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Jungs sind keine Hamster

Jungs sind keine Hamster

Titel: Jungs sind keine Hamster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmeißer
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weiter. Sven und seine Zombies waren die Letzten, die mich beleidigen konnten. Was der und seine hirntoten Freunde von mir dachten, ging mir gepflegt am Hintern vorbei.
    Nach der letzten Stunde ging ich auf den Schulhof, riss mein Fahrrad aus der Hecke und wollte gerade losfahren, als ich einen Schlag bekam. In den Magen. Mir hatte keiner wirklich in den Bauch geboxt. Es war nur dieser Anblick. Barbie alias Jette stand an der Straße und scherzte und plauderte mit ihren neuen Freunden, die sie regelrecht anhimmelten. Und als Kevin Töricht, der Supersportler und Superdepp der Jahrgangsstufe 9, sie in den Arm nahm und ihr einen Kuss auf die Lippen hauchte, fiel ich aus allen Wolken. Jette hatte nur einen Tag gebraucht, um Freunde und einen festen richtigen Freund zu finden!

    Ich schwang mich auf mein Rad und trat fest in die Pedale.
    Ich fuhr in den nächsten Coffeeshop, in dem man kostenlos ins Internet konnte. Dort loggte ich mich mit dem Handy bei Facebook ein und sah meine schwindende Freundesliste durch. Alexia hatte sich aus meinem virtuellen Freundeskreis entfernt. Alexia war ein echt nettes Mädchen, dachte ich zumindest, und erst seit Kurzem bei uns in der Schule. Aber scheinbar war kurz lang genug, um Mädchen wie mich nicht mehr zu brauchen. Sie hatte wohl bessere, weniger peinliche Freundinnen gefunden. Dabei litt sie unter partiellem Haarausfall und einem deutlich zu kurzen Bein. Sie humpelte, und das nicht zu knapp. Jetzt liefen mir schon die Einbeinigen mit Sturmfrisur weg. Aber was mich am meisten ankotzte, war, dass Jette schon nach nur einem gottverdammten Schultag so viele Freunde hatte. Und Kevin Töricht. Der spielte zwar nicht gerade die erste Geige auf dem Schulhof, weil er ein Trottel war, aber eben auch nicht die Triangel wie ich. Ihr versteht, was ich meine. Mich fand sogar der Schachclub scheiße. Und die sehnten sich nach Freunden.
    Die Bedienung des Cafés kam und forderte mich auf, etwas zu bestellen. Nur Internetabzocken war verboten. Ich latschte also zur Theke und wieder zurück mit Kakao und einem Schokomuffin zum halben Preis von gestern. Erstens hatte ich keine Kohle und zweitens schmeckten Muffins frisch oder alt ziemlich ähnlich. Frisch schmeckten sie muffig und alt muffig und trocken. Deshalb hießen die Dinger wohl auch Muffins.
    Ich hatte es mir gerade im Sessel so richtig gemütlich gemacht, als Marvin, Sven und Justin lärmend die Theke des Coffeeshops stürmten. Nachdem alle was bestellt hatten, entdeckte mich Sven und zeigte mit dem Finger auf mich. Am liebsten hätte ich ihm seinen Finger in die Nase gesteckt. Oder woandershin.
    „Ach, schau an, der Idiot ist auch da!“
    Seine Kumpels drehten sich gelangweilt zu mir um.
    Marvin schnappte sich seinen Becher und steckte einen Strohhalm rein. „Lass die doch in Ruhe. Wir müssen den Abend planen. Habt ihr schon eure Kostüme für die Halloweenparty?“, brummte er.
    „Klar, antwortete Justin. „Ich geh als Zombie.“
    Das passte, fand ich.
    „Ich als Werwolf. Da stehn die Mädels drauf, wegen dem ganzen Twilight-Mist, weißte?“ Sven grinste siegessicher und ich dachte mir, dass er sich da gar nicht sonderlich verkleiden musste. Der zottelige Sven sah sowieso schon aus wie ein Werwolf. Allerdings wie einer ohne Muskeln.
    Ich packte meine Klamotten und ging. Den Idioten zuzuhören, wie sie eine Party planten, auf die ich selber so gerne gegangen wäre, war echte Folter.
    Als ich zu Hause ankam, erwartete man mich bereits in der Küche. Es standen Kekse und Kandis auf dem Tisch und auf dem Stövchen dampfte Vanilletee. Mutter und Hannes saßen auf der frei geräumten Bank, Jette, Jakob und David gegenüber. Jette hatte trotzig die Arme vor der Brust verschränkt und David rührte gelangweilt in seinem Tee rum. Jakob spielte Kekse mümmelnd mit seinen Autos. Auch am Kopf des Tischs stand eine Tasse. Noch leer und offensichtlich für mich gedacht.
    „Setz dich bitte“, sagte meine Mutter und zeigte auf den freien Platz. „Familienrat!“
    Immer wenn bei uns was im Argen lag oder beschlossen werden musste, tagte der Familienrat. Rausreden oder drücken konnte man sich nicht. Da galt Anwesenheitspflicht. Und ich konnte mir schon denken, worum es ging. Mein Zimmer.
    Ich ließ erst den Rucksack auf den Boden und danach mich auf den Stuhl plumpsen.
    „Und was machen die dann hier?“, fragte ich und deutete mit einem Kopfnicken auf Hannes, David und Jette. „Ich denke, es heißt Familienrat.“
    „Hannah, bitte!“

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