Junimond (German Edition)
wieder dabei?«
Stella nickte unsicher.
»Finde ich gut. Ich habe sogar Chai-Tee besorgt. Also ... besorgen lassen.«
»Wirklich?«
»Ja, diese Sprüche auf den Teebeuteln, total abgefahren: Vergiss das Vergangene, wende dich dem Zukünftigen zu! «
Sie lachten beide.
Stella schob die Bücher weiter auf das Bett und setzte sich schüchtern auf die Kante des Himmelbetts.
»Weißt du, ich bin mir noch nicht ganz sicher. Ich wollte erst mit dir reden und es davon abhängig machen.«
»Ja?!« Olivia setzte sich in ihrem Bademantel neben Stella und musterte sie fragend. »Was kann ich tun?«
»Also ...«, setzte Stella an.
»Ares?«
Stella wurde rot. Olivia lächelte. Sie hatte es doch die ganze Zeit gewusst.
»Es ist nur, ich will mich nicht in eure Beziehung, ich meine: Beziehungen einmischen«, sagte Stella bemüht sachlich.
»Warum nicht?«
Stella schwieg.
»Also, wie ich das sehe«, sagte Olivia rasch, »hast du dich schon eingemischt. Und ehrlich, mir gefällt das. Ares und Nick sind meine Freunde, aber das heißt nicht, dass ich sie als mein Privateigentum betrachte.«
Olivia sah zu den Büchern, die mitten auf dem Bett lagen. Ein großer Bildband und ein paar eher langweilig aussehende Fachbücher über Geschichte.
»Was sind das für Bücher?«
Sie zog den Bildband näher heran und ließ sich aufs Bett fallen. Stella legte sich neben sie. Olivia roch ihre Haut, den leichten Moschusgeruch ihrer Kleidung.
»Ich dachte, das interessiert dich vielleicht«, sagte Stella.
» Ufa in Farbe. Technik, Politik und Starkult zwischen 1936 und 1945 «, las Olivia und schlug den Band irgendwo in der Mitte auf.
»Marika Rökk, Die Frau meiner Träume . Was für ein Filmtitel!«, lachte Olivia.
»Starkes Kostüm, oder? Sieht nicht sehr bequem aus.«
»Und der Kopfschmuck!«
Sie kicherten albern. Es war alles übertrieben, fand Olivia, aber irgendwie auch faszinierend.
»Marika Rökk hat hier in der Gegend gewohnt«, sagte Stella.
»Wo?«
»Müssen wir rausfinden.«
»Unbedingt.«
27
Als es klopfte lagen sie immer noch auf dem Bett und unterhielten sich und Olivia fragte sich, warum sie nie daran gedacht hatte, eine Freundin zu finden?
»Hallo?«
Olivia und Stella drehten sich vom Bett aus zur Tür. Dort standen Ares und Nick. Erst jetzt fiel Olivia auf, dass sie noch ihren Bademantel trug und sie sprang auf.
»Kommt rein«, rief sie betont locker und verschwand schnell in dem begehbaren Kleiderschrank, der ins Bad führte und schloss die Tür. Sie ließ ihren Bademantel einfach zu Boden fallen und reckte sich zu einem der oberen Regale, wo ihre T-Shirts lagen. Normalerweise musste sie einen kleinen Tritt benutzen. Sie tippelte auf den Fußspitzen, tastete blind nach einem T-Shirt auf dem obersten Regalbrett, als sie einen stechenden Schmerz in ihrem Unterbauch spürte. Das Pflaster war blutdurchtränkt und hing schlaff nach unten. Panisch riss Olivia irgendein Tuch aus den unteren Regalen und presste es auf die Wunde. Zum Glück war das Bad, wo sie Pflaster und Verbände hatte, gleich nebenan. Sie legte das blutgetränkte Tuch beiseite und zog den Rest des Pflasters ab. Es ziepte kaum noch, der andere Schmerz war größer. Sie hatte es eigentlich vermeiden wollen, aber nun sah sie auch die Narbe. Sie war aufgegangen, daher der Schmerz. Und viel größer als nötig, dafür hatte sich der Arzt mehrmals entschuldigt, aber man wusste ja am Anfang kaum, wonach man suchen sollte und es musste schnell gehen.
Sie presste einen Druckverband auf die blutende Stelle und klebte eines der großen weißen Pflaster darüber.
Es war besser, sie wählte ein Kleid, am besten ein weites und rotes, der Bund einer Jeans würde nur auf die Narbe drücken. Sie fand ein passendes Kleid, zog sich schnell an und kehrte barfuß zurück in ihr Zimmer.
Sie trug nicht oft Kleider und schon gar keine weiten indischen Hängekleider in grellen Farben. Ihre Mutter hatte das Kleid von einem Dreh in Indien geschickt, Olivia hatte es vorher noch nie angehabt.
Ares blätterte im Stehen in dem Bildband, Stella saß mit Nick auf dem Bett und zeigte ihm ihre Bücherauswahl. Als Nick aufsah, begegnete sie seinem erstaunten Blick.
»Ich wollte nicht so lange nach was suchen ...«, entschuldigte sie sich.
»Du siehst toll aus«, sagte Nick und senkte sofort den Blick.
Olivia spürte ein Ziehen im Bauch, aber das war nicht die Narbe. Irgendetwas war seltsam.
»Nick, alles okay?«, fragte Olivia.
Nick zuckte mit den Achseln. »Ja,
Weitere Kostenlose Bücher