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Jungsspaß und Maedchenpanik

Jungsspaß und Maedchenpanik

Titel: Jungsspaß und Maedchenpanik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Klein
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sahen anders aus als sonst. Sie waren geschmückt. Sämtliche langen Ohren waren von bunten Kunstwerken aus Pappe und Papier umhüllt. Sie trugen kleine Fahnenstangen mitsamt Flagge, runde Bäumchen und längliche Clowngesichter links und rechts über den Köpfen, Minikirch-, – leucht- und – zinnentürme. Ein Kaninchen hatte sogar Teufelshörnchen. Es sah wirklich ungemein niedlich aus, wie sie da in ihren dezenten Verkleidungen durcheinanderhoppelten.
    »Sieh da, unser restliches Bastelmaterial«, raunte Willi Pablo zu. »Nicht schlecht gemacht.«
    Pablo nickte unbestimmt.
    Willi knuffte ihn kräftig in die Seite. »Aber für den Sieg reicht das nicht.«
    »Und jetzt schaut bitte dorthin.« Oskar deutete auf das Hühnerquartier.
    Das Publikum raunte.
    Eine abenteuerliche Mischung aus indianischen Totems, afrikanischen Voodoopuppen und den dunkelsten Gestalten aus dem Krieg der Sterne tappte verständnislos gackernd über den Hühnerhof.
    Das Federvieh trug Masken aus bemalten Papiertüten. Sie bedeckten die Hühnerköpfe vollständig und waren mit Haargummis an den Hälsen befestigt. Die drei Jungen hatten Gucklöcher hineingeschnitten, aus denen verdutzte Hühneraugen blinzelten.
    Die speziellen Kapuzen hatten zur Folge, dass das maskierte Hühnervolk gauklerhaft kreuz und quer durch sein Gehege eierte. Es gackerte verwundert, stieß zusammen wie Dick und Doof und sah insgesamt ziemlich unwirklich aus.
    Irgendwie war das etwas anderes, als die Zuschauer erwartet hatten, aber es war ein ziemlich komischer und eindrucksvoller Anblick. Der Mädchenvorsprung schmolz ein weiteres Stück.
    Während das Publikum noch in Ruhe darüber nachdachte, ob die Idee mit den Hühnermasken ausschließlich lustig und originell oder nicht auch ein bisschen hühnerverachtend war, machten sich Hassan und Oskar unauffällig davon. Wenig später stießen sie anfeuernde Rufe aus.
    Sie kamen aus dem Stall des Hängebauchschweins.
    »Caramba, olé!«
    »Auf geht’s, Robert!«
    »Drauf und dran, alle Mann!«
    »Hüa, Schweinegalopp!«
    Die Zuschauer staunten. Vereinzelt stießen sie überraschte Rufe aus: »Das gibt’s doch nicht!«, »Jetzt schaut euch das an!« und sogar »Ich werd verrückt!«
    Hassan und Oskar tauchten aus Roberts hölzernem Unterstand auf wie Gladiatoren aus den Katakomben des Kolosseums. Hintereinander saßen sie auf dem breiten, borstigen Rücken des einmalig dicken Hängebauchschweins. Sie waren Schweinereiter.
    Robert grunzte und stapfte unschlüssig ein paar Schritte vorwärts. Während er scharf darüber nachzudenken schien, was die Sache zu bedeuten hatte, stand Oskar flugs auf und kletterte auf Hassans Schultern. Die Jungen breiteten zugleich die Arme aus und imitierten die Haltung der Zwillinge ein paar Minuten zuvor auf dem Rücken des Ponys Gänseblümchen.
    Es gelang nur begrenzt, aber jeder Zuschauer erkannte die Absicht. Hassan und Oskar warfen schmatzende Handküsse Richtung Publikum. Die Mütter kicherten, die Väter johlten. Heras Hotzenplotz-Stimme kollerte dazwischen und Heinz’ Lachen dröhnte wie ein Presslufthammer über alles hinweg.
    »Jetzt haben wir sie auf unserer Seite«, flüsterte Oskar begeistert. »Jetzt haben wir den Rückstand endgültig aufgeholt!«
    »Und wir setzen noch einen drauf«, sagte Hassan.
    Robert grunzte unwirsch.
    »Hopp, hopp! Schweinsgalopp!« Hassan patschte dem Reittier die Hand auf den Kopf.
    Und tatsächlich – Robert nahm Tempo auf. Oskar schwankte auf Hassans Schultern hin und her. Robert trampelte immer schneller vorwärts. Die Reiter kämpften arg mit dem Gleichgewicht, aber sie verschleuderten dennoch weiter ihre Kusshände.
    Das Publikum lachte, kicherte, staunte, freute sich und bangte auch ein wenig – und womöglich wäre weiter nichts passiert. Wenn Darth Vader nicht gewesen wäre.
    Der Mischlingshund hatte sein Exil im Ferienhaus beendet und durfte an der Seite von Oskars Eltern an den Abendaktivitäten teilnehmen. Während der Mädchenvorstellung hatte Oskar ein Auge auf ihn gehabt. Nun waren seine Eltern zuständig. Aber hätten sie wirklich damit rechnen können, dass er sich losreißen und in die Manege stürzen würde?
    »Darthie!«, rief Oskars Mama entsetzt, aber es war zu spät.
    Darth Vader setzte mit einem eleganten Sprung über den Zaun zum Schweinestall und rannte begeistert kläffend auf das berittene Hängebauchschwein zu. Er wollte unbedingt mitspielen.
    Als der große dunkle Hund auf ihn lossprang, quiekte Robert auf. In der

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