Jungsspaß und Maedchenpanik
Alina waren spurlos verschwunden, und vor dem Ablauf von sechs langen Wochen gab es keine Chance, sie wiederzusehen.
»Kann es uns jetzt passieren, dass sie in den Ferien mit jemand anderem gehen?«, fragte Arian. »Oder müssen sie uns so oder so treu sein?«
Pablo zuckte die Achseln. »So oder so, jetzt kommt erst mal unser Urlaub.« Er lächelte breit. »Und eins sag ich dir: Er wird gut!«
»Richtig gut wird er.« Arian lächelte noch breiter. »Und vor allem: Es wird ein Urlaub ohne große Schwestern.«
Sie klopften sich gegenseitig auf die Schultern und trabten zu den Fahrradständern. Ihre Räder standen wie immer direkt nebeneinander. Und an beiden Klingeln klemmte zusammengefaltetes Papier.
Feierlich betrachteten Pablo und Arian die beiden Umschläge. Sie schauten auf ihre Namen. Sie waren in schöner, sauberer Mädchenschrift geschrieben, genau wie die Namen der Verfasserinnen, die etwas kleiner am Rand zu sehen waren. Rund um die Jungennamen gab es auf jedem der beiden Briefe interessante Bilder zu sehen: ein greller Blitz, ein zähnefletschender Totenkopf, etwas, das irgendwie aussah wie ein brauner Haufen, und etwas rotes Zerfetztes.
Gespannt falteten die Jungen die Briefe auseinander.
In Pablos stand:
Pablo, du schielendes Schrumpfhirn!
Du bist so hässlich wie eine Strickjacke von meinem Uropa, so dumm wie ein Sack Knallerbsen und so langweilig wie zehn Stun den Eurosport. Lieber würde ich in den doofsten Fußballverein der Welt eintreten und mit dem Häuptling der Stinkfußindianer gehen als mit dir. Niemals deine: Alina
Arian bekam Folgendes zu lesen:
Arian, du plattfüßiger Erdnusskopf ! Du bist so hässlich wie die lange Unterhose von Lord Voldemort , so dumm wie eine Schubkarre mit dicken Bohnen und so langwei lig wie vier Wochen Live-Fußball .
Lieber würde ich den ganzen Tag am Computer Autorennen spielen und mit dem König der Schrumpelgurken gehen als mit dir. Für immer und ewig nicht deine: Nele
Pablo und Arian trotteten mit schleppenden Schritten zu ihrer Lieblingsbank. Der Gang in die Kabine nach einem 10 : 0 verlorenen WM-Finale hätte im Vergleich dazu dynamisch gewirkt. Schwerfällig setzten sie sich auf die Rückenlehne und starrten ins Leere. Die Sonne strahlte weiterhin vom Himmel, als sei nichts geschehen.
»Und jetzt?«, fragte Arian. Ausnahmsweise saß er ganz still.
»Ich weiß was«, sagte Pablo. Er nahm Arian Neles Brief aus der Hand, fasste ihn mit spitzen Fingern am oberen Ende, riss das Papier ein Stück ein und schaute Arian fragend an.
Der nickte grimmig.
Ratsch. Pablo riss das Papier in der Mitte durch. Ratsch. Arian tat dasselbe mit Alinas Botschaft. Ratsch, ratsch, ratsch, ratsch, ratsch, ratsch! Arian und Pablo veranstalteten ein Papiermassaker.
Sie zerrissen die Briefe in hunderttausend Fetzen und ließen sie anschließend gnadenlos in einem Gully verschwinden. Die danebengefallenen Schnipsel schob Arian verächtlich mit den Füßen hinein.
»So«, sagte er und klatschte in die Hände. »Jetzt kann der Urlaub richtig losgehen. Ohne große Schwestern – und erst recht ohne irgendwelche anderen Mädchen.«
»Wir sind fertig mit ihnen«, stellte Pablo fest. »Ein für alle Mal. Ich schwöre es.«
»Ich schwöre es auch«, sagte Arian.
»Am besten, wir schwören gleichzeitig«, schlug Pablo vor. Er hob eine Hand und streckte Arian die andere hin. »Dann ist der Schwur echt. Wie bei richtigen Blutsbrüdern.«
Arian zögerte.
»Stimmt was nicht?«, fragte Pablo.
»Aber wir schwören, ohne uns die Finger aufzuschneiden oder so was, okay?«
»Okay«, sagte Pablo. Arian schlug ein. Sie sahen sich in die Augen.
Pablo hob feierlich die Stimme. »Hiermit geloben wir, die besten Freunde Pablo und Arian, dass Mädchen jeder Art, jeder Form und jeden Alters von diesem Augenblick an für uns Luft sind, und zwar für immer. Insbesondere …«
»Äh, gilt das auch für große Schwestern?«, unterbrach Arian.
»Das gilt ganz besonders für große Schwestern. Insbesondere …«
»Na ja, meine sind meistens unerträglich, aber manchmal helfen sie mir bei den Hausaufgaben.«
»Unterbrich mich bitte nicht dauernd.« Pablo schaute seinen besten Freund streng an. »Für den Umgang mit Schwestern können wir später noch eine Sonderregelung treffen, vielleicht in der Art, dass Hausaufgabenhilfe eine notwendige Ausnahme darstellt oder so was. Jetzt kommt es erst mal aufs Grundsätzliche an.«
»Okay.« Arian nickte und Pablo hob erneut die
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