Jupiter
zu schaffen.
»… schlüssige Beweis, dass die Delphine wirklich Sprache gebrauchen, kann in dieser Demonstration verfolgt werden«, sagte Wo.
Eine andere menschliche Stimme – sie klang wie O’Haras – fragte: »Kannst du einen Ring für mich blasen?«
Einer der Delphine schwamm auf sie zu und stieß aus dem Atemloch eine Serie von Blasen aus, die einen unregelmäßigen, aber erkennbaren Ring formten. Als der Blasenkreis sich ausweitete und zur Oberfläche des Tanks aufstieg, schwamm der Delphin aufwärts und durch den Ring. Dabei quiekte und klickte er in schneller Folge.
»Man beachte«, sagte Wos Stimme, »dass für diese Vorführung keine Belohnung geboten wurde. Der einzige Austausch zwischen dem menschlichen Experimentator und dem Delphin war hörbare Kommunikation.«
Am Ende der Videoaufzeichnung erschien Dr. Wo in seinem Büro, wo er am Schreibtisch saß und aufmerksam in die Kamera blickte.
»Zwar bleibt uns ein weiter Bereich der Delphinsprache aus Gründen, die zweifellos mit der weiten Kluft in den Umweltbedingungen und dem Sozialverhalten zwischen unseren beiden Arten zu erklären sind, außerhalb unserer Reichweite, doch ist es uns gelungen, ein primitives Wörterbuch der Delphinsprache zu erarbeiten. Das heißt, wir können menschliche Sprache genau und wiederholbar in Phoneme der Delphine übertragen und umgekehrt. Zwar ist dieses Wortverzeichnis vorerst auf ein gutes Dutzend Wendungen beschränkt, aber die Arbeit dauert an, und das Wörterbuch wird wachsen.«
Wo stand auf und ging langsam um seinen Schreibtisch. »Unser Ziel, wie wir zu Beginn dieser Demonstration erklärt haben, ist das Verstehen der intellektuellen Arbeitsweise einer fremden Intelligenz. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.«
Der Bildschirm wurde dunkel, aber Grant starrte noch mehrere Augenblicke hinein. In der Videoaufzeichnung konnte Dr. Wo stehen und gehen. Doch als Grant ihn gesehen hatte, waren seine Beine schrecklich atrophiert und nutzlos; der Mann musste in einem Rollstuhl leben. In dieser Videoaufzeichnung aber waren seine Beine unzweifelhaft kräftig und normal.
Als Grant den Kopfhörer abnahm, fragte O’Hara lächelnd: »Nun, sind Sie jetzt überzeugt, ungläubiger Thomas?«
»Was ist mit Dr. Wo geschehen?«
Ihr Lächeln erlosch. »Ah, ja. Die Videoaufzeichnung wurde vor dem Unfall gemacht.«
»Was für einem Unfall?«
Sie spannte die Lippen; beinahe sah es aus, als wollte sie darauf beißen. Dann erwiderte sie kopfschüttelnd: »Das bleibt am besten ungesagt, Mr. Archer. Sensible Information, wissen Sie.«
Grant lehnte sich im fahrbaren Bürostuhl zurück, um in ihre graugrünen Augen aufzublicken. »Was kann so ungemein sensibel sein? Wem sollte ich davon erzählen? Ich bin in dieser Station eingesperrt, die einzigen Leute, die ich treffe, wissen bestimmt alles über dieses sensible Zeug!«
O’Hara setzte zu einer Antwort an, schien es sich dann anders zu überlegen. Sie holte Atem und sagte: »Das sind Dr. Wos Anweisungen. Wenn er Informationen als sensibel erklärt, dann sind sie es. Er ist der Direktor, und wir tun, was er uns anschafft… sonst…«
»Sonst was?« Grant wurde von Sekunde zu Sekunde zorniger. »Was kann er uns tun? Wir sitzen hier draußen fest. Will er uns etwa mit einem schlechten Zeugnis nach Haus schicken?«
Sie sah ihn mitleidig an. »Es ist besser, Sie wissen nicht, was er Ihnen tun kann, Mr. Archer, glauben Sie mir.«
»Grant«, sagte er automatisch. Es kam verdrießlich heraus, beinahe murrend.
»Grant«, sagte sie. »Und meine Freunde nennen mich Lane.«
Sie versuchte ihn zu besänftigen, seine Gedanken von der Frage sensibler Information und der Macht abzulenken, die Dr. Wo als Direktor der Station ausüben konnte.
Aber etwas ging hier vor, das Wo geheim hielt. Nicht einmal die IAB ließ er wissen, was er tat. Unterließ er es, weil die Neue Ethik ihre Vertreter im Beirat der Behörde hatte?
Mit einem Blick auf ihr Handgelenk sagte O’Hara: »Es ist beinahe zu spät zum Mittagessen. Kommen Sie, gehen wir zur Cafeteria, bevor sie schließt.«
Grant folgte ihr zum Labor hinaus in den Hauptkorridor. Dort wimmelte es von Menschen, die in beiden Richtungen unterwegs waren. Er ging neben Lane, und wieder fiel ihm ihr leichtes Hinken auf. Aber er fragte sie nicht danach, weil er vermutete, dass sie ihm eine Abfuhr erteilen und sagen würde, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern. Vielleicht war auch das sensible Information.
Stattdessen fragte er:
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