Jupiter
Tagesdatum und eine Uhrzeit; Grant sah, dass sie nur ein paar Minuten zurücklag. Anscheinend war es eine Aufzeichnung ihres Gesprächs mit den Delphinen.
Und tatsächlich hörte er O’Haras Stimme: »Einen schönen guten Morgen, Lancelot. Und dir, Guinevere.«
Dann hörte er das Klicken und Knacken der Delphine. Der Computerschirm zeigte: GRÜSSE O’HARA.
»Und wie geht es dem kleinen Galahad?«
BABY WÄCHST.
O’Hara sagte: »Ich muss jetzt gehen. Und in ein paar Minuten ist eure Fütterungszeit. Später werde ich wieder zu euch kommen.«
WIEDERSEHEN O’HARA. GUT FUTTER.
Der Bildschirm wurde leer.
Grant nahm den Kopfhörer ab und blickte O’Hara an. Sie lächelte erwartungsvoll. Zum ersten Mal fiel ihm auf, dass ihr Mund einen etwas offenen Biss hatte; es sah seltsam sinnlich aus.
»Nun?«, fragte O’Hara. »Was halten Sie davon.«
Grant wusste, dass er diplomatisch sein sollte, hörte sich aber sagen: »Ich denke, dass der Computer diese Antworten unabhängig von den Geräuschen der Delphine ausgedruckt haben könnte.«
Ihre Augen blitzten einen Moment auf, aber dann nickte sie nachdenklich. »Na gut. Sie werden eines Tages einen guten Wissenschaftler abgeben. Skeptisch. Das ist nie verkehrt.«
»Ich meine…«
»Ach, ich weiß, was Sie meinen, Mr. Archer. Und Sie würden Recht haben, wäre da nicht die Tatsache, dass der Computer Tausende von Antworten und Äußerungen der Delphine gespeichert und kategorisiert und sehr gründlich analysiert hat.«
»Das bedeutet noch immer nicht, dass er übersetzt, was diese Geräusche für die Delphine tatsächlich bedeuten.«
»Wieso nicht? Wie erklären Sie dann die Tatsache, dass die Delphine jedes Mal, wenn ich >guten Morgen< zu ihnen sage, mit genau der gleichen Abfolge von Geräuschen antworten, das heißt mit demselben Ausdruck?«
»Woher wissen Sie, dass Ihr Ausdruck bedeutet, sie verstünden, was Sie sagten, und erwiderten Ihren Gruß?«
»Die Sprechanlage übersetzt meine Worte natürlich in ihre Sprache.«
»Trotzdem…«
O’Hara schien erfreut über Grants Unglauben. Sie griff sich einen Kopfhörer vom benachbarten Computer, schob ihn über ihr kastanienbraunes Haar und sagte ins Mikrofon: »Sprachdemonstration eins siebzehn, bitte.«
Grant merkte nicht, dass er sie anstarrte, bis sie ihn kurzerhand beim Kinn fasste und sein Gesicht zum Bildschirm zurückdrehte.
15. EINE FRAGE DER INTELLIGENZ
Es war weniger eine Demonstration als vielmehr eine Lehrveranstaltung. Von keinem Geringeren als Dr. Wo.
Grant saß und beobachtete und lauschte. Und lernte. Aufbauend auf annähernd einem Jahrhundert geduldiger Versuche von Forschern, eine sinnvolle Kommunikation mit Delphinen zustande zu bringen, hatten Dr. Wo und eine Hand voll Biologen der Station
– darunter Lane O’Hara – ein Wörterbuch der Delphinsprache geschaffen.
»Wenn die gleiche idiomatische Wendung in derselben Situation gebraucht wird, und zwar jedes Mal«, sagte Wos Stimme über einer Videoszene von drei Delphinen, die träge im Kreis schwammen, »dann können wir daraus folgern, dass die Wendung oder Abfolge von Tönen tatsächlich ein Wort repräsentiert, zusammengesetzt aus wirklichen Phonemen – vorsätzlichen Tönen mit der Absicht, eine Bedeutung mitzuteilen.«
Während Grant zusah, stiegen zwei menschliche Gestalten in schwarzen Tauchanzügen in den Tank. Die transparenten Helme, die ihre Köpfe umschlossen, zogen Blasenbahnen hinter sich her. Grant konnte die Gesichter nicht erkennen, aber eine der beiden Gestalten hatte die geschmeidige, schlanke Figur von O’Hara.
Die menschlichen Schwimmer hatten längliche Kästen aus Metall oder Kunststoff vor die Oberkörper geschnallt. Aus den Kästen drangen delphinartige Geräusche, Klicken und Knacken und Pfiffe, und die Delphine antworteten mit ihrem eigenen Geschnatter.
»Man darf folgern«, sagte Wos Stimme, »dass die Delphine eine wirkliche Sprache entwickelt haben. Es ist uns gelungen, einige ihrer Wendungen in menschliche Sprache zu übertragen, und umgekehrt.«
Etwas war seltsam an Dr. Wos Stimme, dachte Grant. Sie schien voller und tiefer, als er sie von seiner anstrengenden Begegnung mit dem Direktor in Erinnerung hatte. Dort hatte Wos Stimme sich heiser, kratzig und mühsam angehört. In dieser Videoaufzeichnung kam seine Stimme jedoch entspannt und volltönend durch. Vielleicht lag es nur an mir, dachte Grant. Vielleicht hörte er sich schlimmer an, als er tatsächlich war. Dennoch machte ihm der Unterschied
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