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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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kleinen Steuerdüsen zu schwach, um die Sonde aus der absinkenden Spirale zu drücken.
    »Wir sind erledigt«, sagte Grant. Er konnte die Worte nicht hören. Auch Karlstad, einen Meter neben ihm, der in diesem Augenblick die beiden Datenkapseln abschoss, konnte sie nicht hören.
19. LEVIATHAN
    Leviathan sah, dass der Fremdling versuchte, zu ihnen zu sprechen. Seine Sprache war eigentümlich: ein gleichmäßiges Licht und eins, das in unregelmäßigem Rhythmus blinkte. Was konnte es bedeuten?
    Leviathan ging tiefer und beobachtete, wie der Fremdling in langsamen Spiralen abwärts zum heißen Abgrund sank. Mehrere der Sippe kreisten in der Nähe, beobachteten, riefen ihn an, versuchten seine rätselhaften Signale zu imitieren.
    Er ist verletzt, blinkte Leviathan der Sippe zu.
    »Ja, es scheint so«, stimmte einer der Alten zu. »Er kocht das Wasser nicht mehr.«
    Trotzdem beschränkten sie sich auf die Beobachtung. Das Absinken in den heißen Abgrund wird ihn töten, dachte Leviathan. Er kam von der Kälte oben, muss so sehr verletzt sein, dass er sich nicht helfen kann.
    Er wird sterben, blinkte er den Alten zu.
    Die Alten schwammen geduldig um den verwundeten Leviathan und antworteten alle gleichzeitig: Vielleicht beginnt er zu knospen.
    Er ist zu klein, um zu knospen, blinkte Leviathan.
    Wie kannst du das wissen? Dieses fremde Wesen wird seine eigenen Gewohnheiten haben.
    Wir können nicht zulassen, dass der Fremdling stirbt, ohne ihm zu helfen, blinkte Leviathan.
    Helfen? Wie?
    Ihm helfen, zum oberen Abgrund hinaufzugehen, woher er gekommen ist.
    Was würde das Gutes bewirken?
    Das ist seine Heimat. Selbst wenn er sterben muss, können wir ihm helfen, im Bereich seines Ursprungs zu sterben.
    Die Alten wurden dunkel und dachten nach. Es fiel ihnen schwer, neue Ideen anzunehmen.
    Leviathan entschied, dass er nicht warten würde, bis sie es sich überlegt hätten.
20. ERL Ö SUNG
    Grant war, als steckte sein ganzer Körper in einem Schraubstock, der ihn unerbittlich zerquetschte. Undeutlich erinnerte er sich, gelesen zu haben, dass die Puritaner in Massachusetts während der Hexereihysterie in Salem einen Mann mit schweren Steinen zerquetscht hatten.
    Er fing an zu beten, aber der Gedanke, der ihn beherrschte, war: Ich will nicht sterben. O Gott, lass mich nicht sterben. Nicht hier, in dieser dunklen, fernen See. Hilf mir, Herr! Hilf mir!
    Karlstad hielt sich neben ihm an seiner Konsole fest und starrte geistesabwesend in irgendein inneres Universum, das seine Seele füllte. Sein Körper war gekrümmt, als wollte er eine schwerelose Fötuslage einnehmen. Er hat aufgegeben, dachte Grant. Er weiß, dass es aus mit uns ist.
    Trotzdem gingen seine Finger über die Tastatur, versuchten das sinkende Tauchboot unter Kontrolle zu halten, suchten Verbindungen zu den Unterstützungssystemen, um sie in Gang zu setzen.
    Hilf mir, Gott!, bat er. Sag mir nicht, das dieser Ozean jenseits Deines Reiches ist. Gott des Universums, hilf mir!
    Die Tauchsonde erbebte.
    Grant sah instinktiv auf, wandte sich zu Karlstad. Auch der regte sich, blinzelte.
    Die Brücke schien sich zu neigen, dann richtete sie sich auf. Grant schwebte frei von seiner einen intakten Bodenschlaufe, dann berührten seine Füße wieder das Deck.
    Er schloss die Augen und versuchte durch die wenigen noch intakten Sensoren hinauszusehen. Nichts. Nur ein fleckiges Grau. Das Schiff zitterte wieder, schwankte. Eines der glimmenden roten Lichter auf Grants Konsole wurde plötzlich bernsteingelb, dann grün.
    Als er durch die Bordsensoren spähte, erkannte Grant, dass er eine immense Strecke von einem Jovianer sah, so nahe, dass sie die Tauchsonde berührte und sanft anstieß, wie ein Elefant, der auf seinem Rücken vorsichtig einen Kinderwagen balanciert.
    Er konnte kaum atmen. Ein Blick auf seine ramponierte Konsole zeigte ihm, dass das grüne Licht die Lageanzeige war. Die Zheng He sank nicht länger kieloben in Spiralen abwärts.
    Er schüttelte Karlstad bei der Schulter, dann tippte er: SENSOREN.
    Egon leckte sich trotz ihrer flüssigen Umgebung reflexhaft die Lippen, dann zapfte er die Sensoren an.
    Grant schloss die Augen und sah, dass die Tauchsonde auf dem gigantischen Rücken eines der Wale ruhte. Nein, nicht bloß irgendeines von ihnen; es war der Jovianer, der von den Haien angegriffen worden war. Grant konnte breite Stellen rohen Fleisches sehen, wo die Haie ihm die dicke Panzerhaut abgerissen hatten.
    WIR STEIGEN?, fragte Karlstad.
    JAA! Grants Herz hämmerte

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