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Jungs sind keine Hamster

Jungs sind keine Hamster

Titel: Jungs sind keine Hamster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeißer
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Jungs
    Es gibt vier verschiedene Arten von Jungs: die Sportler, die Clowns, die Streber und die, die sich für Rebellen halten.
    Jungs, die gut in Sport sind, kommen normalerweise sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungs am besten an.
    Die Clowns haben es da schwerer. Die müssen sich ständig und überall zum Affen machen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Sie stören permanent den Unterricht und spielen den Lehrern oder den Strebern Streiche. Clowns wollen unbedingt von den Sportlern, den Chefs des Schulhofs, anerkannt werden. Sie sind so was wie Hofnarren.
    Die Streber wiederum sind, wie der Name schon sagt, strebsam. Sie stehen während der Pause etwas abseits und reden über Mathe oder irgendeine öde Science-Fiction-Fernsehserie. Sie versuchen in der Schule gut aufzupassen und so viel zu lernen, wie in ihre brav frisierten Köpfe passt. Die werden ihr Leben lang jedem Abenteuer aus dem Weg gehen.
    Die Rebellen stehen auf dem Schulhof auch immer etwas am Rand. Gerne lungern sie in oder vor der Jungstoilette rum. Allerdings nicht, um sich in Ruhe über Mathe zu unterhalten, sondern um gefährlich und wild entschlossen auszusehen. Rebellen benehmen sich gerne daneben, lehnen sich gegen jede Form von Autorität auf und sorgen auch mal für Krawall. Kaputte Klamotten zu tragen, ist ihnen ganz wichtig. Damit demonstrieren sie gegen den Konsumterror, gegen Gleichmacherei und gegen Hygiene.

    Selbstverständlich gibt es hin und wieder, genau wie bei den Hunden, auch Mischlinge. Sportliche Streber beispielsweise. Aber die sind ungefähr so häufig anzutreffen wie Elefanten auf einem Kettenkarussell.
    So gesehen passte ich schon am ehesten zu Rebellen. Aber die bei uns in der Schule mochte ich nicht. Die waren einfach nicht nett. Klar, eigentlich ist es egal, welcher Gruppe sich ein Junge anschließt, um nicht alleine auf dem Schulhof rumzulungern und Löcher in die Luft zu starren. Über seinen Charakter sagt das nicht viel aus. Es gibt in jeder Gruppe nette Jungs und weniger nette. Vor allem aber weniger nette. Doch wie sollte man die guten von den schlechten unterscheiden? Woran erkannte man, ob ein Junge okay war oder ein nerviger Spinner? Ein faules Ei erkennt man daran, dass es stinkt. Aber Jungs stinken oft. Auch die guten.
    Der Schulgong läutete und Frau Vogel schrie gegen den sofort aufbrausenden Lärm an: „Ich hoffe, ihr habt jetzt eine Ahnung von linearen Gleichungssystemen!“
    Hatte ich nicht. Keine Ahnung, was das war. Ich konnte mich im Unterricht nie gut konzentrieren. Mir lag es eher, den Stoff zu Hause in Ruhe in meinem Zimmer zu lernen. Fünfen zu schreiben, lag mir sogar noch mehr.
    In der großen Pause wusste ich ohne Lore nicht so recht, wo ich mich hinstellen sollte. Ich irrte ein wenig über den Schulhof und versuchte, allen anderen aus dem Weg zu gehen. Wie ein Skifahrer wedelte ich an meinen Mitschülern vorbei, als wären sie Slalomstangen, bis ich eine leere Bank entdeckte, die normalerweise von den Älteren in Beschlag genommen wurde. Die waren aber auf einem Ausflug. Ich setzte mich, aß einen Apfel und tat beschäftigt, indem ich Zeugs in mein Heft krakelte. Die anderen sollten denken, dass ich freiwillig so alleine herumsaß.
    Als der Gong das Ende der Pause ankündigte, stand ich auf und wedelte wieder zurück Richtung Klassenzimmer, zur Doppelstunde Deutsch bei Herrn Lutterweck. Der war eigentlich ganz okay, nur sein Unterricht war todlangweilig. Den ganzen letzten Monat hatten wir Zeitungsartikel analysieren müssen. Was ich in Ordnung gefunden hätte, wenn wir spannende Artikel analysiert hätten. „Drei Tote im Wald“ oder „Mysteriöse Frau klaut Riesendiamanten“ oder „Hannah Eislage gewinnt die Goldmedaille im Beliebtsein“. Hehe. Stattdessen kauten wir so was durch: „Das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands steigt nur leicht.“ Oder: „Vereinskasse des Kaninchenzüchtervereins Löffelohren ist wieder aufgetaucht. Die kompletten 30 Euro sind noch da!“ Als ich den Schulhof halb überquert hatte, schrie auf einmal jemand. Es war Sven aus meiner Klasse.
    „Hey, Idiot! Guck mal!“, schrie er.
    Ich drehte mich um.
    „Ha! Ich hab’s gewusst“, krakeelte Sven. „Hannah ist ein Idiot!“
    Er lachte und sein Kumpel Justin Breuer auch. Nur Marvin Aap nicht. Der stand blöd neben ihnen und lächelte gequält. Wahrscheinlich hatte er diesen geistreichen Scherz nicht kapiert.
    „Ja, ja“, rief ich, „ich bin ein Idiot! Toller Witz. Und so neu!“, und ging einfach

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