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Junimond (German Edition)

Junimond (German Edition)

Titel: Junimond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Bongard
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klar.«
    »Ja, aber du wirkst so ... deprimiert.«
    Nick lächelte schwach.
    Olivia hatte das Gefühl, etwas falsch gemacht und Nick enttäuscht zu haben, ohne dass sie wusste, was sie hätte besser machen können. Sie hockte sich vor ihn hin, nahm seine Hände in ihre und sah ihm tief in seine graublauen Augen. Nick war der standhafte Fels ihrer Gruppe. Ohne ihn würden sie nur reden und am Ende lauter Filmaufnahmen haben, aber keinen Film. Ihren letzten Film hatte er alleine in einer Nachtschicht an Ares Computer geschnitten, während Ares geschlafen und sie ihre Fußnägel lackiert hatte.
    Verstand Nick, wie wichtig er war?
    »Nee, weiß nicht, ich bin nur ... müde«, sagte Nick und zog sanft seine Hände aus ihren.
    Sie sah zu Stella und Ares, die vollkommen vertieft durch einen der Bildbände blätterten.
    »Goebbels hat sich total in das Filmgeschäft hier in Babelsberg eingemischt?«, sagte Stella.
    »Dieser NS-Propaganda-Minister?«, fragte Nick ungläubig.
    Er stand auf und sah in das Buch.
    »Ist er das?«
    Stella nickte. »Die haben ihn den Bock von Babelsberg genannt. Der hat wohl immer versucht, die Schauspielerinnen rumzukriegen.«
    Nick schüttelte ungläubig den Kopf. »Das Bild kenn ich.«
    »Na ja, Bilder von Goebbels gibt es viele.«
    »Aber das hängt bei Frau Dohm in der Wohnung!«
    »Ach, du Scheiße«, sagte Ares und klappte den Bildband zu.

28
    Sie picknickten zusammen auf dem Bett, da es keine andere Sitzgelegenheit im Zimmer gab. Stella trank Chai-Tee, Nick und sie Kaffee und für Ares hatte sie noch eine Cola geholt. Oder besser: holen lassen.
    »Also, wir haben eine Kamera von der Schule. Willst du die nehmen, Stella?«
    Stella hielt den Teebecher mit beiden Händen, wie um sich die Finger zu wärmen, dabei war es eher zu warm im Zimmer.
    »Und ihr?«
    Olivia räusperte sich. Sie sahen sich an, es entstand eine kleine peinliche Pause, bis Stella begriff.
    »Verstehe, ihr habt eure eigenen.«
    Olivia nickte. »Wir haben es bis jetzt immer so gemacht, dass jeder für bestimmte Aufnahmen zuständig ist und die dreht.«
    »Einverstanden«, sagte Stella und besah sich die kleine Digitalkamera.
    »Ich kann dir erklären, wie die funktioniert«, sagte Nick und zeigte ihr ein paar der Sonderfunktionen.
    »Wie geht es deiner Mutter eigentlich, ist sie operiert?«, fragte er höflich.
    »Ja, heute Morgen war ich da. Sie muss noch eine Weile im Krankenhaus bleiben.«
    »Aha«, sagte Olivia. »Und du bist jetzt ganz allein in dem Haus?«
    »Ja, abgesehen von den Holzwürmern und dem Schimmelpilz.«
    Olivia dachte daran, dass sie auch oft allein war. Hier, in diesem riesigen Haus. Meist fühlte sie sich einsam. Und dann kam ihr eine Idee. Verrückt, aber auch aufregend.
    »Wir haben doch jetzt Ferien ...«, sagte sie und sah Stella auffordernd an. Sah denn keiner, was sie sah? Ares spielte versunken mit seiner Cola-Flasche. Und Nick dachte anscheinend immer noch über dieses Foto bei Frau Dohm nach.
    »Bist du dort nicht allein?«
    Stella sah auf. Und begriff. Endlich. Aus ihrem fassungslosen Gesicht las Olivia allerdings auch den Unglauben heraus, eine solche Umgebung gegen ein verrottetes Haus einzutauschen.
    »Was meinst du?«, fragte nun auch Ares interessiert.
    Olivia atmete tief ein und sagte es dann einfach. »Ich meine, wenn Stella Lust hat, könnten wir für die Zeit der Dreharbeiten bei ihr einziehen und zusammen wohnen.«
    Stille.
    Olivia hatte das Gefühl, die Gedanken der anderen hören zu können, ein Knacken und Ruckeln. Sahen die anderen denn nicht, wie cool das alles werden könnte?
    »Du müsstest aber deinen Tee selber kochen«, sagte Stella trocken.
    Die Jungs wechselten einen kurzen Blick.
    »Gute Idee«, sagte Ares betont entspannt.
    »Finde ich auch«, stimmte Nick zu.
    Stella lächelte skeptisch. »Ich gebe euch drei Tage, dann ergreift ihr die Flucht.«
    »Top, die Wette gilt!«, sagte Nick und grinste.

Teil Zwei
    Kindergarten. Außen. Tag.
    Eine Gruppe von sechs Kindern, darunter NICK, ARES und OLIVIA, versammelte sich neben der Buddelkiste im Garten. NICK und ARES stehen nebeneinander mit einem sandigen Regenwurm in der Hand, OLIVIA vor ihnen, die anderen beobachten die Szene.
     
    OLIVIA:
    Wer sich traut, den Regenwurm zu essen,
    bekommt einen Kuss.
    Die Zuschauer, zwei Jungen und ein Mädchen, sehen NICK und ARES neugierig an. NICK starrt angeekelt, aber entschlossen auf seinen Regenwurm. ARES sieht zweifelnd zu NICK. NICK betrachtet OLIVIA, die mit verschränkten

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