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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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Plasmatriebwerken auf volle Kraft zu gehen, alle Einschränkungen beiseite zu stoßen und nur aus reiner Freude an der Macht blindlings davonzujagen. Ja, so war es gewesen. Und wenn er es getan hätte, wären sie alle umgekommen.
    Noch immer zitterte er, aber nun hatte es mit dem Verstehen der enormen Gefahren zu tun, die in seinem Geist wohnten, in seiner Seele. Es war der uralte Krieg, erkannte er, das niemals endende Ringen zwischen Vergnügen und Verantwortung, zwischen Gut und Böse. Diese kleine Tauchsonde war nur ein neues Gefechtsfeld in jenem immerwährenden Krieg. So lange die Menschheit bestand, ging dieser Krieg weiter.
    Aber einen Augenblick lang war Grant mehr als ein Mensch gewesen. Und in gewisser Weise war er es noch immer. Noch immer fühlte er die pulsierende Energie des Generators und der Plasmatriebwerke, sie waren noch immer ein Teil von ihm.
    Oder er ein Teil von ihnen.
    Macht erfordert Verantwortung, sagte er sich. Extreme Macht erfordert extreme Vorsicht.

V IERTER T EIL
    Warum stehst Du so ferne, Herr, entziehst dich in der Zeit der Not? …
    Psalm 10
1. IN DEN WOLKEN
    »Abschalten«, befahl Krebs.
    Grant verharrte ungewiss in der dickflüssigen Atmosphäre des Brückenraumes, die Füße in den Bodenschlaufen verankert, die Arme in Brusthöhe treibend, und kämpfte gegen die Versuchungen der Macht.
    »Abschalten!«, wiederholte Krebs. »Jetzt!«
    Der Flugplan sah vor, dass sie Jupiter wenigstens zweimal umkreisen sollten, lange genug, um sicherzugehen, dass alle Bordsysteme einwandfrei funktionierten. Dann erst würde Krebs den Befehl zum Eintauchen in die Atmosphäre geben.
    Grant schaltete die Verbindung mit dem ganzen Widerwillen eines Süchtigen ab, der sich von seinen Drogen zurückziehen muss. Er war wieder allein, separat, nicht mehr als ein Klumpen Protoplasma in einer fleischigen Hülle.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte Muzorawa, als er die Füße aus den Bodenschlaufen zog und sanft in der Flüssigkeit schaukelte.
    »Ein wenig wacklig«, gab Grant zu.
    Karlstad schwamm zu ihnen. »Ich sehe nicht, warum wir um den verdammten Planeten kreisen müssen. Warum bleiben wir nicht verbunden und machen weiter?«
    »Sie müssen ausruhen«, antwortete Krebs. »Essen, entspannen. Schlafen. Es ist nicht gut, zu lange mit der Sonde verbunden zu bleiben.«
    O’Hara, die noch an ihrer Kommunikationskonsole stand, sagte: »Kapitän, Dr. Wo möchte Sie auf dem privaten Kanal sprechen.«
    Krebs nickte und zog Kopfhörer über ihren kahlen Schädel.
    »Wann schläft sie?«, flüsterte Karlstad.
    Muzorawa nickte. »Ich glaube nicht, dass sie die Kontakte gezogen hat, seit wir uns zuerst anschlossen.«
    Grant zuckte die Achseln und schwamm zum Nahrungsspender. Er fühlte sich nervös, müde aber aufgeputscht. Vielleicht war ein kurzer Schlummer das, was er brauchte.
    Es war ihm noch immer unangenehm, den Schlauch in die Ventilfassung in seinem Hals zu stecken, aber er zwang sich dazu. Als der Zähler im Metallgesicht des Nahrungsspenders die Sättigungsmarke erreichte und der Strom intravenöser Flüssigkeit versiegte, zog er den Schlauch mit einer schaudernden Grimasse heraus.
    »Was ist los, schmeckt es nicht köstlich?«, spottete Karlstad.
    Grant steuerte seine Koje an, ohne zu antworten. Die drei anderen blieben um den Nahrungsspender versammelt.
    Obwohl er wusste, dass er in ein paar Stunden wach und einsatzbereit sein musste, konnte Grant nicht schlafen. Er musste weiter an den Kitzel der Macht denken, den er in der Verbindung mit der Tauchsonde verspürt hatte. Die Frage war, ob es im weiteren Verlauf durch Gewöhnung leichter sein würde, oder womöglich noch verführerischer, noch verderblicher. Er betete um Gottes Hilfe, dass er ihnen die Kraft gebe, der Versuchung zu widerstehen.
    Dann dachte er daran, eine Botschaft für Marjorie aufzusetzen, obwohl er nicht imstande sein würde, sie vor ihrer Rückkehr von dieser Mission abzuschicken. Wenn sie zurückkehrten, sagte er sich. Dann hörte er die drei anderen in die Katakombe kommen und leise miteinander murmeln und schließlich in ihre Kojen schlüpfen.
    Grant ließ ihnen genug Zeit zum Einschlafen, dann kroch er so leise er konnte aus seiner Koje, streifte schnell den Turnanzug ab und zog einen frischen aus dem Spind. Hellwach, da er wusste, dass er nicht würde schlafen könne, öffnete er die Luke und trieb in den Brückenraum.
    Krebs schlief nahe der Decke in der leichten Strömung treibend und von ihr bewegt. Ihre Augen waren

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