hindurch genauso spannende Spiele lieferten; aber als die Männer nach Hause kamen, wollten sie alle in ihre Dörfer/Städte zurückkehren und fielen auseinander. Daran sehen wir, wie wichtig Ballspiele in Amerika sind. Auch bei uns haben Frauen die Rollen von Männern in Fabriken und Firmen übernommen – aber ich wüßte keine deutschen Sport-Teams, die von Frauen aufrechterhalten worden wären, nur weil die Männer im Krieg waren.
    Wie soll es weitergehen?
    Hunde werden durch Tierschutzgesetze geschützt – wann werden kleine Jungen eine Lobby bekommen? Wir sollten ernsthaft nachdenken, warum jedes Jahr mehr Kinder (weitgehend Jungen) in Sonderschulen ausge-SONDER-t werden (während in Finnland alle Sonderschulen geschlossen wurden). Und wir sollten überlegen, ob es auf Dauer wirklich die Lösung sein kann, jedes Jahr mehr Kinder (weitgehend Jungen) mit der Chemo-Keule Metylphenidat (das ist der Haupt-Wirkstoff z. B. in Ritalin ) „ruhigzustellen“. 6)
    Wir lassen uns einreden, Kinder (weitgehend Jungen), die an ADHS „leiden“, seien Patienten, statt zu begreifen, daß diese Kinder eigentlich ganz normal wären, wenn sie sich gesund (körperlich wie geistig) entwickeln dürften. Dazu aber ist Bewegung notwendig. Immer weniger Kinder sind fähig, auf einem Kreidestrich rückwärts geradeaus zu gehen, und diese Kinder können auch immer schlechter rückwärts zählen – eben weil es direkte Verbindungen zwischen Bewegung von Körper und Geist gibt. Das wußten die alten Chinesen, die Inder, die Griechen, die Römer – und auch wir wußten es – bis zum Zweiten Weltkrieg. Ich kann mir vorstellen, daß unsere „gesittete Ruhe“ eine Gegenreaktion auf die Turnerei im dritten Reich war, aber es wird Zeit, daß wir trotz dieser Assoziationen endlich aufwachen.
    Ich wuchs im Nachkriegs-Deutschland auf, Sport war damals „kein Thema“. Sportler galten bei Kopfarbeitern als ziemlich „doof“, und ich kannte keinen einzigen Erwachsenen, der irgendeine Art von Sport trieb! Inzwischen redet man sich den

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