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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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neuralen Verbindung mit der Sonde sein nüchternes Urteil überwältigte.«
    »Oder ihr Urteil«, sagte Karlstad mit einer Kopfbewegung zu Krebs, die noch immer im Brückenraum weilte, vertieft in ihre Diskussion mit Dr. Wo.
    *
    In der Katakombe gab es nicht die geringste Zurückgezogenheit, bestand sie doch nur aus einem kahlen, engen Gemeinschaftsabteil, in dem sie zu viert kaum zusammen Platz fanden. Ihre Kojen, die aufeinander gestapelten Särgen ähnelten, nahmen eine Seite davon ein, die Luke zum Brückenraum die andere.
    »Ich muss mich umziehen«, sagte O’Hara und begann ihren Turnanzug auszuziehen.
    Grant konnte nicht umhin, sie anzustarren. Karlstad grinste wölfisch und fragte: »Brauchen Sie Hilfe, Lane?«
    »Werden Sie endlich erwachsen!«
    Er zuckte die Achseln und begann seinen eigenen Turnanzug abzuschälen.
    »Ja, wir sollten saubere Sachen anziehen«, meinte Muzorawa.
    Grant war überrascht, dass er beim Anblick von O’Haras nacktem Körper keine körperliche Erregung fühlte. Trotzdem bekam er Herzklopfen, und sein Atem ging schneller. Sie war schlank, mit kleinen Brüsten und schmalen Hüften, dazu völlig haarlos, aber trotzdem war dies eine nackte Frau mit glatter, cremiger Haut und schönen grüngrauen Augen, die weniger als eine Armeslänge vor ihm stand. Vor allem fühlte er sich in Verlegenheit gebracht, besonders als auch Zeb und Egon ihre Turnanzüge auszogen. Keiner von beiden zeigte Zeichen von Erregung.
    Wortlos kroch er in seine Koje, zog das Rollo herunter und wand sich aus seinem Turnanzug. Die frischen Kleider waren in einem Spind draußen im Gemeinschaftsraum, ebenso die Waschmaschine für die alten. Er beschloss zu warten, bis die anderen in ihren Kojen lagen und schliefen, bevor er sich wieder hinauswagte.
    Er schalt sich albern und prüde. Es war nichts Sündhaftes an dem, was hier geschah. Außerdem war sein eigener Geschlechtstrieb durch den chirurgischen Eingriff praktisch eliminiert worden. Lanes Anblick war wie das Betrachten eines Aktgemäldes.
    Ja, sagte seine innere Stimme, aber es hat dir Spaß gemacht, sie anzusehen. Das wichtigste Geschlechtsorgan des menschlichen Körpers ist das Gehirn, und dir hat es Vergnügen bereitet, ihren nackten Körper zu sehen. Das ist sündhaft.
    Er hörte, wie O’Hara in die benachbarte Koje schlüpfte; zwischen ihnen war nichts als eine dünne Trennwand aus Kunststoff. Er stellte sich vor, wie sie sich nackt in der Koje ausstreckte. Dann kniff er die Augen zu und versuchte das Bild aus seiner Vorstellung zu vertreiben.
    »Was halten Sie von ihr?«, flüsterte Karlstads Stimme vor seiner Koje.
    »Von Krebs?«, fragte Muzorawas tiefere Stimme zurück.
    »Richtig.«
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Glauben Sie, dass sie jemals schlafen wird?«
    »Selbstverständlich. Sie nimmt ihre Verantwortung sehr ernst.«
    Grant erinnerte sich seines früheren Gesprächs mit Zeb, als er die Möglichkeit erwähnt hatte, dass Krebs eine selbstmörderische Zelotin sein könnte.
    Karlstad fragte: »Haben Sie bemerkt, wie sie Ihnen diesen starren Fischblick zuwarf? Als ob sie nicht wüsste, mit wem sie es zu tun hat.«
    »Ja, es ist seltsam«,räumte Muzorawa ein.
    »Mir ist das nicht geheuer.«
    »Solange sie ihre Arbeit richtig macht, haben wir keinen Grund, uns zu beklagen.«
    »Sie vielleicht nicht«, erwiderte Karlstad, noch immer im Flüsterton, »aber mir gefällt es nicht. Nicht im Geringsten. Sie ist unheimlich. Ich halte sie für verrückt.«
    Muzorawa schwieg mehrere Sekunden lang. Schließlich seufzte er und sagte: »Nehmen Sie eine Mütze voll Schlaf. In ungefähr fünf Stunden werden wir alle unsere Energie brauchen.«
    *
    »Verbindungen einschalten«, befahl Krebs.
    Grant betätigte den Schalter, der die faseroptischen Verbindungen zu den implantierten Biochips seiner Beine aktivierte. Er schloss die Augen, als er die summende Energie des Fusionsgenerators in sich vibrieren fühlte. Sie wärmte ihn, erfüllte ihn mit Empfindungen, die er vor der Verbindung niemals gefühlt hatte. Er hatte einen flammenden, von Menschenhand gemachten Stern in sich. Die Elektrizität, die dieser Stern erzeugte, durchpulste ihn, die Verdrahtung der Tauchsonde war sein eigenes Nervensystem, die Leitungen seine Arterien und Adern.
    Er fühlte die Vibrationen der Pumpen, die den Kreislauf der Perfluorcarbon-Flüssigkeit im bewohnten Teil der Tauchsonde besorgten. Jedes Licht und jede Kontrollleuchte auf den Konsolen der Brücke war wie eine Verlängerung seiner

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