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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bova Ben
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mit ihnen, sprach mit ihnen. Wann immer er sie sah, versuchte Grant in die andere Richtung zu fliehen, aber es war unmöglich, alle Kontakte zu vermeiden. Sie schien munter und freundlich, als sei nichts geschehen. Was das anging, so verhielt sich Karlstad ähnlich, wenn Grant ihn sah – gewöhnlich aus der Entfernung in der Cafeteria oder im Hauptkorridor.
    Eines Nachts, als er nicht schlafen konnte, nachdem er Marjories zwei letzte Videobotschaften gesehen und stundenlang, wie ihm schien, im Buch Hiob gelesen hatte, zog Grant eine Hose an, stopfte sein Hemd in den Gürtel und tappte barfuß hinaus zur leeren, dunklen Cafeteria.
    Er trat an den Getränkeautomaten und wählte einen Becher mit heißem Kakao. Die Maschine schien jetzt länger zu brauchen als während der geschäftigen Tagesstunden.
    »Schlafstörungen, hm?«
    Grant wandte sich erschrocken um und sah Red Devlin neben sich stehen. Sein borstiges Haar und der Schnurrbart leuchteten sogar in den Schatten der nur von der Nachtbeleuchtung schwach erhellten Cafeteria. Seine weiße Jacke hing ihm schlaff und verschwitzt von den Schultern, aufgeknöpft von oben bis unten, darunter trug er ein olivfarbenes Unterhemd.
    »Sie sind auch noch hübsch spät auf den Beinen«, erwiderte Grant.
    »Es ist ein Haufen Arbeit, diesen Laden zu betreiben.«
    »Das glaube ich Ihnen gern.« Endlich piepte der Automat, Grant hob den Schutzdeckel aus Plastik und griff nach dem Becher mit dampfendem Kakao.
    »Brauchen Sie was zum Hineintun?«, fragte Devlin.
    Grant schüttelte den Kopf. »Er ist schon süß genug, für meinen Geschmack.«
    »Ich meinte was Stärkeres.«
    Grant sah ihn verdutzt an.
    »Ich weiß, Sie sind ein ehrlicher Mensch und so weiter«, sagte Devlin, »aber man kann nicht ganz ohne eine Anregung hin und wieder sein, nicht?«
    »Ich trinke nicht«, sagte Grant.
    Devlin klopfte ihm auf die Schulter. »Ich weiß. Und Sie nehmen nicht mal Schlaftabletten, wie?«
    »Ich hab nie welche gebraucht.«
    »Bis jetzt, was?«
    »Ich möchte keine. Danke.«
    »Vielleicht etwas Unterhaltung?«
    »Unterhaltung?«
    »VR, Sie wissen schon. Ich könnte Ihnen da sehr gutes Zeug besorgen. Fast wie das echte Ding. Macht einen neuen Mann aus Ihnen.«
    »Nein danke.«
    »Nun warten Sie, spielen Sie nicht gleich den Beleidigten. Sie sind verheiratet, nicht wahr?«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Ich kann eine VR-Simulation für Sie machen, ganz speziell. Geben Sie mir einfach ein paar Videos von Ihrer Frau, und ich werde eine Simulation zusammenbasteln, die genauso sein wird als ob sie bei Ihnen wäre, beinahe.«
    Grant sperrte den Mund auf.
    »Ganz sicher, das kann ich machen«, sagte Devlin, der Grants schockiertes Schweigen missdeutete. »Hab’s auch für Egon gemacht, wissen Sie. Hab ihn mit Laynie versorgt… in virtueller Realität.«
    Lieber Gott im Himmel, dachte Grant. Also waren Egons Phantasien über Lane O’Hara nicht bloß Wunschvorstellungen. Er hat sich ein VR-Video mit ihr darin zusammenbasteln lassen. Vielleicht mehr als eines.
    »Wie wär’s, Grant?«, fragte Devlin. Aber Grant dachte an etwas anderes. Wenn Lane davon wüsste, würde sie alle beide umbringen.
    »Na, was ist?«
    »Nein danke«, sagte Grant mit fester Stimme. »Nichts für mich.«
    Er wandte sich ab und ging davon. Heißer Kakao aus dem Becher schwappte über seine Finger. Niemals würde er diesen Kerl mit seinen schmutzigen Pfoten an Videos von Marjorie heranlassen, sagte er sich. Niemals.
    *
    Tage später war Grant im biochemischen Labor und überprüfte die feinen Glasgegenstände, die er aus der Spülmaschine nahm, um sich zu vergewissern, dass nichts zerbrochen oder angeschlagen war. Die Reagenzgläser und Retorten waren noch warm. Er hatte überlegt, dass es viel effizienter sein würde, wenn man die Laborgläser aus unzerbrechlichem Glas machen würde, überlegte dann aber, dass es zu teuer sein würde.
    Es war billiger, die Scherben aufzulesen und in die Wiederverwertung zu geben. Geradeso wie angehende Studenten einen wirtschaftlichen Vorteil gegenüber Robotern darstellen, verwendete man altmodisches, bruchempfindliches Glas anstelle des feuer-und bruchfesten Materials.
    »Ich habe Sie schon länger nicht gesehen.«
    Die Stimme erschreckte Grant so sehr, dass er beinahe den Destillierkolben fallen ließ, den er hielt.
    Aufblickend sah er, dass es Zareb Muzorawa war.
    »Ach… ich war immer hier«, sagte Grant. »Bin ziemlich… ah… beschäftigt gewesen, wissen Sie.«
    Muzorawa hakte

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