Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
Vom Netzwerk:
seiner eigenen Erklärung zu hören, während die beschädigte Tauchsonde vibrierend, klappernd und kreischend auf ihrer Abgasfahne aus sternheißem Plasma zu den dahinjagenden Wolken und Strahlströmen der Jupiteratmosphäre hochstieg. Karlstad stand an seiner Konsole, verbunden mit den restlichen intakten Bordsystemen, unfähig, etwas von Grants langer Rede zu hören.
    Endlich war er fertig. Zheng He stieg jetzt durch klare Atmosphäre. In weiter Ferne konnte Grant eine Gruppe ballonartiger Medusen langsam durch die Luft treiben sehen.
    Er tippte: KAPSELSENDER AUF BREITEST MÖGLICHEN FREQUENZBEREICH EINSTELLEN – VOLLES SPEKTRUM.
    Karlstad sah ihn erstaunt an. NICHT NÖTIG.
    WICHTIG. TUN SIE ES, BEHARRTE GRANT.
    Karlstad zuckte die Achseln und folgte der Aufforderung.
    KAPSELN BEREIT, tippte er nach einer Weile.
    BEIDE KAPSELN ABSCHIESSEN.
    ERLEDIGT.
    Die Triebwerke waren inzwischen dem Versagen nahe. Grant fühlte es als Schmerz, der über beide Schultern und den Rücken abwärts brannte. Die Unterseite der Wolkendecke rückte näher und näher. Die graphische Darstellung auf seinem einzigen funktionstüchtigen Bildschirm zeigte, dass sie beinahe Orbitalgeschwindigkeit erreicht hatten und weitgehend der vorgezeichneten grünen Kurve folgten, aber wenn die Triebwerke versagten, so lange sie unter den Wolken oder auch in ihnen waren, würden atmosphärischer Druck und Schwerkraft sie zu einem endgültigen feurigen Absturz in den Ozean zwingen.
    Blitze zuckten durch die Wolken über ihnen. Durch die Bordmikrofone konnte Grant das Poltern von Donner hören. Das Gehörzentrum in seinem Gehirn musste noch funktionieren; offenbar waren es nur die Ohren, die geschädigt waren.
    Sie erreichten die Zone der Stürme, und sofort begann der Wind die Sonde anzufallen. Grant beobachtete den winzigen roten Punkt auf seiner langsamen Wanderung entlang der grünen Kurve. Beinahe dort. Viel fehlt nicht mehr.
    Schon waren sie in den Wolken. Orkanböen schüttelten und stießen die Sonde herum. Der von den Triebwerken auf sein Nervensystem übertragene Schmerz trieb ihm Tränen in die Augen.
    Alles wurde dunkel. Für einen Moment dachte Grant, die Lichter seien wieder ausgegangen, dann aber erkannte er, dass er vor Schmerzen nicht klar denken konnte. Draußen war alles schwarz, sie waren in den dichten Wolken. Nur durchhalten, befahl er sich. Nur noch ein paar Minuten. Nicht nachlassen.
    Er konnte es nicht hören, wusste aber, dass er schrie; sein Schädel vibrierte davon. Die Triebwerke drohten zusammenzubrechen, ganze Stücke der verbeulten Schubrohre wurden weggerissen und flogen davon. Die supraleitenden Spulen explodierten und entließen ihre angestaute Energie in einer Druckwelle, die eine breite Schneise in die äußere Hülle der Sonde riss. Für Grant war es, als würde ihm bei lebendigem Leib die Haut abgezogen und das Fleisch darunter von den Krallen eines bösartigen Raubtiers aufgerissen.
    Er presste die Augen zu. Der Schmerz verschwand, doch seine Erinnerung hallte brutal bis in die feinsten Nervenenden wider. Jeder Muskel in Grants Körper war wund, steif, zerschunden.
    Er war nahe daran, das Bewusstsein zu verlieren. Mit geschlossenen Augen sah er winzige helle Lichtpunkte von Sternen über die Dunkelheit verstreut.
    Etwas, jemand schüttelte ihn. Als er die Augen öffnete, sah er, dass es Karlstad war, der hysterisch lachte, obwohl Grant nichts hören konnte.
    Karlstad gestikulierte und zeigte zu einem der kleinen Bildschirme der unbesetzten Konsole rechts neben Grant. Dort war die gleiche Ansicht zu sehen, die Grant mit geschlossenen Augen gesehen hatte: die Ansicht, die von den Bordsensoren aufgefangen wurde.
    Die Sterne.
    Die stille schwarze Unendlichkeit des Raums. Auf einer Seite die Krümmung eines gefleckten orangeroten Mondes. Io, bemerkte Grant. Und dann glitt die massive Flanke des mächtigen Jupiters in Sicht, vielfarbige Wolkenstreifen jagten weit unter ihnen dahin.
    »Wir haben es geschafft!«, sagte Karlstad mit Lippenbewegungen.
    Grant schloss die Augen und sah die gleiche Aussicht, die der Bildschirm zeigte, nur klarer, in schärferen Einzelheiten. Wir haben es geschafft, erkannte er. Wir sind in einer Umlaufbahn.

F Ü NFTER T EIL
    Sie, die den wahren Gott mit der L ü ge tauschten und den Gesch ö pfen Ehre und Anbetung erwiesen anstatt dem Sch ö pfer …
    Paulus, Römer, 1:25
1. VERGELTUNG
    Als Grant aus tiefem, traumlosem Schlaf erwachte, hörte er das
    Summen medizinischer Monitore.
    Sein erster

Weitere Kostenlose Bücher