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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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Furcht, die zurückgedrängt worden war, solange er mit den anderen auf der Brücke Dienst getan hatte, drängte sich wieder an die Oberfläche seines Bewusstseins. Seine Brust hob und senkte sich mühsam atmend, seine schmerzenden Beine zuckten mit dem kaum unterdrückten Drang zu rennen, zu fliehen, einen sicheren Ort zu finden, eine Zuflucht, wo er sich verstecken und wirkliche Luft atmen und die Sonnenwärme im Gesicht fühlen konnte.
    Er öffnete die Augen, und sogar in der Dunkelheit seiner abgeschirmten Koje sah er, dass er in einem metallenen Fach lag, wie es im Leichenschauhaus zur Aufbewahrung der Toten verwendet wurde, einem Sarg, der ihn mit seiner Enge von allen Seiten bedrängte. Und außerhalb dieser Krypta, jenseits ihrer Metallschalen herrschte ein ungeheurer, unermesslicher Druck, der unerbittlich bestrebt war, die Tauchsonde und ihn zu zermalmen.
    Grants Herz flatterte in der Brust wie ein gefangener Vogel; er glaubte jeden Nerv in seinem Körper zu fühlen, der ihm sagte, er müsse fliehen, hinaus aus dieser Todesfalle.
    Er versuchte zu beten. Er versuchte in seiner Vorstellung ein Bild von Marjorie zu beschwören, Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit, an jene kurzen Augenblicke, als sie die Wärme ihrer Körper gefühlt hatten, auf einer Welt, wo der Himmel blau war, wo es Bäume und Gras und singende Vögel gab.
    Nichts half. Er war in diesem Metallsarg gefangen, atmete einen grässlichen fremdartigen Schleim, eine Milliarde Kilometer von daheim, von Marjorie, seinen Eltern, von der Sicherheit. Selbst Gott hatte ihn vergessen. Er war allein und verlassen.
    Dennoch musste er eingeschlafen sein, denn er fand sich umringt von Ungeheuern, unbestimmten dunklen Gestalten, die knurrten und grollten und ihn in einer Welt von Schatten und Bedrohungen verfolgten. Eine davon ähnelte einem Gorilla, nur war sie viel größer und ragte über ihm auf wie ein Berg. Ihr tiefes, bedrohliches Grollen vibrierte in Grants Schädel.
    Er riss die Augen auf. Das grollende Geräusch war der Wecker, dessen normales Signal in der Flüssigkeit seltsam verfremdet klang. Die Schlafenszeit war um. Zeit, an die Arbeit zurückzukehren.
    Grant glitt aus der Koje; es gab keinen Platz, wo er stehen konnte, außer in dem schmalen Gemeinschaftsbereich außerhalb der Kojen. Seine Füßelösten sich bei jeder Bewegung vom Boden. Er fand, dass es keinen Sinn hatte, den Turnanzug zu wechseln oder zur Toilette zu gehen; das vorverdaute Zeug, das sie ihm in die Adern pumpten, erzeugte praktisch keinen Abfall.
    Mit einem Gefühl wie eine der verdammten Seelen in Dantes Hölle schwamm Grant durch die Luke zurück in den Brückenraum.
    Krebs war noch dort und schwebte über Karlstad und O’Hara, die an ihren Konsolen standen und ihm den Rücken zukehrten. Sie starrte Grant finster an, als hätte er etwas Unrechtes getan. Dann erkannte er, dass sie an ihm vorbei sah. Er wandte den Kopf und sah Zeb durch die Luke kommen.
    Krebs starrte die beiden an, als fiele es ihr schwer, sie wiederzuerkennen. Ihr Blick ging von Muzorawas Gesicht zu Grant und wieder zurück.
    »Wir melden uns zurück zum Dienst«, sagte Muzorawa.
    »Ah. Dr. Muzorawa«, erwiderte Krebs, als sähe sie ihn zum ersten Mal. »Und Mr. Archer.«
    »Ja, Madam«, sagte Grant.
    Krebs trieb rückwärts und machte ihnen Platz, und Grant nahm seinen Posten zwischen Lane und Zeb ein. Dann sagte sie im Befehlston: »Nun werden wir uns alle mit den Bordsystemen verbinden.«
    O’Hara wandte sich von ihrer Konsole ab und nickte lächelnd. Karlstad sah aus – Grant konnte seine Miene nicht deuten. Anscheinend bemühte er sich, ein gleichmütiges Gesicht zu machen, wie ein kleiner Junge, der so tut, als wisse er nicht, dass er gleich mit Weihnachtsgeschenken überschüttet wird.
    Muzorawa sagte: »Bereit für die Verbindung.«
    »Fangen Sie an«, sagte sie.
    Grant tat es den drei anderen nach: er öffnete das schmale Fach, das in die Vorderseite seiner Konsole eingesetzt war. Ein Satz haarfeiner faseroptischer Drähte kam aus der schmalen Öffnung und trieb träge in der Perfluorcarbonflüssigkeit wie das wehende Haar einer mörderischen Medusa. Das Ende jedes Drahts war farbcodiert und passte zu den Farbmarkierungen an den Elektroden in Grants Beinen.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er die anderen und fummelte mit den höllisch dünnen Fasern. Seine Finger schienen zu dick und ungeschickt, um mit ihnen umzugehen. Die anderen waren fertig, bevor er ein Bein angeschlossen hatte.

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