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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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Was ihr durchaus zuzutrauen war.
    Wo war nur ihre Dankbarkeit für all die Ausreden geblieben, die er nur für sie erfand? Ares riss die Tür auf. Helenas Faust hing noch in der Luft, aber sie war zu verblüfft, um zuzuschlagen. Stattdessen kam sie in sein Zimmer, warf sich rücklings auf sein Bett, presste die Fäuste an ihre Stirn und stöhnte. Ares zog die Lautstärke herunter.
    »Oh, mein Kopf.«
    »Zu viel Party, zu viel Alkohol, zu viel Drogen oder alles auf einmal?«, fragte Ares kühl.
    Helena streckte hilfesuchend die Arme zur Zimmerdecke und stöhnte auftrittsreif.
    »Was du immer denkst! Ich habe die ganze Nacht fürs Abi gelernt. Geschichte. Ich glaube, ich kann mir das nicht alles merken. Ich falle durch. Frag mich mal, wann der 2. Weltkrieg war.«
    »Wann war der 2. Weltkrieg?«
    »39-45.«
    »Stimmt.«
    »Das war Zufall.«
    »Du hast genug Punkte gesammelt. Nur weil du deine Klausur etwas verhauen hast, heißt das noch lange nicht, dass du durchfällst. Deshalb machst du doch die Nachprüfung. Du kannst gar nicht mehr durchfallen.«
    »Nicht?«
    »Außer, du hast nur Sechsen geschrieben.«
    »Siehst du!«, kreischte Helena und presste sich ein Kissen auf die Augen. »Ich wusste es.«
    »Was?«
    »Es gibt eine Möglichkeit.«
    Ares setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und drehte sich gelangweilt hin und her. Ein hysterischer Anfall. Typisch Helena. »Es gibt keine Möglichkeit. Nicht für dich. Du wirst ein Spitzen-Abitur machen.«
    Helena zog vorsichtig das Kissen beiseite und schielte zu ihm hinüber. »Ja?«
    »Natürlich. Das macht dann 150 Euro.«
    »Was?«
    »Die Therapiestunde.«
    »Das war keine Stunde!«
    »Ich sagte ja auch Therapiestunde . Die liegt im Ermessen des Therapeuten.«
    Sie warf das Kissen nach ihm, aber sogar auf dem Stuhl sitzend konnte er ausweichen. So fertig hatte er Helena schon lange nicht mehr erlebt.
    »Denk lieber daran, dass du bald raus bist aus der Schule«, sagte er freundlich. »Nie wieder Unterricht. Freiheit!«
    Sie brummelte vor sich hin, drehte sich auf den Bauch und schnappte sich das Papierknäuel, das neben seinem Bett lag.
    »Was ist das?«
    Das durfte sie auf keinen Fall lesen. Ares sprang auf, aber Helena war auf einmal erstaunlich wach und wendig.
    Sie federte hoch, stand auf dem Bett, hielt den Zettel weit nach oben und las ihn laut vor. Ares stöhnte und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen. Am besten tat er jetzt so, als wäre ihm das alles egal.
    » Brutale Sonne, Morgenlicht,
    die mir in die Augen sticht,
    Duschen, essen einerlei,
    ich hasse dich,
    es ist vorbei,
    vorbei, vorbei!
    Routine im Sitzen, Pausenhof,
    jeder denkt, ich bin der Doof,
    Fades Essen, Mittagsbrei
    Ich hasse euch,
    es ist vorbei,
    vorbei, vorbei! «
    Sie grinste. »Oh, mein Gott, Ares! Ist das ein Song-Text? Der ist ja so schlecht. Und was ist vorbei?«
    Jetzt einfach cool sein .
    »Siehst du nicht, dass es durchgestrichen ist? Durchgestrichen heißt: verworfen, aus, vorbei.« Er sprang doch auf. »Gib her.«
    Aber natürlich gab sie den Zettel nicht her. So war das also. Er baute sie auf, nur damit sie ihn quälen konnte. Wieso konnte sie überhaupt seine Schrift entziffern?
    Helena klimperte unschuldig mit den Wimpern. »Aber das hier ist nicht durchgestrichen.
    Dunkelheit, schon Mitternacht ...?
    gestern haben wir uns verkracht.
    Wilde, wüste Träumerei,
    ich hasse mich,
    ist es vorbei?
    Ich liebe dich.
    Lass mich frei.
    Refrain?
    Rührei, Rührei .«
    Sie lachte. »Refrain: Rührei ?«
    »Das ist nur ein Lückenfüller.«
    »Aha«, sagte Helena und studierte den Zettel kritisch. »Also, die zweite Strophe ist gar nicht mal so übel. Ohne Rührei natürlich.«
    Ares streckte seine Hand aus. Das musste ein Ende haben. »Okay und jetzt gib her.«
    Sie stieg vom Bett und strich ganz gelassen den Zettel glatt.
    »Ich meine es ehrlich. Ist der für eure Band?«
    »Weiß nicht.«
    »Habt ihr schon einen Namen?«
    Ares schwieg.
    »Hej, sorry.« Sie faltete beide Hände. »Tut-mir-leid! Ehrlich.«
    Ares schwieg weiter, setzte sich auf seinen Schreibtischstuhl und schwang wieder hin und her. Er würde nie wieder für sie lügen. Ende aus. Sollte sie doch sehen, wie sie dann klar kam.
    Helena spürte, dass sie zu weit gegangen war.
    »Hej!« Sie legte den glatt gestrichenen Zettel behutsam auf seinen Schreibtisch. »Okay, das war mies. Aber ich habe eine Wiedergutmachung für dich.«
    »Ach ja?«, sagte Ares und dachte, wenn das wieder eine ihrer Bestechungsangebote war, dann

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